37 Grad in Deutschland: Heiß, heißer, Hitzewelle

Eine Hitzewelle erreicht das Land. Was braucht unser Körper bei hohen Temperaturen? Wie bereiten sich Altenheime vor, wie kühlen Städte sich ab?

Zwei Frauen schützen sich mit einem Regenschirm vor der Sonne

Besonders vulnerabel bei Hitze sind Senior*innen. Ihre Haut ist dünner und ihr Flüssigkeitsverlust direkter Foto: Rolf Vennenbernd/dpa

Eine neue Hitzewelle erreicht Deutschland. Fast überall werden in der kommenden Woche Temperaturen über 30 Grad erwartet. Wie geht man damit am besten um?

Hitze im Körper

Für den Körper können solche Temperaturen eine Belastung sein, erklärt Jens Wagenknecht vom Hausärzteverband. Dabei sei die bloße Hitze nicht das Gefährliche. „So lange wir im Schatten sitzen und uns nicht großartig bewegen, können wir über 40 Grad überstehen“, sagt er. Schlimmer sei der Verlust von Wasser und Salz durchs Schwitzen. Denn mit dem Schweiß verlieren wir lebensnotwendige Mineralien.

Wird dann kein Salz durch Nahrung oder Getränke nachgeführt, werde es kritisch, sagt Wagenknecht. Ein sogenannter Hitzschlag könne die Folge sein. „Ich rate niemandem dazu, an heißen Tagen ein reines Wassergetränk oder Tee zu trinken.“ Besser seien isotonische Getränke. Der Salzausgleich erfolge sonst nämlich nur über das Essen. Wer also ausschließlich pures Wasser trinkt, muss bei Hitze etwas Salzhaltiges dazu essen.

Hitze im Altersheim

Besonders vulnerabel bei Hitze sind Senior*innen. Ihre Haut ist dünner und ihr Flüssigkeitsverlust direkter. Zudem spürten sie die Dehydrierung häufig nicht, sagt Manuel Gottschalt. „Die stellen die Heizung dann trotzdem auf fünf, ziehen sich eine Strickjacke an und setzen eine Mütze auf.“

Gottschalt ist Heimleiter in einem Altenpflegeheim in Görlitz und kennt das Prozedere bei Hitze mittlerweile. „Das haben wir fast jedes Jahr im Sommer“, sagt er. Es seien „Kleinigkeiten“, die das Pflegepersonal umsetze, um die Hitze für die Heim­be­woh­ne­r*in­nen erträglicher zu gestalten. Die dicke Bettdecke gegen ein dünnes Laken austauschen, den Speiseplan auf leichte Kost umstellen und vor allem ausreichend Getränke zur Verfügung stellen. Das Personal werde vor Hitzewellen nochmal entsprechend eingewiesen, sei aber mittlerweile routiniert.

Die meisten Altenheime haben ein Hitzekonzept wie in Görlitz. Nachholbedarf gebe es eher bei den Gebäuden selbst, sagt Andreas Wedeking vom Verband katholischer Altenhilfe in Deutschland e. V. Da brauche man etwa mehr Schattenspender, wie Markisen oder Bäume im Garten. Auch bauliche Maßnahmen werden laut Wedeking bald nötig sein wie Gebäudedämmungen und intelligente Beschattungskonzepte.

„Ein Anfang wäre es, wenn derartige Maßnahmen regional auch ohne den langwierigen Umweg über Ordnungsbehörden ermöglicht werden könnten“, sagt er. Mehr Sorgen macht sich Wedeking um die Se­ni­or*innen, die in ambulanter Pflege sind. Zu Hause seien sie auf sich allein gestellt und müssten selbst schauen, dass sie für Abkühlung sorgen.

Hitze im Büro

Hitzefrei – das Wort, das bei hohen Temperaturen in der Schule sehnsüchtig erwartet wird. Die Schulleitungen können meist selbst bestimmen, ob sie die Schü­le­r*in­nen früher nach Hause schicken oder sogar einen ganzen Tag frei geben. Für Ar­beit­neh­me­r*in­nen sieht das anders aus. „Grundsätzlich haben Arbeitnehmer kein Recht auf hitzefrei“, sagt Simone Weber, Anwältin für Arbeitsrecht in München.

Bevor man sich also dazu entscheidet, bei Hitze die Arbeit zu verweigern und eine Abmahnung zu riskieren, sollte man das Gespräch mit dem Arbeitgeber suchen. Der ist nämlich laut Arbeitsstättenverordnung dazu verpflichtet, für eine „gesundheitlich zuträgliche Arbeitstemperatur“ zu sorgen. Das heißt: Der Arbeitsplatz muss so gestaltet sein, dass die Arbeitnehmer vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt sind.

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Ab einer Temperatur über 26 Grad schlägt die Verordnung weitere Maßnahmen vor: Morgendliches Lüften, das Bereitstellen von Ventilatoren, Sonnenschutz und kühlen Getränken (Salz nicht vergessen!). Bei über 30 Grad müssen diese umgesetzt werden. „Sollte der Arbeitnehmer über Symptome wie Übelkeit oder Kopfschmerzen klagen, muss der Arbeitgeber darauf eingehen“, sagt Weber.

Am Arbeitsplatz dürfe die Gesundheit nicht gefährdet werden. Ab über 35 Grad gilt der Arbeitsraum ohne weitere Maßnahmen wie Luftduschen oder Wasserschleier als nicht mehr geeignet.

Hitze in der Stadt

In Städten wirkt die Hitze besonders drückend. Zwischen den Gebäuden staut sie sich, der Asphalt speichert die Wärme. Die meisten Städte haben einen Hitzeschutzplan. Die Begrünung von Fassaden und Dächern ist ein Weg, das Stadtklima etwas abzukühlen. „Mehr Grün in der Stadt spendet Schatten und hilft, dass Plätze und Straßen sich weniger aufheizen“, sagt Verena Göppert vom Deutschen Städtetag.

Wichtig sei auch das Freilassen von sogenannten Frischluftschneisen bei der Stadtplanung. So kann Wind für weitere Kühlung sorgen. Kurzfristig geben die Städte Informationen heraus, um die Be­woh­ne­r*in­nen vor der Hitze zu schützen. Koblenz informiert seine Bür­ge­r*in­nen etwa in einem „Hitzeknigge“ über die richtige Verhaltensweise bei hohen Temperaturen. Auf ihrer Internetseite veröffentlichte die Stadt Mannheim eine Liste mit kühlen Plätzen, die öffentlich zugänglich sind, wie Museen, Kirchen und Bibliotheken.

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