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20-Kilogramm-Grenze für PaketePost von Wegner

Pakete ab 20 Kilo sollen Zu­stel­le­r:in­nen nicht allein tragen, fordert Verdi. Kai Wegner findet eine neue Rolle bei der Post.

Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) in seiner neuen Rolle bei der Post Foto: Moritz Tübbecke

Aus Berlin

Moritz Tübbecke

Post vom Regierenden Bürgermeister landet selten im Briefkasten. Einige Ber­li­ne­r:in­nen dürften sich jetzt aber darauf freuen. Denn am Dienstagmorgen hievt Kai Wegner (CDU) Pakete auf Fließbänder in einem DHL-Zustellungszen­trum in Charlottenburg und verlädt sie in Lieferwägen.

Politiker wie der Regierende Bürgermeister sollen nicht glauben, dass so eine Zustellung erst in ihrem Treppenhaus beginnt, sagt Aris Harkat, Gewerkschaftssekretär bei Verdi. Die Dienstleistungsgewerkschaft hatte Wegner zum Termin eingeladen. Verdi will ihn davon überzeugen, dass eine Person nicht alleine Pakete ausstellen sollte, die 20 Kilogramm oder mehr wiegen.

Wegner hat eine Verdi-Weste über sein Hemd gestreift, steht in einer Anlieferstation, umringt von Päckchen, die sich bis an die Decke stapeln. Maschinen dröhnen. Stück für Stück hievt er die Pakete auf ein Fließband. Betriebsräte schauen ihm grinsend zu. „Der hat aber ein Tempo drauf“, sagt einer. Ein anderer bringt ihm eine Sackkarre. Wegner weiß nichts mit ihr anzufangen. Die Zu­stel­le­r:in­nen könnten das Argument nicht mehr hören, Sackkarren würden ihre Probleme lösen, erklärt ein Betriebsrat.

Bis zu 29-mal müssen Zu­stel­le­r:in­nen ein Paket anheben, bevor sie an der Haustür klingeln – die wenigsten Strecken befänden sich da auf geradem Wege, erklärt Gewerkschaftssekretär Harkat. Oft tragen Zu­stel­le­r:in­nen Pakete mehrere Stockwerke hinauf. Wenn die dann über zwanzig Kilo wiegen, gehe das zu Lasten ihrer Gesundheit. Viele der Zu­stel­le­r:in­nen würden unter Rücken- und Gelenkerkrankungen leiden, sagt Harkat. Wegner solle auf Schwarz-Rot Druck machen, eine gesetzliche Begrenzung auf 20 Kilogramm bei Ein-Personen-Zustellungen einzuführen. Zu zweit gehe eben alles viel leichter.

Wegner will sich für Regulierung einsetzen

Bei einer bundesweiten Verordnung gehe auch die DHL mit, sagt ein Sprecher auf taz-Nachfrage. Sie müsse aber eben für alle Zulieferer gelten, damit kein Wettbewerbsnachteil entstehe. So sei auch ein Tarifvertrag ausgeschlossen, weil er nicht die vielen Subunternehmen betreffe, die für die Konkurrenten arbeiten würden.

Warum aber es ausgerechnet Wegner sein soll, der das bundespolitische Thema vorantreibt, bleibt unbeantwortet. Berlin sei eben ein zentraler Knotenpunkt für Paketlogistik – da könne Wegner ein wichtiges Signal nach oben senden, sagt Gewerkschaftssekretär Harkat. Klingt nach: Wir haben niemand besseres bekommen.

Die Unterstützung des Regierenden Bürgermeisters hat Verdi aber schon mal: Das viele Schleppen sei „schon belastend“ gewesen, sagt Wegner, „Da glaube ich, dass wir eine Regulierung brauchen.“ Er wolle bei Parteigremien, Bundesregierung und Ländern für die 20 Kilogramm Grenze werben. Vielleicht darf also auch bald Arbeitsministerin Bärbel Bas (SPD) Pakete schleppen.

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7 Kommentare

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  • Okay, denke wir das mal kurz zu Ende. Das Limit von 20Kg kommt.



    Stellt irgend ein Postbetrieb mehr Personal ein? Nein. Der Postbote kann ja zweimal laufen.



    Die Sendung kommt dann in zwei Paketen und der Postbote trägt beide zusammen die Treppe hoch.

    Und Sendungen die sich nicht aufteilen lassen sind, erhalten einen Sperrgutzuschlag oder werden direkt Speditionsware.

    Ergo, für den Zustellen wird sich fast nichts ändern und der Kunde zahlt mehr.

  • Über die "Paketverfolgung" der Zusteller weiß der Empfänger doch genau, wann das Paket zugestellt wird. Da sollte es selbstverständlich sein, dass er "sein" Paket an der Haustür im Empfang nimmt. Dies würde die Zusteller erheblich entlasten.



    Ich selbst bin wohl noch etwas "altmodisch" und kaufe meine Waren nicht bei Amazon u.a., sondern im Kaufhaus. Auf diese Weise stütze ich den Einzelhandel und es fällt nicht so viel Verpackungsmaterial an.

    • @Il_Leopardo:

      Ich nehme an, Sie sind Rentner und viel zu Hause? Einen Zustellungszeitraum zwischen z. B. 12:00 und 16:00 Uhr einzuhalten fällt berufstätigen Menschen in der Regel nicht leicht. Der Einkauf in Kaufhäusern ist wegen des Sortimentes und wegen des Mangels an Einkaufmöglichkeiten mittlerweile auch nicht mehr einfach.

      • @Zven:

        Hallo Zven, wenn nicht so viele Menschen Amazon u.a. bemühten, müssten nicht so viele Kaufhäuser und Fachgeschäfte schließen. Da beißt sich die Katze also selbst in den Schwanz.

  • Die Postzusteller die so schwere Pakete Treppen hochtragen sind wie Einhörner. Jeder hat von ihnen gehört, gesehen noch niemand so ein Wunder. Je nach Stimmungslage wird das Paket vor die Haustür gestellt oder ein Zettel eingeworfen, mit der Angabe man möge das Paket bei der nächsten Poststelle abholen.

    • @Zven:

      Die wenigen Pakete, die ich erhalte, bringt mir der Zusteller nach oben (ich gehe ihm natürlich entgegen), alle anderen stellt er, wenn ich den Summer betätige, unten innerhalb des Hauses ab.

      • @Il_Leopardo:

        Auch dazu muss man sich zu Hause aufhalten, wer arbeitet kann das eben nicht leisten.