20-Kilogramm-Grenze für Pakete: Post von Wegner
Pakete ab 20 Kilo sollen Zusteller:innen nicht allein tragen, fordert Verdi. Kai Wegner findet eine neue Rolle bei der Post.
Politiker wie der Regierende Bürgermeister sollen nicht glauben, dass so eine Zustellung erst in ihrem Treppenhaus beginnt, sagt Aris Harkat, Gewerkschaftssekretär bei Verdi. Die Dienstleistungsgewerkschaft hatte Wegner zum Termin eingeladen. Verdi will ihn davon überzeugen, dass eine Person nicht alleine Pakete ausstellen sollte, die 20 Kilogramm oder mehr wiegen.
Wegner hat eine Verdi-Weste über sein Hemd gestreift, steht in einer Anlieferstation, umringt von Päckchen, die sich bis an die Decke stapeln. Maschinen dröhnen. Stück für Stück hievt er die Pakete auf ein Fließband. Betriebsräte schauen ihm grinsend zu. „Der hat aber ein Tempo drauf“, sagt einer. Ein anderer bringt ihm eine Sackkarre. Wegner weiß nichts mit ihr anzufangen. Die Zusteller:innen könnten das Argument nicht mehr hören, Sackkarren würden ihre Probleme lösen, erklärt ein Betriebsrat.
Bis zu 29-mal müssen Zusteller:innen ein Paket anheben, bevor sie an der Haustür klingeln – die wenigsten Strecken befänden sich da auf geradem Wege, erklärt Gewerkschaftssekretär Harkat. Oft tragen Zusteller:innen Pakete mehrere Stockwerke hinauf. Wenn die dann über zwanzig Kilo wiegen, gehe das zu Lasten ihrer Gesundheit. Viele der Zusteller:innen würden unter Rücken- und Gelenkerkrankungen leiden, sagt Harkat. Wegner solle auf Schwarz-Rot Druck machen, eine gesetzliche Begrenzung auf 20 Kilogramm bei Ein-Personen-Zustellungen einzuführen. Zu zweit gehe eben alles viel leichter.
Wegner will sich für Regulierung einsetzen
Bei einer bundesweiten Verordnung gehe auch die DHL mit, sagt ein Sprecher auf taz-Nachfrage. Sie müsse aber eben für alle Zulieferer gelten, damit kein Wettbewerbsnachteil entstehe. So sei auch ein Tarifvertrag ausgeschlossen, weil er nicht die vielen Subunternehmen betreffe, die für die Konkurrenten arbeiten würden.
Warum aber es ausgerechnet Wegner sein soll, der das bundespolitische Thema vorantreibt, bleibt unbeantwortet. Berlin sei eben ein zentraler Knotenpunkt für Paketlogistik – da könne Wegner ein wichtiges Signal nach oben senden, sagt Gewerkschaftssekretär Harkat. Klingt nach: Wir haben niemand besseres bekommen.
Die Unterstützung des Regierenden Bürgermeisters hat Verdi aber schon mal: Das viele Schleppen sei „schon belastend“ gewesen, sagt Wegner, „Da glaube ich, dass wir eine Regulierung brauchen.“ Er wolle bei Parteigremien, Bundesregierung und Ländern für die 20 Kilogramm Grenze werben. Vielleicht darf also auch bald Arbeitsministerin Bärbel Bas (SPD) Pakete schleppen.
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