36. Jahrestag vom Super-GAU: Das Risiko bleibt groß
In Tschernobyl ist vorerst eine weitere Katastrophe abgewandt. Die russischen Truppen greifen auch AKWs an. Ein Embargo drängt.
D ie weltweit schlimmste Nuklearkatastrophe von Tschernobyl jährt sich zum 36. Mal. Die Debatte über das Andenken hat sich weitgehend auf die Opfer konzentriert. Die Atomindustrie behauptete, dass nur ein paar Dutzend Menschen ums Leben gekommen seien. Oppositionelle wie der weltbekannte russische Wissenschaftler Alexei Yablokov bestanden indes darauf, dass bis zu einer Million Menschen in Mitleidenschaft gezogen wurden.
Wir waren sicher, dass wir über Lektionen der Vergangenheit reden. Dann begann der Krieg in der Ukraine und brachte die Angst vor einem neuen nuklearen Unglück oder sogar dem Einsatz von Atomwaffen zurück. Russische Truppen greifen Atomkraftwerke an, darunter das stillgelegte Gelände von Tschernobyl mit vielen Tonnen Atommüll, der permanente Kühlung braucht, wenn wir keine Wiederholung des Super-GAUs wollen.
Vorläufig konnte eine neue Katastrophe verhindert werden, aber das Risiko bleibt extrem groß. Der wichtigste Grund für den Krieg von Russlands Präsident Wladimir Putin ist, dass er genug Geld dafür hat. Das Geld kommt aus dem Export fossiler Brennstoffe in erster Linie an die Europäische Union. Mit dem Geld aus dem Treibstoffhandel finanziert Putin Gewehre, Munition und Raketen.
Es schien, als sei Russland ein zuverlässiger Partner gewesen, bis es den Krieg begann. Doch es hat warnende Vorzeichen gegeben. Putin hat 2008 gegen Georgien Krieg geführt und 2014 gegen die Ukraine. Er zerstörte demokratische Institutionen, unterdrückte die Zivilgesellschaft und brachte unabhängige Medien in Russland zum Schweigen. Für viele europäische Regierungen und Firmen war es bequem, die Augen vor diesen Entwicklungen zu verschließen.
Ein noch größerer Krieg in Europa kann nur verhindert werden, wenn Europa die Abhängigkeit vom russischen Öl kappt und damit dem russischen Regime das Geld für Krieg entzieht. Ein vollständiges Treibstoffembargo muss umgehend eingeführt werden.
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