AKW-Gegner starb 2004: Gedenken an Sébastien Briat
Vor 15 Jahren starb der französische Anti-AKW-Aktivist Sébastien Briat bei einem Unfall. In Hitzacker wird nun ein Gedenkstein für ihn aufgestellt.
Der tödliche Unfall ereignete sich in Frankreich in der Nähe von Nancy. UmweltschützerInnen wollten den in La Hague mit hochradioaktivem Atommüll beladenen Zug auf seinem Weg nach Gorleben durch eine Gleisblockade stoppen. Sie hatten Metallrohre unter die Schienen geschoben, in denen sich einige Aktivisten anketten wollten. Eine „Vorwarngruppe“ sollte den Zug vor der betreffenden Stelle zum Halten bringen.
Wegen einer Verkettung unglücklicher Umstände – so war der dem Transport vorausfliegende Hubschrauber gerade zu einem Tankstopp gelandet –, aber auch wegen Kommunikationspannen der Atomkraftgegner, reduzierte der Zug seine Geschwindigkeit nicht, sondern jagte mit fast 100 Stundenkilometern auf die hinter einer Kurve gelegenen Blockadestelle zu.
Den neben den Gleisen liegenden, noch nicht angeketteten Aktivisten blieben nur wenige Sekunden Zeit, um sich von der Schiene zu entfernen. Sébastien schaffte es nicht. Er verblutete noch vor Ort. Sébastien, der auch Mitglied der anarcho-syndikalistischen Gewerkschaft CNT war, wurde nur 22 Jahre alt.
Gedenkveranstaltung mit großem Polizeiaufgebot
Im Wendland, wo sich Tausende DemonstrantInnen auf die Ankunft der Atommüllfuhre vorbereiteten, löste die Nachricht einen Schock aus. Es gab spontane Trauerkundgebungen, mehrere „Spaßaktionen“ wurden abgesagt, ansonsten gingen die Proteste aber weiter.
Am 15. Todestag Sébastiens, am 7. November also, kamen in Dannenberg rund 250 Menschen zu einer Gedenkveranstaltung zusammen. Auch die Polizei war mit einem großen Aufgebot vertreten. Beamte hinderten die Menge am Betreten des Bahngeländes. „Den Gedenkstein dort aufzustellen, war nicht möglich“, sagte Wolfgang Ehmke von der Bürgerinitiative (BI) Umweltschutz Lüchow-Dannenberg zur taz.
Das wird nun im 15 Kilometer entfernten Hitzacker nachgeholt. Der Stein soll auf einem Grundstück des „Kulturbahnhofs Hitzacker“ platziert werden. Dieser Verein baut das historische Bahnhofsgebäude aus Backstein derzeit zu einem Kulturzentrum aus. „Sébastien starb in einem Kampf, der der unsrige war“, erklärte die BI.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Pistorius lässt Scholz den Vortritt
Der beschädigte Kandidat
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
Berlin nimmt Haftbefehl zur Kenntnis und überlegt