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20 Jahre nach Columbine-MassakerAlarm an US-Schulen

Vor dem Jahrestag des Amoklaufs riegelten die Behörden die Columbine High School und andere Lehranstalten ab. Eine 18-Jährige hatte mit Gewalt gedroht.

Polizisten evakuieren die Columbine High School Foto: ap

Berlin taz | Nur vier Tage vor dem Jahrestag eines der größten Schulmassaker der USA hat die Polizei von Jefferson County am Dienstag vorsorglich die Columbine High School in einem Vorort von Denver abgeriegelt. Fast 20 Jahre ist es her, dass zwei Abschlussklässler bewaffnet in die Schule eindrangen und zunächst zwölf Mitschüler und eine Lehrkraft töteten. Anschließend erschossen sie sich selbst.

Drei Stunden blieben die Schule sowie 20 andere im Umkreis von Denver am Dienstag von der Polizei geschlossen. Anlass waren „glaubhafte“ Drohungen der 18-jährigen Sol P. via Privatnachrichten auf Twitter. Sie war am Abend zuvor von Florida nach Denver gereist. Da keine explizite Schule bedroht wurde, kam es zu der weitläufigen Abriegelung.

Die Polizei teilte mit, P. sei „bewaffnet und extrem gefährlich“. Schusswaffe und Munition habe sie nach ihrer Ankunft in Denver erworben. Auf Twitter warnte das Polizeipräsidium Anwohner und bat um Mithilfe bei der Fahndung des FBI. Dafür wurden Fotos der gesuchten Frau und eine umfassende Personenbeschreibung veröffentlicht.

Nach Angaben der Denver Post hatte sich P. auf Twitter „schwärmerisch“ über den Amoklauf vor 20 Jahren geäußert. Zwar ging der Betrieb in den umstehenden Schulen zunächst hinter verschlossenen Türen wie gewohnt weiter. Jedoch wurden Aktivitäten außerhalb des Gebäudes und am Nachmittag ausgeschlossen. Am Mittwoch sollten die Schulen ganz geschlossen bleiben, teilte die Schulverwaltung mit.

Erneute Drohungen

Sol P. selbst geht in die zwölfte Klasse der Miami Beach High School. Am Montagabend wurde sie von ihren Eltern als vermisst gemeldet. Seither wurde sie zuletzt im westlichen Denver gesichtet. Der 20. April ist seit jeher ein emotionaler Tag für die Columbine-Schule und Angehörige der Opfer. „Dies öffnet eine Wunde bei den Familien, die so stark von all dem betroffen waren, besonders in der Gedenkwoche zum Jahrestag“, betonte Sheriff Jeff Shrader.

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Es ist nicht das erste Mal, dass die Columbine High School seit dem 20. April 1999 erneut Ziel einer Drohung wurde. Bereits im Dezember vergangenen Jahres behauptete ein anonymer Anrufer, Bomben im Inneren der Schule versteckt zu haben. Dies stellte sich jedoch nach Großeinsatz der Polizei und Abriegelung von mehr als zwei Dutzend Schulen als leere Drohung heraus.

Das Columbine-Massaker erregte zu seiner Zeit weltweites Aufsehen und entfachte Debatten über Ursachen und Mitschuldige. Seitdem gilt dieser Fall in den USA als Urbild für Schulmassaker. Dutzende Schießereien an US-amerikanischen Schulen und Universitäten gab es bereits. Zuletzt sorgte das Massaker in Parkland, Florida für große Anti-Waffen-Demonstrationen in den USA. Dennoch scheitert ein verschärftes Waffengesetz immer wieder am Widerstand der Waffenlobby sowie dem Unwillen einiger Politiker.

Anmerkung der Redaktion: In einer älteren Version des Artikels wurde Sol P. mit vollem Namen genannt.

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2 Kommentare

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  • nu isse doud und alle kennen ihren ganzen Namen. Fröhliche Ostern

  • Sehr geehrte Frau Wilke, vielen Dank für ihren Artikel. Doch ist es nötig, die Frau die die Drohung ausgesprochen hat beim Namen zu nennen? Welche zusätzliche Informationen stellt das bei der Einordnung des Geschehens für uns Leser*innen dar? Und sollten dann nicht auch die Namen der Täter des Massakers genannt werden? Meiner Meinung nach ist das inhaltlich unnötig und ethisch unangebracht. Vielen Dank und mit besten Wünschen für Ostern!