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17 Klima-Fragen fürs Kanzler-DuellWar da nicht noch was?

90 Minuten Diskussion, wer der bessere Kanzler wäre – und keine einzige Frage zum Klima? Wir helfen gern: 17 Klima-Fragen fürs nächste TV-Duell.

Hochwasser im Saarland 2024 – Wer soll in Zukunft für solche Schäden zahlen? Foto: Andreas Arnold/dpa

Überschwemmungen, die, verstärkt von der Erderhitzung, mehr als 200 Menschen in Valencia töteten. Trump tritt aus dem Pariser Klimaabkommen aus. Deutschland wird seine Klimaziele für 2030 wohl nicht einhalten. Eigentlich genug Gründe, um beim TV-Duell zwischen Kanzler und Oppositionsführer wenigstens eine Frage zum Klima zu stellen, oder? Anders sahen das wohl Sandra Maischberger und Maybrit Illner, die das Kanzler-Duell von ARD und ZDF moderierten. Na gut, bei der taz kritisieren wir ja konstruktiv. Deswegen hier, zur Inspiration, 17 Fragen, die man beim nächsten Kanzler-Duell stellen könnte.

1. Herr Merz, Sie sind Hobbypilot. Kerosin ist von der Energiesteuer ausgenommen, anders als Benzin zum Beispiel. Fürs Klima wäre es gut, wenn Kerosin teurer wäre, aber für Ihren Geldbeutel nicht. Wie wollen Sie diesen Interessenkonflikt als Kanzler lösen?

2. Versprechen Sie, dass Deutschland bis 2045 klimaneutral sein wird?

3. Die USA haben ihre Gelder für Klimaschutz und Klimaanpassung im Globalen Süden gekappt. Deutschland gibt seit Jahren weniger Geld als versprochen. Wollen Sie mit den anderen EU-Staaten die Lücke füllen, die die USA gerissen haben?

4. Wenn in einer 2-Grad-Welt eine Katastrophe wie im Ahrtal womöglich zwei- oder dreimal innerhalb eines Jahres auftritt – wer bezahlt dann den Wiederaufbau? Der Staat oder Privathaushalte? Die Versicherungen allein werden es nicht stemmen.

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5. Herr Scholz, während Ihrer Kanzlerschaft wurden mehrere LNG-Terminals errichtet, über die viele Jahre lang Flüssiggas importiert werden muss, wenn sie sich rechnen sollen. Aber wenn Deutschland künftig klimafreundlich wirtschaftet und viel weniger Gas braucht, müssen die gegen den Widerstand der Betreiber abgeschaltet werden. Jobs gehen verloren. Haben Sie darüber ausreichend nachgedacht, als die LNG-Terminals genehmigt wurden?

6. Die EU hat Strafzölle gegen China verhängt, um die Einfuhr billiger E-Autos zu verlangsamen. Dadurch soll die europäische Autoindustrie geschützt werden, aber für Leute mit wenig Geld ist der Umstieg aufs E-Auto ohne die billigen Modelle aus China viel schwerer. Ist es nicht besser, wir kaufen chinesische E-Autos und schützen das Klima, als weiter europäische Verbrenner zu fahren und dafür die Erde weiter zu erhitzen?

7. Wie wollen Sie dafür sorgen, dass Kommunen genug Geld haben, um sich an die Erderhitzung anzupassen?

8. Herr Merz, Ihre CDU hält den europäischen Emissionshandel für das Leitinstrument im Klimaschutz. Er macht aber ab 2027 fossiles Heizen und Autofahren viel teurer. Wie wollen Sie Menschen mit wenig Geld dabei helfen, mit hohen CO2-Preisen klarzukommen?

9. Herr Scholz, Sie wollen mehr Wohnungsbau. Beton ist aber extrem klimaschädlich und bislang nicht in großem Stil ohne CO2-Ausstoß herstellbar. Wie machen Sie Wohnraum bezahlbar, ohne gleichzeitig dem Klima zu schaden?

10. Sie wollen beide die Bundeswehr stärken, mehr Panzer, Flugzeuge und Hubschrauber kaufen. Ist Ihnen dabei wichtig, wie viel Treibstoff die verbrennen und wie viel CO2 bei der Fertigung entsteht?

11. Herr Scholz, Sie haben als Reaktion auf Christian Lindners Wirtschaftswende-Papier einen eigenen Wachstumsplan vorgelegt, in dem unter anderem verstärkt auf Erdgas gesetzt wird. Hatten Sie nicht mal versprochen, Klimakanzler zu sein?

12. Überhaupt: Klimakanzler wollten 2021 noch alle werden – wohin ist der Anspruch verschwunden?

13. Herr Merz, Sie wollen das EU-weite Verbrenner-Aus 2035 kippen. Warum?

14. Haben Sie eigentlich Angst vor der Erderhitzung?

15. Durch Hitzewellen sterben mehr Frauen als Männer. Wie wollen Sie Frauen gezielt schützen?

16. Herr Scholz, zur Weltklimakonferenz 2024 haben Sie lieber Ihren Vize Robert Habeck geschickt. Wäre damals, kurz nach Trumps Wahlsieg, nicht ein Signal für Klimaschutz aus Deutschland wichtig gewesen?

17. Herr Merz, „der Klimaschutz darf nicht wichtiger sein als die deutsche Industrie“, haben Sie gesagt. Würden Sie das auch jemandem ins Gesicht sagen, dessen Heimat langsam im Ozean versinkt?

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4 Kommentare

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  • "...und keine einzige Frage zum Klima? Wir helfen gern: 17 Klima-Fragen fürs nächste TV-Duell."



    Eigentlich ist das doch eine Frage an die TV-Redaktionen und die Moderation der Sendung.



    "An den Geräten" sorgte eine solche Auslassung dann bestimmt auch für Verwunderung, oder auch Langeweile.



    In der nächsten Runde vielleicht dann mit den taz-Fragen!



    Bei fr.de



    "Von dem Plan eines klassischen TV-Duells mit zwei Kandidaten hat sich RTL nun abgewandt und erweitert den Schlagabtausch um die Kandidaten der AfD und der Grünen. Das sogenannte Quadrell findet am 16. Februar statt, kündigte jetzt der Privatsender an. Nachrichten-Moderatorin Pinar Atalay und Moderator Günther Jauch („Wer wird Millionär?“) leiten den Schlagabtausch, der eine Woche vor der Bundestagswahl zur wichtigen Sendezeit um 20.15 Uhr gezeigt wird."



    Das wird weit weniger harmonisch werden mit dieser Besetzung auf der "politischen Seite".

  • Es ist schon bezeichnend, dass in 90 Minuten Kanzler-Duell keine einzige Frage zum Klima gestellt wurde – in Zeiten, in denen wir die Folgen der Erderhitzung immer deutlicher spüren. Die hier vorgeschlagenen 17 Fragen zeigen, wie viel Diskussionsbedarf es eigentlich gibt. Besonders spannend wäre gewesen, wie Friedrich Merz seine klimapolitischen Widersprüche erklärt – vom steuerbegünstigten Hobbypiloten bis zu seiner Ablehnung des Verbrenner-Aus. Aber vielleicht hätte das nur wieder in wohlklingenden, aber inhaltsleeren Phrasen geendet. Schade, dass das Klima beim TV-Duell offenbar keine Priorität hatte – für die Zukunft des Landes hätte es das verdient.

  • Selbst die Grünen nehmen den Klimawandel ja nicht ernst. Sonst hätten sie nicht die CO2-armen Kernkraftwerke abgeschaltet und Maßnahmen gegen seine Folgen ergriffen, so dass Ahrtalkatastrophen nicht möglich sind. Und vielleicht auch mal auf den einen oder anderen Flug z.B. zu einem Fußballspiel verzichtet. Und tatsächlich lässt sich mit allen für Deutschland vorgesehenen Maßnahmen die Erderwärmung um nicht einmal drei Hundertstel Grad bremsen - beschleunigt wird hingegen die Umverteilung von unten nach grün.

    • @Rene Meinhardt:

      Empfehle den erhellenden Text Von Nick Reimer, taz 11.02.2025

      „Diesmal ist es wirklich unwiederbringlich, endgültig und ganz real vorbei mit der Atomkraft in Deutschland. Nie wieder im kalten Novemberwetter Castorzüge ins Wendland blockieren müssen! Nie wieder ermüdende Diskussionen darüber, dass Atomstrom keine saubere Energie ist, nie wieder Angst haben müssen, dass ein Terrorflieger den Reaktor von Biblis ansteuert: Diese Regierung hat endlich zu Ende gebracht, was Franz Josef Strauß (CSU) in Deutschland begann. Und Westdeutschland beinahe bitter bezahlt hätte…“

      taz.de/Jetzt-komme...65066&s=Atomkraft/