+++ Nachrichten im Ukrainekrieg +++: Neue Welle von Raketenangriffen
Russland greift erneut viele Städte der Ukraine mit Raketen an. Ziele sind Wohnhäuser und Infrastruktur. In Bachmut gehen die schweren Kämpfe weiter.
Schwere Raketenangriffe auf Städte in der Ukraine
Russland hat wieder massive Raketenangriffe auf die Ukraine gestartet. Betroffen von dem landesweiten Beschuss am frühen Donnerstag waren unter anderem die Hauptstadt Kyjiw, die Schwarzmeer-Hafenstadt Odessa und die zweitgrößte Stadt Charkiw, wie die Behörden mitteilten. Aber auch in den Städten Schytomyr, Winnyzja und Riwne im Westen und in Dnipro und Poltawa in der Landesmitte schlugen den Angaben zufolge Raketen ein. Vielerorts fiel der Strom aus. Berichte über Opfer lagen zunächst nicht vor.
In Kyjiw gab es laut Bürgermeister Vitali Klitschko im Südwesten der Stadt Explosionen. Einige Bewohner berichteten von Stromausfällen. Der Gouverneur der Region Odessa, Maxym Martschenko, teilte auf Telegram mit, dass ein massiver Raketenangriff eine Energieanlage in der Hafenstadt getroffen und die Stromversorgung unterbrochen habe. Auch Wohngebiete seien getroffen worden. „Die zweite Welle wird jetzt erwartet, daher rufe ich die Einwohner der Region auf, in Bunkern zu bleiben!“, schrieb er auf Telegram.
Der Gouverneur der Region Charkiw im Nordosten der Ukraine, Oleh Synehubow, meldete mehr als 15 Attacken auf die Stadt Charkiw und die Umgebung. Auch Wohngebäude seien getroffen worden. „Objekte der kritischen Infrastruktur sind erneut ins Fadenkreuz der Besetzer geraten“, schrieb er in einem Telegram-Post. Über das Ausmaß der Schäden oder mögliche Opfer wolle er später weitere Details bekanntgeben. Charkiws Bürgermeister Ihor Terechow berichtete auf Telegram, es gebe in einigen Teilen der Stadt Probleme mit der Elektrizität.
Die Eisenbahngesellschaft der Ukraine meldete Stromausfälle in einigen Gebieten. Bei fünf Zügen gebe es Verspätungen von mehr als einer Stunde, zehn Züge seien mehr als 30 Minuten verspätet. In den Regionen Kyjiw, Dnipropetrowsk, Donezk und Odessa wurde als eine Vorsichtsmaßnahme der Strom abgeschaltet. (rtr/ap)
Stromausfall am AKW Saporischschja
Auch am von russischen Truppen besetzten Atomkraftwerk Saporischschja kam es laut ukrainischen Angaben nach einem Raketenangriff zu einem Stromausfall. Die von russischen Truppen besetzte Anlage in der südlichen Stadt Enerhodar werde derzeit über Dieselgeneratoren notversorgt, teilte Enerhoatom am Donnerstagmorgen auf Telegram mit. Der Kraftstoff reiche für zehn Tage. Es handele sich bereits um das sechste Mal seit Beginn des russischen Angriffskriegs vor mehr als einem Jahr, dass das AKW in den Notbetrieb gehen müsse, hieß es.
Der ukrainische Energieminister Herman Haluschtschenko sprach auf Facebook von einem „barbarischen, massiven Angriff“ der Russen. Ein Sprecher des russischen Atomkraftwerkbetreibers Rosenergoatom bestätigte der Agentur Interfax die Abtrennung vom regulären Stromnetz. Zugleich warf er der ukrainischen Seite vor, die Versorgung ohne erkennbaren Grund gekappt zu haben. (rtr/dpa)
Ukraine will Bachmut trotz schwerer Kämpfe halten
Der ukrainische Generalstab berichtete am Mittwochabend von fortgesetzten russischen Angriffen an allen Abschnitten der Front. Auch die fast eingeschlossene Stadt Bachmut werde weiter angegriffen. Die russische Seite setzt dort neben der regulären Armee auch die private Söldnertruppe Wagner ein. Im Raum steht immer wieder ein taktischer Rückzug der bedrängten Ukrainer aus der Stadt. Allerdings hat die Kyjiwer Führung beschlossen, Bachmut weiter zu verteidigen.
Vizeverteidigungsministerin Hanna Maljar bezeichnete das Ausharren der ukrainischen Truppen in Bachmut als Erfolg. „Alle wollen Nachrichten von befreiten Gebieten, und das wird als Sieg bezeichnet. Doch ist es bereits ein Sieg, dass unsere tapferen Soldaten monatelang den Feind und die stärksten und professionellsten Wagner-Einheiten dort vernichtet haben“, sagte Maljar im Fernsehen. Es sei auch ein Erfolg, dass eine große Anzahl feindlicher Kräfte gebunden und damit das Offensivpotenzial des Gegners gesenkt werde. „Das heißt, man muss eben an dieser Stelle (weiter) verteidigen“, sagte Maljar zum Festhalten der Militärführung an Bachmut.
In einem Interview mit dem US-Fernsehsender CNN verteidigte auch Präsident Selenski die Entscheidung, seine Truppen weiter in Bachmut zu lassen. In Russlands Krieg gegen sein Land sei Bachmut von entscheidender strategischer Bedeutung. „Nach Bachmut könnten sie weitergehen. Sie könnten nach Kramatorsk gehen, nach Slowjansk“, sagte Selenski mit Blick auf die russischen Angreifer. Sollte Bachmut fallen, sei den Russen der Weg in andere Landesteile offen, sagte Selenski. „Deswegen stehen unsere Jungs dort.“ (dpa/rtr)
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