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1,5 Millionen Euro für die AfDUnternehmer spendet Rekordsumme für rechte Hetze

Der Pharmaunternehmer Winfried Stöcker unterstützt die AfD mit einer Großspende von 1,5 Millionen Euro. Lobbycontrol fordert einen Spendendeckel.

1,5 Millionen Euro in den Mülleimer: Der Arzt und Unternehmer Winfried Stöcker Foto: ABBfoto/picture alliance

Berlin taz | Die autoritär-nationalradikale AfD hat eine Rekordgroßspende von 1,5 Millionen Euro erhalten. Das Geld stammt von Medizinunternehmer Winfried Stöcker, der zudem Eigentümer des Klein-Flughafens Lübeck-Blankenese ist und im Kreis Herzogtum Lauenburg in Schleswig-Holstein lebt. Es ist die größte Spende, die die AfD jemals bekommen hat. Die Bundestagsverwaltung gab die Spende am Dienstag bekannt.

Der 77-jährige Multimillionär Stöcker stammt aus der Nähe von Görlitz und ist ehemaliges FDP-Mitglied. Er hatte während der Corona-Pandemie einen nicht-zugelassenen Impfstoff entwickelt, den er auch auf dem Gelände seines Flughafens an über 50 Personen verimpfte. Stöcker wurde für die von der Polizei abgebrochene illegale Impfaktion zu einer Geldstrafe von 50 Tagessätzen und insgesamt 250.000 Euro verurteilt. Er legte Berufung ein – sein Anwalt in dem Verfahren: FDP-Politiker Wolfgang Kubicki.

Die Impfaktion feierte vor allem die AfD. Stöcker führte AfD-Parteichefin Alice Weidel daraufhin durch ein Werk seines ehemaligen Unternehmens. Danach verfolgte er einen Vortrag bei der AfD Schleswig-Holstein unter dem Titel „DDR 2.0“, ebenso war Stöcker zu einem „Corona-Symposium“ der Partei im Bundestag eingeladen.

Seine Ende der Achtziger gegründete Medizintechnik-Firma Euroimmun hatte er 2017 für 1,2 Milliarden Euro verkauft, 600 Millionen davon soll er selbst kassiert haben. Dass er Weidel auch danach noch durch die Firma führte, sorgte für Protest. Der jetzige Vorstandsvorsitzende Dirk Beecker sagte: „Wir möchten klarstellen, dass Euroimmun ein weltoffenes Unternehmen ist.“

„Beunruhigendes Zeichen der Normalisierung“

Das Portal t-online berichtete, dass Stöcker sich bereits 2017 in einer Ansprache an seine Belegschaft offen rassistisch äußerte und Verschwörungsideologie vom angeblichen „Großen Austausch“ verbreitete: „Zeugt viele Kinder, dass wir dem mutwillig herbeigeführten, sinnlosen Ansturm unberechtigter Asylanten etwas entgegensetzen können.“

Auch 2014 hatte er sich bereits rassistisch in einem Interview geäußert, woraufhin die Universität Lübeck auf Abstand zu ihrem Honorarprofessor ging – der stellte wiederum daraufhin jährliche Millionenspenden an die Bildungseinrichtung ein. Es ist unterdessen nicht die erste Spende von Stöcker an die AfD: Er hatte bereits 2019 an die Partei gespendet – damals allerdings noch 20.000 Euro.

Die Nichtregierungsorganisation Lobbycontrol wertete es als „beunruhigendes Zeichen für die Normalisierung der extrem rechten Partei, dass Superreiche nun auch offen die AfD unterstützen“. In der Vergangenheit hätten Großspender noch komplizierte Vereinskonstruktionen genutzt, um ihre Unterstützung zu verschleiern.

Aurel Eschmann von Lobbycontrol sagte: „Es ist ein Skandal, dass es in Deutschland überhaupt möglich ist, dass Superreiche mit Millionenspenden den politischen Wettbewerb nach ihren Interessen verzerren können. In keinem anderen EU-Land fließen solche Summen an Parteien, auch weil es in den meisten Fällen Obergrenzen gibt, wie viel gespendet werden darf.“ Deutschland müsse einen Parteispendendeckel einführen, um sich vor undemokratischer Einflussnahme durch Superreiche zu schützen, forderte er.

Weidel und Musk beim Springer-Verlag

Wohin das führen kann, zeigte am Montag auch die Amtseinführung von Donald Trump, der absurderweise selbst als Milliardär vorgibt, die Elite zu bekämpfen und dabei von Multimilliardären wie Elon Musk, Mark Zuckerberg und Jeff Bezos hofiert und unterstützt wird. Musk hatte bereits den AfD-Wahlkampf inhaltlich unterstützt und zuletzt auch disruptiv in die britische Innenpolitik zugunsten extrem rechter Gruppierungen eingegriffen.

Normalisierung geschieht allerdings auch anderswo: Weidel und Musk sind nächste Woche zu einem Wirtschaftsgipfel im Berliner Springer Verlag eingeladen. Dessen Eigentümer, der Milliardär Mathias Döpfner, hatte bereits in der Vergangenheit mehrfach die Nähe zu Musk gesucht.

2024 hatte vor allem die populistische Kaderpartei von Sahra Wagenknecht, das BSW, von Großspenden profitiert. Viele Großspenden erhielten zudem auch CDU und FDP. 2025 führt das Ranking nun die AfD an.

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13 Kommentare

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  • Unternehmertum schützt vor Spätnazitum nicht, hier ganz im Gegenteil. Da glaubt jemand, sich längeren Fossilnonsens erkaufen zu können. Ein weiterer Grund, da den Sumpf zügig auszutrocknen.

    Das Geldgefecht à la US will hier niemand außer solchen Stöckers.

  • ein bisschen Realsatire... und 101-Heizungsgesetz-Fragen Kubicki mittendrin... the big reset... oh man...

  • Da solche Meldungen wie heute mit dem Afghanen der nen 2 Jährigen abgestochen hat sich immer mehr häufen, ist die Logik zu glauben das die AfD irgendwann das Sagen haben wird, auch nachzuvollziehen.



    Er erkauft sich da wohl schon mal frühzeitig Sympatien.

    Tut mir leid falls der obere Teil jemanden aufregt. Es steht da nicht meine Meinung oder meine Wünsche, sondern meine Befürchtung. Ich schätze die Chance das die Arschlöcher dieser Welt auch in Deutschland das Ruder übernehmen leider immer höher und höher ein.

  • Ein Deckel für Parteispenden wäre wirklich wichtig. Und anonyme Spenden darf es garnicht mehr geben.

  • In dem Moment, wo die populistische Brandmauer endgültig fällt, werden KapitaleignerInnen, UnternehmerInnen und Wirtschaftsverbände die AfD und ihre Koalitionspartner mit Milliarden überschütten. Immerhin verspricht die AfD, dass das liberale Gesellschaftsmodell vom 'Recht des Stärkeren' als nationale Gemeinschaftsaufgabe repressiv, ohne Rücksicht auf sozialen Ausgleich und demokratische Mitbestimmung, durchgesetzt wird. Die Spitzen der 'demokratischen Parteien' schauen schon lange neidisch nach China, Russland und nun auch wieder auf die USA und sie lassen ihre öffentlich vorgetragenen Vorbehalte gegen Positionen der AfD fallen, wie heiße Kartoffeln. Die AfD wird es vielleicht gar nicht mehr brauchen. Ein neues 'goldenes Zeitalter' der Oligarchen hat bereits begonnen.

  • Stöcker steht damit in guter Tradition mit Typen wie Krupp und Konsorten, die die NSDAP mit Spenden von insgesant bis zu 700 Mio Reichsmark unterstützten und damit auch den WK II samt die Vernichtungslager mitfinanzierten. Ekelhaft.

  • Da die AfD ja eher arbeitgeberfreundlich ist, was viele Sympathisanten scheinbar nicht raffen, verwundert doch die Spende eher nicht.



    Dem Antag auf Mindestlohn auf 12 Euro stimmte die AfD jedenfalls nicht zu.



    Im Landtag Baden-Würtenberg hat die AfD einen Gesetzentwurf eingebracht das Landestreuetarifgesetz abzuschaffen. Ein höheres Rentenniveau lehnt die AfD ab und will es sogar absenken. Stattdessen fordert sie mehr private Vorsorge von den Bürgern ein. Die Gewerkschaften will die AfD aus den Betrieben drängen ( Deutscher Bundestag, 19. Wahlperiode, Protokoll 224. Sitzung S 28525 ).



    Sollte die rassistische AfD endlich vom Bundesverfassungsgericht, aufgrund Verstoß gegen unsere Verfassung, verboten werden, wird doch auch das Parteivermögen eingezogen, von daher immer ordentlich her mit der Kohle.

  • "2025 führt das Ranking nun die AfD an"

    Das stimmt so nicht. Trotz der 1,5 Millionenspende hat die CDU dieses Jahr bereits mehr Spenden erhalten als die AfD.

  • Entweder man verbietet Parteispenden komplett oder gar nicht - Obergrenzen bringen nichts, sie können immer umgangen werden.



    Sei es durch unendlich viele Einzelspenden, sei es durch Vereine wie im Artikel angesprochen. Großspender könnten auch ihr Geld auch über Privatpersonen an Parteien fließen lassen, etc...



    Problematisch ist halt einmal mehr, dass die Diskussion jetzt aufkocht weil die AfD profitiert.



    Im letzten Wahlkampf bekamen die Grünen Privatspenden von einer Person in Höhe von 1 Million Euro und von einem Pharmaunternehmer 500.000€ als Einzelspende. Wo war da die Diskussion um Parteispenden?🤷‍♂️



    Das macht es halt wie so oft unglaubwürdig das hier 'zum Wohle der Demokratie' gehandelt werden soll - es geht natürlich darum der AfD das Wasser abzugraben.



    Das ist moralisch richtig, macht aber nach Außen ein sehr komisches Bild.



    Und es liefert der AfD kostenloses Futter für Ihren Opfermythos, der - wenn man ehrlich ist - kein Mythos mehr ist.



    Dieses Ausgrenzen hat aber über all die Jahre bisher nur zum Gegenteil geführt - die AfD steigt und steigt.



    Eine Taktik weiterzufahren, die so offensichtlich nicht greift, legt die Plan-und Hilflosigkeit der Politik schonungslos offen.

  • Danke für die Recherche und Darstellung. Es überraschend nichtmal, vielleicht diese Normalisierung das wirklich erschreckende. Es ist eklig wie gut Kapitalismus und Förderung von Angst und Erniedrigung in Gestalt der AfD zusammenpassen.

  • Diese Kombination von Hetzern und eines wegen Betruges Vorbestraften Millionärs macht deutlich, um welche "ehrenwerten" Leute es sich da handelt. Und alle Wähler*innen der Faschos sollten sich dessen sehr bewusst sein.... Es sind schon fast US-Verhältnisse.

  • Spenden deckeln wäre schon mal ok. Wichtiger wäre in meinen Augen eher die Abschaffung der Parteistiftungen - die bekommen mittlerweile knapp 750 Millionen Euro über diese "Stiftungen" !

  • ... ehemals FDP, jetzt AfD. Passt!



    Wer als "Normalverdiener" oder als Rentner oder als Student oder Schüler ehemalige Goldmann-Sachs oder Blackrock Politiker wählt, dem ist sowieso nicht mehr zu helfen.



    Entweder "zuviel Bildzeitung" oder "zuviel TikTok etc.



    Für alle gilt: Hättet ihr mal besser im Geschichtsunterricht aufgepasst.



    Gruß Fritz