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ARD-Krimi „Die Toten von Marnow“Wenn die Bösen nicht nur böse sind

Mit dem Krimi-Mehrteiler an der Mecklenburger Seenplatte zeigt die ARD, was sie kann. Ein dicht erzählter Plot mit interessanten Charakteren.

Einem Skandal auf der Spur: Kommissarin Lona Mendt (Petra Schmidt-Schaller) und ihr Kollege Foto: NDR/Polyphon/Philipp Sichler

Wer Schwerin und die Mecklenburger Seenplatte gut kennt, wird seine Freude an dem mehrteiligen Krimi „Die Toten von Marnow“ haben. Dem NDR, der die Serie federführend betreute, dürfte die Region neue Kurzurlauber zu verdanken haben, wenn man denn wieder unbeschwert reisen kann. Sogar das eigentlich öde Schweriner Neubaugebiet „Großer Dreesch“ mit dem Fernsehturm aus DDR-Tagen sieht aus der Vogelper­spek­tive irgendwie gut aus.

Überhaupt die DDR. Die liegt wie ein Fluch über diesem Mehrteiler. Das war zu erwarten, wenn so ein aufwendig produzierter Krimi im Ostdeutschland von Heute angesiedelt ist. Es geht nicht ohne den DDR-Geheimdienst. Aber das stört hier überhaupt nicht.

Alles fängt schön kompliziert an. Da soll ein Mann aus dem Weg geräumt werden. Doch der Attentäter (Jörg Schütt­auf) kommt zu spät. Der Typ ist schon tot, regelrecht massakriert. Als die Polizei anrückt, hat die Leiche ihren Platz gewechselt, die Wohnung wurde durchsucht, von einer Pinnwand mit alten (analogen) Fotos fehlen welche, dafür tauchen verfängliche (digitale) auf.

Die ermittelnden Kommissare Lona Mendt (Petra Schmidt-Schaller) und Frank Elling (Sascha Geršak) sind ambivalente Charaktere, Typen mit Ecken und Kanten, mit Brüchen in ihren Biografien. Sie lebt in einem Wohnwagen, warum, wird später bitter deutlich. Er wohnt mit Frau und Tochter in einem schicken Eigenheim, eindeutig über seine Verhältnisse, genau das wird später noch wichtig. Und nach weiteren Toten ist klar, dass ein Serienmörder umgeht, der seine Opfer wahllos auswählt. Aber von wegen. Natürlich hängt alles mit allem zusammen.

Der Krimi

„Die Toten von Marnow“, Sa., 13.3., Mi., 17.3. und Do., 18.3., 20.15 Uhr, ARD. Alle Folgen auch in der ARD-Mediathek.

Die Serienmacher haben alles perfekt gemacht. Der Plot ist spannend, so gut wie nicht vorhersehbar, es gibt krasse Wendungen, ja richtige Knaller. Und man lässt zentrales Personal sterben, wo doch sonst immer nur die Nebenrollen ihr Leben lassen müssen. Kamera und Musik, Ausstattung und Schnitt, einfach alles ist von bester Qualität. Den Figuren lässt man Zeit, sich zu entwickeln. Allein die Dia­loge sind erste Sahne.

Schön vor allem, dass Offensichtliches nicht noch ausgesprochen werden muss, dass lange Blicke reichen, ein Schulterzucken. Mehr vom dicht erzählten Plot, in dem die Guten nicht nur gut und die Bösen nicht nur böse sind, muss nicht verraten werden. Ach ja, die ARD hat sich „mehr Mehrteiler“ fürs lineare Programm und (in kürzeren Folgen) die Mediathek vorgenommen. Bitte öfter solche Produktionen!

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3 Kommentare

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  • 9G
    92293 (Profil gelöscht)

    Nun ja es ist ein klassisches Miniserie Konzept, das Verhältnis zwischen privater lebenssituation und arbeitspektrum läßt sich gut Wichten bei einem längeren zeitpensum und sehr gut entspannen bzw. ausgleichen mit Landschaftsaufnahmen. Die Sicht von oben mit Drohnen gibt dem Zuschauer das Gefühl mehr zu erfassen und aufzuarbeiten. Ansonsten sind einige Anleihen von Tatortfolgen dabei; Untergebene verführen gabs nicht nur einmal. Mehrere Dialoge sind schon fast ein Repetitiv bei Tatort. Der Vorspann ist eine Anleihe eines Western mit Clint eastwood und mal ehrlich australische nachtaufnahmen und lonely lost in the task wirkt auch auf dem 5.Kontinent erdiger. Wenn es dann noch mal eine Serie im deutschen Wald gibt, dann haben wir wohl ein zeitdokument zu monokultur und regionaltypischen Wäldern die es bald nicht mehr gibt.

  • 1G
    17900 (Profil gelöscht)

    Spannend und unterhaltsam!

  • Klaro, kaum erspäht schon in der Mediathek festgehangen.



    Bis zum Ende was im realen Leben gewisse Diskusionen hervorgerufen hat.(Ick konnt nich aufhören)



    Dem Beitrag kann ich mich total anschließen.



    Die Schauspieler sind gut, ich tendiere mit etwas Vorsprung zu Petra Schmidt- Schaller das hat was mit Schwimmen zu tun.



    Ich habe auch gedacht, juti, die Brandenburg Aufnahmen, See, Zeltplatz, Stimmung.



    ...Kamera und Musik, Ausstattung und Schnitt, einfach alles ist von bester Qualität. ...



    Jenau.



    Bei der Schlußszene mußt ick kichern(obwohl ernst) weil ich mir vorstellte wie oft die Szene gedreht wird, was macht die Maske und die eventuell zu schauenden Kollegen.