58-facher Mord auf den Philippinen: Höchststrafe für Ampatuan-Massaker
Bei dem Angriff im Jahr 2009 waren 58 Menschen ermordet worden, darunter 32 Journalisten. Nun wurden die Täter zu bis zu 40 Jahren Haft verurteilt.
Beim sogenannten Ampatuan- oder Maguindanao-Massaker vom 23. November 2009 waren 58 Menschen brutal ermordet worden, darunter 32 Medienvertreter. Die anderen Opfer waren Angehörige und Unterstützer von Ismael Mangudadatu, dem damaligen Vize-Bürgermeister der Stadt Buluan. Dieser wollte im Mai 2010 für das Amt des Provinzgouverneurs kandidieren.
Sein Rivale, der damalige Amtsinhaber Andal Ampatuan Senior, war als einer der Hauptdrahtzieher der Bluttat festgenommen worden. Er verstarb 2015 während der Haft. Seinen Sohn Andal Ampatuan Junior beschuldigte die Justiz, mehr als 100 Bewaffnete der familieneigenen Miliz angeführt und persönlich Menschen erschossen zu haben.
Menschenrechtler und Journalistenverbände begrüßten den Richterspruch. Der Gerichtsentscheid müsse die politische Führung veranlassen, endlich zu handeln, um staatliche Unterstützung für Privatarmeen und Milizen zu beenden, erklärte der Vize-Asienchef von „Human Rights Watch“, Phil Robertson.
Zeugen wurden ermordet oder bedroht
Ähnlich äußerte sich das in New York ansässige „Komitee zum Schutz von Journalisten“ (CPJ): „Obwohl wir bedauern, dass es zehn Jahre gedauert hat, hoffen wir, dass dieses wegweisende Urteil den Kreis der Straflosigkeit für Morde an Journalisten auf den Philippinen durchbricht“, sagte Südostasien-Vertreter Shawn Crispin.
Wechselnde Regierungen hatten juristische Aufarbeitung versprochen, doch die war immer wieder aufgeschoben worden. Zeugen wurden ermordet oder bedroht, auch wurde versucht, Familien der Opfer zu bestechen. Zudem befinden sich etwa 80 weitere Verdächtige des Massenmordes weiter auf der Flucht.
Die Philippinen gelten als eines der gefährlichsten Länder für Journalisten überhaupt. Auf der aktuellen Rangliste zur Pressefreiheit von „Reporter ohne Grenzen“ belegt das Inselreich Platz 134 von 180 Ländern.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Umweltfolgen des Kriegs in Gaza
Eine Toilettenspülung Wasser pro Tag und Person
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja
BGH-Urteil gegen Querdenken-Richter
Richter hat sein Amt für Maskenverbot missbraucht
Stromversorgung im Krieg
Ukraine will Atomkraft um das Dreifache ausbauen