20 Jahre „Ya Basta“-Netzwerk: Das revolutionäre Begehren stärken

Das „Ya Basta“-Netzwerk feierte im Wendland die Solidarität mit den Zapatisten in Mexiko. Thema war auch die radikale Linke in Deutschland.

Ein Mann, der wie der revolutionäre Held Emiliano Zapata angezogen ist, reitet auf einem Pferd neben einem Bus in Xochimilco, Mexiko, 1997

Nicht das Wendland, sondern Xochimilco Foto: ap

Offene, strahlende Gesichter, viel Musik und Bereitschaft zur Selbstorganisation, gutes Essen und ein sternenklarer Himmel: So lässt sich die Atmosphäre beschreiben, die das 20. „Rebellische Zusammentreffen“ des „Ya Basta“-Netzwerks im Wendland geprägt hat.

„Ya Basta“ (zu Deutsch: „Es reicht“) versteht sich als Solidaritätsnetzwerk mit den Zapatistas, jener Gruppe Indigener, die sich im Süden Mexikos seit langer Zeit im stetigen Kampf mit dem mexikanischen Staat um den Erhalt ihrer Lebensgrundlagen befinden. Als Reaktion auf die repressive Vorgehensweise des Staates hat sich seit jeher innerhalb verschiedener indigener Gruppen Widerstand formiert – die Zapatistas dürften seit ihrem bewaffneten Aufstand in den neunziger Jahren die wohl prominenteste unter ihnen darstellen.

Am ersten „Intergalaktischen Treffen für die Menschheit und gegen den Neoliberalismus“, zu dem die Zapatistas vor zwanzig Jahren einluden, nahmen 3.000 Menschen aus 40 Ländern teil. Damals entstand auch das „Ya Basta“-Netz in Deutschland.

Zur Feier des Jubiläums dauerte das diesjährige Treffen fast eine ganze Woche, und zusätzlich zu den sonst üblichen ausführlichen Diskussionen und abendlichen Gesprächen am Lagerfeuer gab es Konzerte, Thea­ter­vorführungen und diverse Workshops.

Menschen aus dem Südosten der Türkei und dem Norden Syriens waren angereist, um über die Situation der Kurden zu informieren.

Eine Journalistin, die seit Jahren in Indonesien lebt, berichtete über Widerstandsbewegungen in dem 250 Millionen Einwohner umfassenden Inselstaat: „Die Linke in Indonesien ist hauptsächlich muslimisch geprägt und fokussiert sich auf lokale Kämpfe um Landbesitz, wohingegen die Linke in den Städten eher hedonistisch und westlich geprägt ist, außerdem ist Kommunismus dort noch bis heute gesetzlich verboten“, berichtete sie.

Hoffnungsvolle Neuigkeiten gab es aus Honduras: Ein Film zeigte die Erfolge eines Zusammenschlusses indigener Gemeinden („Copinh“) im Kampf gegen die Errichtung eines Wasserkraftwerks: „Wir müssen verlernen, ängstlich zu sein und das revolutionäre Begehren stärken“, forderte eine Aktivistin im Film energisch, während im Hintergrund Planierraupen sämtliches Grün in Grund und Boden walzten.

Was will die GIZ?

Immer wiederkehrendes Thema während des Treffens waren die primär ökonomischen Interessen der deutschen GIZ (Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit) in Ländern des globalen Südens sowie die Frage, ob und wie Internationalismus mehr bedeuten kann als passive Solidarität.

Diskutiert wurde auch über Kritik an der radikalen Linken in Deutschland: „Wenn ihr die Gesellschaft hasst, wie könnt ihr dann eine Revolution wollen?“, warf ein Teilnehmender ein, der aus Rojava angereist war. „Eine Revolution erfordert Veränderungen innerhalb der Gesellschaft, ihr müsst raus aus der Subkultur!“ Seine These erhielt breite Zustimmung. Es gab aber auch Gegenstimmen, die um den Verlust der linken Szene als Rückzugsort fürchteten.

Viel Raum also für Inspirationen, gegenseitiges „Voneinander-Lernen“ und kontroverse Diskussionen während dieser Tage – ganz im Sinne der ursprünglichen Intention des Netzwerks. Auffällig war allerdings, dass das allgegenwärtige Thema des internationalen Terrorismus an keiner Stelle erwähnt wurde – gerade in einem offenen, undogmatischen Netzwerk wie „Ya Basta“ scheint eine Positionierung zur Lage dringend erforderlich.

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