3. Fußball-Liga: Drittklassige Lösung
Der DFB verordnet trotz vieler Bedenken den Neustart der Dritten Liga und verspielt das Vertrauen wichtiger Bündnispartner. Das ist hochriskant.
V ermutlich hätte der Deutsche Fußball-Bund seine Anweisung gern mit der schlichten Autorität und Eleganz eines Franz Beckenbauers vorgetragen: „Geht's raus und spielt's Fußball.“ Schluss mit der leidigen Taktiererei dieser Drittligaklubs, deren Position zum diskutierten Spielabbruch der laufenden Saison doch auffällig stark vom jeweiligen Tabellenstand beeinflußt schien und die Liga in zwei ähnlich große Lager teilte.
Doch so einer großen Fußballbehörde fehlt es erst recht in Krisenzeiten an der Leichtigkeit eines Franz Beckenbauers. Deshalb erklärte der DFB in einer Pressemitteilung die Wiederaufnahme der Saison ab dem 30. Mai etwas umständlicher: „Der Beschluss wurde im schriftlichen Umlaufverfahren getroffen. Die bevorstehende Rückkehr in den bundesweiten Spielbetrieb der 3. Liga erfolgt unter Berücksichtigung der politischen Verfügungslagen.“
Hinter dem gestelzten Bürokratendeutsch ließ sich der Unmut des DFB kaum verbergen. Der Verband sieht sich in diesen Wochen nämlich einem großen Problem ausgesetzt. Die Politik lässt sich nicht nur für die Interessen des großen Fußballs einspannen, sondern auch für die Interessen des kleinen Fußballs. Jede Menge Honig haben die Fußballfunktionäre zuletzt den loyalen Freunden von den Kabinettsbänken, die dem DFL-Konzept für den Neustart der ersten beiden Profiligen inmitten der Pandemie erst zum Erfolg verholfen haben, um den Bart geschmiert. Karl-Heinz Rummenigge hat das Zusammenwirken auf die knackige Formel gebracht: der Bundesliga-Fußball ist in diesen Tagen Werbung für die deutsche Politik.
Die Corona-Beschlüsse der Kabinette in Sachsen-Anhalt und Thüringen stehen indes quer zum Bestreben des DFB, die dritte Liga zum Laufen zu bringen. Bis zum 5. Juni darf der abgeschlagene Tabellenletzte Carl Zeiss Jena auf behördliche Anweisung sein Stadion nicht nutzen. Das Training kann dort bislang ebenso wie bei den abstiegsgefährdeten Klubs aus Magdeburg und Halle in Sachsen-Anhalt nur eingeschränkt durchgeführt werden. Weil all diese Klubs für einen Abbruch und eine Annullierung der Saison eintreten, steht nun der Verdacht politischer Kumpanei im Raum.
Riskante Folgen
So stellt sich der DFB die Zusammenarbeit zwischen Fußball und Politik nicht vor. Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff berichtete vor gut zehn Tagen von „unerträglichem Druck“ seitens des DFB, der mit dem Lizenzentzug der betroffenen Vereine gedroht habe.
Die Verbandszentrale mühte sich zuletzt um gemäßigtere Töne. DFB-Präsident Keller erklärte noch am Dienstag, man werde „alles daransetzen, die Liga komplett zu überzeugen.“ Keine 48 Stunden später folgte die Basta-Ansage. Offenkundig ist der unter Zeitdruck stehende DFB daran gescheitert, alle auf Linie zu bringen. Die Folgen sind höchst riskant.
Die Verantwortlichen aus Jena kündigten die Einleitung rechtlicher Schritte an. Juristisch scheint die Wettbewerbsverzerrung des Kaltstarts der 20 sehr unterschiedlich gut vorbereiteten Teams auf der Hand zu liegen. Dass der DFB auf eine Konsenslösung verzichtet, birgt zudem eine andere Gefahr.
DFL-Geschäftsführer Christian Seifert hat darauf hingewiesen, wie wichtig die Einigkeit und Disziplin aller für den Erfolg der Fortführung der Saison in Zeiten einer Pandemie ist. Doch warum sollten sich Vereine, die eh nicht mitspielen wollen, weil sie die Mehrkosten und den Abstieg fürchten, penibel an Hygieneregeln halten?
Der DFB hat es in den letzten Jahren auch versäumt, eine Vertrauensgrundlage in der Liga zu schaffen, die Spielzeit für Spielzeit größere Schuldenberge anhäuft. Sehr bildhaft hat es einst der langjährige Präsident von Unterhaching, Engelbert Kupka, formuliert: „Die dritte Liga hat man geschaffen wie ein Kind, um dessen Alimente man sich heute drückt.“ Dass der DFB jetzt eine Taskforce einsetzt, die sich für eine wirtschaftlich gesicherte dritte Liga einsetzen soll, kommt reichlich spät. Die jeweiligen Kommunen und Bundesländer haben häufig ausgeholfen, um drittklassigen Fußball am Leben zu halten. Es ist eine Zusammenarbeit, die künftig häufiger und grundsätzlicher in Frage gestellt werden sollte.
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