50. Todestag von Erich Kästner: Einer, der den Humor nicht verlor
Seine Bücher wie „Emil und die Detektive“ prägten Generationen von Kindern: Erich Kästner. Vor 50 Jahren starb der Schriftsteller und Pazifist.
Den meisten wohl als Autor von Kinderbüchern und deren Verfilmungen bekannt, prägte Kästner mit „Das doppelte Lottchen“ oder „Emil und die Detektive“ Generationen kleiner Menschen. Selbst wuchs er, 1899 in Dresden geboren, als Einzelkind in kleinbürgerlichen Verhältnissen auf. Mit Beginn des Ersten Weltkrieges endete seine Kindheit, wie er in seinem autobiographischen Roman „Als ich ein kleiner Junge war“ schreibt. Sein Militärdienst 1917 und der Tod vieler Klassenkameraden machten Kästner zum Pazifisten: „Da liegen wir, den toten Mund voll Dreck/Und es kam anders, als wir sterbend dachten/Wir starben. Doch wir starben ohne Zweck“, schreibt er 1928 in einem seiner vielen Gedichte „Stimmen aus dem Massengrab“.
Die 1920er sind eine erfolgreiche Zeit für Kästner: Er studiert Geschichte, Theaterwissenschaften, Philosophie und Germanistik, arbeitet nebenbei als Journalist und Theaterkritiker für die Neue Leipziger Zeitung. 1927 zieht es ihn nach Berlin, wo er erste Gedichtbände und Bücher veröffentlicht. Seine erfolgreichsten Jahre. Hier wird er für seinen stets menschlichen Blick auf die Welt gefeiert. So thematisiert er stets die soziale Ungleichheit, versucht etwa in „Pünktchen und Anton“ gesellschaftliche Barrieren zu überwinden. Auch als Kritiker einer Gesellschaft, die zusehends politisch und moralisch verkommt, macht er sich einen Namen.
In „Fabian. Die Geschichte eines Moralisten“ (1931), seinem ersten Erwachsenenroman, thematisiert er den Zerfall der Weimarer Republik und den Aufstieg der Nazis. 1932 heißt es in seinem Gedicht Marschliedchen: „Wie ihr's euch träumt, wird Deutschland nicht erwachen/Denn ihr seid dumm und seid nicht auserwählt/Die Zeit wird kommen, da man sich erzählt/Mit diesen Leuten war kein Staat zu machen!“ Spätestens mit diesen Worten macht sich Kästner zum Feind der Nazis. Anders als viele seiner Kollegen emigriert er aber nicht, bleibt trotz Schreibverbot. „Ich bin ein Deutscher aus Dresden in Sachsen/ Mich lässt die Heimat nicht fort/ Ich bin wie ein Baum, der – in Deutschland gewachsen – / wenn’s sein muss, in Deutschland verdorrt“, heißt es in einem Vers aus dem Jahr 1943.
1933 steht er am Berliner Opernplatz und muss mit ansehen, wie die Nazi-Studentenschaft die Werke vieler „undeutscher“ AutorInnen wie Karl Marx oder Bertolt Brecht auf einem Scheiterhaufen verbrennt. Darunter auch seine eigenen Bücher und Gedichtbände. „Ich habe Gefährlicheres erlebt, Tödlicheres – aber Gemeineres nicht“, schreibt er dazu. Viel Tagebuch schreibt er in diesen Jahren, in denen er unter seinem eigenen Namen nicht veröffentlichen darf, plant eigentlich nach Kriegsende einen Zeitzeugenroman, verwirft dieses Vorhaben aber, nachdem er mit einem Auschwitz-Überlebenden spricht. Seine eigenen Erfahrungen müssen dagegen zu nichtig gewirkt haben.
Erst nach Kriegsende kann er wieder unter seinem Namen veröffentlichen, beginnt sich politisch zu engagieren: schreibt Reden, plädiert für Abrüstung und protestiert gegen Atomwaffen sowie den Vietnamkrieg, schreibt mit „Die Konferenz der Tiere“ ein pazifistisches Kinderbuch.
Von einer friedlicheren Welt träumte Kästner, der Moralist stets. Auch 50 Jahre nach seinem Tod verlieren seine Werke nicht an Aktualität, bleiben quasi zeitlos, wo Moral verkommt.
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