AKWs im Ukrainekrieg: Vermittler dringend benötigt
Will man einen GAU an den AKWs Saporischschja und Kursk verhindern, braucht es Vermittler, die von beiden Seiten akzeptiert werden.
R ussland beschuldigt die Ukraine, das AKW Kursk militärisch angreifen zu wollen. Dass es selbst das Land ist, das zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte ein AKW militärisch überfallen hat, scheint der Kreml „vergessen“ zu haben.
Nun mag in dem russischen Vorwurf viel Propaganda drin sein. Die offizielle Ukraine hat diesen Vorwurf scharf zurückgewiesen. Gleichwohl gibt es in der ukrainischen Öffentlichkeit Stimmen, die einer Eroberung des AKW Kursk oder zumindest der Androhung einer Eroberung das Wort reden.
Für den gut informierten ukrainischen Militärhistoriker Michail Schirochow beispielsweise ist in einem Gespräch mit dem renommierten Portal nv.ua ein Versuch der Ukraine, das AKW Kursk einzunehmen, ein mögliches Szenario. Und somit eine gute Chance, Russland zur Rückgabe des AKW Saporischschja an die Ukraine zu bringen.
IAEA oder Katar könnten vermitteln
Kampfhandlungen im Umfeld eines AKW können dieses auch dann beschädigen, wenn es niemand gewollt hat. Das AKW Kursk hat wegen der Kämpfe sein Personal reduziert. In der Folge haben die verbliebenen Mitarbeiter mehr Stress und Arbeit. Sicherer machen diese Personalkürzungen das AKW bestimmt nicht.
Will man einen GAU an den AKWs Saporischschja und Kursk verhindern, braucht es Vermittler, die von beiden Seiten akzeptiert werden und die Kompetenz und Erfahrung in Verhandlungen mit Russland und der Ukraine haben. Und da kommen aktuell nur zwei infrage: Rafael Grossi, der Chef der Atomenergiebehörde IAEA, und die politische Führung von Katar.
Grossi hatte in zähen Verhandlungen mit Kiew und Moskau die Zustimmung beider Seiten zu einer Beobachtermission der IAEA im AKW Saporischschja durchgesetzt und kein Staat der Welt hat in der jüngsten Vergangenheit so viele Gefangenaustauschaktionen zwischen Russland und der Ukraine vermittelt wie Katar. Und so ist es auch kein Zufall, dass ausgerechnet Katar russisch-ukrainische Verhandlungen eingefädelt hatte, die wegen des ukrainischen Angriffs auf russisches Gebiet auf Eis gelegt worden sind.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Bis Freitag war er einer von uns
Elon Musk und die AfD
Die Welt zerstören und dann ab auf den Mars
Anschlag in Magdeburg
Der Täter hat sein Ziel erreicht: Angst verbreiten
Bankkarten für Geflüchtete
Bezahlkarte – rassistisch oder smart?
Magdeburg nach dem Anschlag
Atempause und stilles Gedenken
Bundestagswahl 2025
Parteien sichern sich fairen Wahlkampf zu