piwik no script img

15 Jahre Stiftung EtheconAnstiftung zum Antikapitalismus

Tepco, VW und Rheinmetall, aber auch Vandana Shiva und Angela Davis wurden von Ethecon prämiert. Nun feiert die Stiftung Geburtstag.

Verleihung des Blue Planet Awards an die Bürgerrechtlerin und Menschenrechtsaktivistin Angela Davis, daneben Moderator Günter Hellmich Foto: dpa

Berlin taz | „Die Tepco-Leute haben Hunderttausenden ihrer Landsleute Not und Elend gebracht, tragen für langwierige Gesundheitsschäden infolge der Verstrahlung Verantwortung, auch dafür, dass große Areale des Landes für lange Zeit unbewohnbar sein“. So begründete der Politologe Elmar Altvater, warum der japanische Atomkonzern Tepco ein Jahr nach dem Gau von Fukushima den Black Planet Award verliehen erhielt.

Seine Schmährede hielt Altvater auf Einladung der Stiftung Ethecon, die 2004 von Axel Köhler-Schnura und Gudrun Rehmann gegründet wurde. Der 1949 geborene Köhler-Schnura hatte Betriebswirtschaft studiert, in der 1968er Bewegung wurde er politisiert. Seitdem ist er in antikapitalistischen und ökologischen Gruppen aktiv.

So war er an der Gründung der „Coordination gegen Bayer-Gefahren“ und des Bundesverbandes Bürgerinitiative Umweltschutz (BBU) beteiligt und engagierte sich bei den Kritischen Aktionär*innen. Mit der Gründung von Ethecon wollten Köhler und Rehmann auf eine ganz besondere Weise zum Antikapitalismus anstiften. Der Zyklus „Blauer Planet“ des 2014 verstorbenen Zero-Künstlers Oskar Piene wurde zum Namensgeber für die Ethecon-Awards. Mehrere der Auszeichnungen hat Piene noch selber gestaltet.

Die Ethecon-Preisverleihung im Berliner Pfefferberg ist ein besonderes Highlight in der Arbeit der Stiftung. Vergeben wird dort mit einer Unterbrechung seit 2006 alljährlich Mitte November ein Doppelpreis. Während der Black Planet Award an die Verantwortlichen von Ausbeutung und Umweltzerstörung vergeben wird, werden mit dem Blue Planet Award 2006 Personen geehrt, die sich für die Rettung der Umwelt, für den Kampf gegen Ausbeutung und die Solidarität mit Geflüchteten einsetzen.

Ausgezeichnet mit dem Positivpreis wurden unter Anderem die indische Globalisierungskritikerin Vandana Shiva, der israelische Friedensaktivist Uri Avnery, der österreichische Menschenrechtler Elias Bierdel, die langjährige Kämpferin gegen den Rassismus in den USA Angela Davis und der im Kampf gegen den Hunger in der Welt engagierte Schweizer Publizist und UN-Mitarbeiter Jean Ziegler.

Nur Tepco reagierte mit Beschämung

Während den so Geehrten der Preis mit einer Laudatio im Berliner Pfefferberg übergeben wird, ignorieren die mit den Black Planet-Award Bedachten in der Regel ihre Negativ-Ehrung. Preisträger waren in den letzten Jahren unter Anderem die Manager von Konzernen wie VW, Rheinmetall und Coca Cola. „Lediglich Tepco hat auf die Verleihung mit Beschämung reagiert“, erklärte Ethecon-Geschäftsführer Niklas Hover gegenüber der taz.

Doch wenn auch die mit den Negativpreis Ausgezeichneten, den Schmähpreis ignorieren, so gehört es zur Arbeit von Ethecon, sie immer wieder damit zu konfrontieren. Dabei kooperiert die Stiftung mit Initiativen, die sich in aller Welt gegen Konzernwillkür engagieren.

Waren es im Fall von Tepco japanische Anti-AKW-Gruppen, so hat Ethecon kürzlich den Aufruf „Volkswagen stoppen“ initiiert. Schließlich wurde dem Wolfsburger Konzern im November 2018 der Schmähpreis verliehen.

„Ethecon wird auch weiterhin den Widerstand gegen die Konzernwillkür weltweit unterstützen und ist stolz auf sein Markenzeichen Antikapitalismus pur“, erklärte Geschäftsführer Niklas Hover gegenüber der Taz. Der Mittdreißiger hat im letzten Jahr die Aufgabe von Köhler-Schnura übernommen und will Ethecon verstärkt für jüngere linke Aktivist*innen öffnen. Schließlich ist auch die Stiftung noch im Teenager-Alter. Ende Januar begeht sie ihren 15ten Geburtstag.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

3 Kommentare

 / 
  • Und die indische Globalisierungskritikerin heißt Vandana Shiva.

  • Soweit ich weiss, hiess der gute Mann Otto Piene, nicht Oskar.

    • @Prpgndhi:

      Und Mandana Shiva heißt Vandana Shiva. :-)