25 Jahre Münchner „Tatort“: Unter Schmerzen
Der Münchner „Tatort“ feiert Jubiläum: 25 Jahre ermitteln Batic und Leitmayr – diesmal im Rotlichmilieu. Aber erstmal anstoßen, mit Espressi. Prost!
„Sonnenbank, Aidstest, erster Tag ist immer frei.“ Freie Unternehmerinnen nennt Bordellbetreiber Harry (Robert Palfrader) seine rumänischen Prostituierten – und Kommissar Batic (Miroslav Nemec) lächelt bloß etwas schief dazu, denn man kennt sich von früher: Batic bekommt in dieser München-„Tatort“-Jubiläumsfolge – 25 Jahre, nur Ulrike Folkerts ermittelt als Lena Odenthal in Ludwigshafen noch länger – eine Vergangenheit bei der Sitte in die Vita geschrieben. Harry hat dem Kommissar damals die Szene sauber gehalten beziehungsweise sich bei den Aufräumarbeiten nie erwischen lassen.
Pech nur, dass nun doch etwas schiefgegangen ist. Für eine von Harrys „Unternehmerinnen“ lief ein „Abendtermin“ etwas aus dem Ruder. Nun ist die junge Rumänin tot, vermeintlich erwürgt vom Cousin für Drogengeld. Und weil alles so schön zusammenpasst, Motiv und Milieu, ein schnelles Geständnis und die Routine der Kommissare, hat Batic am Ende kein gutes Gefühl mehr. Also nochmal her mit den Akten.
Ja, es tut tatsächlich weh, wo Batic und Kollege Leitmayr (Udo Wachtveitl) dann hingehen: Schmutzig ist die Welt des freien Unternehmerinnentums, und daran sind nicht deren billigen Netzstrumpfhosen schuld. Da sind der alte Münchner Geldadel und die unschöne Sexparty des Filius.
München-„Tatort“: „Mia san jetz da wo’s wehtut“; So., 20.15 Uhr, ARD.
Da sind Harrys gewöhnliche Schläger, die eine flüchtige Unternehmerin (Mercedes Müller) wieder einfangen sollen – denn am Ende sind einige eben doch freier als andere. Ein Lob an dieser Stelle für die Musik von Richard Ruzicka. Zart und sehr verloren, wie das Mädchen, das sich – soviel sei verraten – wieder anfindet.
Die Kommissare feiern in dieser Folge übrigens 25 Jahre Dienstjubiläum und trinken zur Feier des Tages Espresso aus Pappbechern. Das tut auch irgendwie weh. Passt also. Prosit!
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Müntefering und die K-Frage bei der SPD
Pistorius statt Scholz!
Kampf gegen die Klimakrise
Eine Hoffnung, die nicht glitzert
Krieg in der Ukraine
Biden erlaubt Raketenangriffe mit größerer Reichweite
Unterwanderung der Bauernproteste
Alles, was rechts ist
Die Brennelementefabrik und Rosatom
Soll Lingen Außenstelle von Moskaus Atomindustrie werden?
Rentner beleidigt Habeck
Beleidigung hat Grenzen