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Trumps Strafzölle gegen RusslandZoll? Toll!

Gereon Asmuth
Kommentar von Gereon Asmuth

Der US-Präsident droht mal wieder mit seinem Lieblingsspielzeug: Strafzölle. Diesmal gegen Russland und seine Partner. Das wurde aber auch Zeit.

Unberechenbar: die Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump Foto: Evan Vucci/ap/dpa

D onald Trump ist schon ein krasser Typ. Und manchmal ist er richtig klasse. Aktuell zum Beispiel verspricht der US-Präsident der Ukraine nicht nur ein paar fetzige Raketen, für die er andere zahlen lässt. Nein, er wendet auch sein Lieblingsspielzeug gegen Putin an: Wenn es in 50 Tagen keinen Frieden in der Ukrai­ne gebe, würden die USA „Zölle in Höhe von etwa 100 Prozent“ verhängen. Das könnte mehr knallen als jede Rakete.

Seit drei Jahren malträtiert Russland nahezu ungebremst die Ukraine. Die vom Westen verhängten Sanktionen jucken das Putin-Regime erkennbar wenig. Wer also an die Macht der Wirtschaft auch im Kampf für den Frieden glaubt, muss aufrüsten. So wie Trump.

Zölle auf alles sind das aktuell schärfste Schwert der Welthandelspolitik. Sie sind zweifelsohne wirksam, wie die nervösen Reaktionen von Trumps Gegnern wie Partnern zeigen. Denn – so formulierte es Kanzler Friedrich Merz kürzlich im ARD-Sommerinterview sehr präzise mit Blick auf die der EU angedrohten Zölle: Damit kann Trump die deutsche Exportwirtschaft ins Mark treffen. Und sicherlich auch die der Russen und ihrer Handelspartner China und Indien, die Trump ebenfalls mit Zöllen belegen will.

Zölle, das geriet bei Trumps wild wuchernder Ankündigungspolitik in den letzten Monaten etwas in Vergessenheit, sind nicht per se schlimm. Im Gegenteil. Sie können etwa inländische Pro­du­zen­t:in­nen vor andernorts übermäßig geförderten Exportprodukten schützen. Oder Anbieter zur Einhaltung von Standards bei Arbeitsrechten oder Naturschutz zwingen. Zolllose Freihandelszonen, die Grenzen für Güter abräumen, während sie für Menschen höher und höher werden, sind ein zu Recht seit Jahrzehnten kritisiertes Unding.

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Das Problem an Trumps neuester Volte gegen Putin sind nicht die Zölle. Es ist die Unberechenbarkeit des US-Präsidenten. Die tolle Zollidee kam ihm, als seine Frau Melania ihm sagte, dass Putin gerade mal wieder die Ukraine bombardiert hat. Man kann nicht darauf vertrauen, dass er daran festhält, falls ihm jemand ins Ohr flüstert, dass Handel mit Moskau was Megagutes sei.

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Gereon Asmuth
Ressortleiter taz-Regie
Leiter des Regie-Ressorts, das die zentrale Planung der taz-Themen für Online und Print koordiniert. Seit 1995 bei der taz. 2000 bis 2005 stellvertretender Leiter der Berlin-Redaktion. 2005 bis 2011 Leiter der Berlin-Redaktion. 2012 bis 2019 Leiter der taz.eins-Redaktion, die die ersten fünf Seiten der gedruckten taz produziert. Hat in Bochum, Berlin und Barcelona Wirtschaft, Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation und ein wenig Kunst studiert. Mehr unter gereonasmuth.de. Bluesky:@gereonas.bsky.social Mastodon: @gereonas@social.anoxinon.de ex-Twitter: @gereonas Foto: Anke Phoebe Peters
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