AOL kauft "Huffington Post": Eine gewagte Strategie
Der amerikanische Internetkonzern AOL kauft den linken politischen Blog "Huffington Post" für 315 Millionen Dollar. Eine ungewöhnliche Ehe.
Nur Champignons hätten die Verbindung noch verhindern können. Denn die Übernahme der Huffington Post durch AOL wurde beim Mittagsessen im Haus von Arianna Huffington geschmiedet und AOL-Chef Tim Armstrong mag keine Pilze. Dafür mag AOL die Huffington Post und hat 315 Millionen Dollar für den linken politischen Blog ausgegeben. 300 Millionen des Kaufpreises fließen in bar, der Rest in Aktien. "Eine Verbindung von Visionen", jubelt Huffington auf ihrer Seite.
Die Gründerin des wohl einflussreichsten Alternativmediums in den USA wird unter dem neuen Dach Chefin über den gesamten Nachrichtenbereich. Eine linke News-Chefin in einem Internetkonzern, der politisch als eher unabhängig gilt - eine ungewöhnliche Verbindung.
AOL bekommt durch die Übernahme Zugriff auf eine Masse von Nachrichten und Millionen von Lesern. Mit etwa 25 Millionen Besuchern pro Monat gehört die Huffington Post zu den meistbesuchten Seiten in den USA. Ein perfektes Anzeigenumfeld.
Für AOL ist es eine Chance, neue Geschäftsfelder zu erschließen. Das Kerngeschäft mit Internetzugängen schrumpft kontinuierlich, eine Fusion mit Time Warner 2001 scheiterte grandios und mittlerweile ist AOL wieder alleine unterwegs. Und nicht nur das Kerngeschäft schrumpft: Im vierten Quartal 2010 verzeichnete der Konzern im Anzeigengeschäft einen Verlust von 29 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. "Es ist eine gewagte Investition, die perfekt zu unserer Strategie passt", zitiert die New York Times Konzern-Chef Armstrong. Man glaube an die Zukunft des Internets und an die Zukunft von Inhalten dort.
AOL setzt also künftig auf Nachrichten. Bereits im vergangenen Jahr kaufte AOL für 25 Millionen Dollar den Technologieblog techcrunch.com. Die Inhalte im Falle der Huffington Post sind jedoch vielfach von anderen Seiten generiert werden. Erst in letzter Zeit wurden vielfach Journalisten von etablierten Zeitungen wie der New York Times oder Newsweek abgeworben, um verstärkt eigene Inhalte zu produzieren.
Dennoch ist der Einfluss der Huffington Post groß. Denn die Seite bezieht die User über eine große Community mit ein. Wächst der Einfluss der 2005 gegründeten Seite stetig, hat sie nach Angaben von Gründerin Huffington im vergangenen Jahr auch erstmals Gewinn gemacht.
Huffington verspricht sich von der Verbindung mit AOL eine größere Leserschaft. Sowohl die globale Reichweite als auch der regionale Markt in den USA sollen gestärkt werden. AOLs patch.com könnte dabei helfen. Das Portal bietet in mehr als 800 amerikanischen Städten regionale und lokale Nachrichten an. Es gibt aber auch noch viele blinde Flecken auf der US-Landkarte hat.
Der Kultur und die Mission der Huffington Post werde sich durch die Verbindung mit AOL nicht verändern, verspricht Huffington ihren Lesern. Das sie eine einflussreiche Position behalten wird, unterstützt diese These. Doch ob sich die Einzigartigkeit der Huffington Post unter dem Dach eines riesigen Konzerns bewahren lässt, bleibt abzuwarten.
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