+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: 27 Tote in Donezk
Russland wirft der Ukraine einen „barbarischen“ Angriff auf einen Vorort von Donezk vor. In der Ukraine wehren Soldaten russische Drohnenangriffe ab.
Moskau: 27 Tote bei wirft Angriff auf Donezk
Russland hat der ukrainischen Armee vorgeworfen, bei einem Angriff auf einen Vorort der russisch kontrollierten Stadt Donezk in der Ostukraine mindestens 27 Menschen getötet zu haben. Das russische Außenministerium verurteilte die Attacke am Sonntag als einen „barbarischen Terrorakt“. Die Ukraine äußerte sich zunächst nicht, die Nachrichtenagentur AFP konnte die Umstände des Angriffs vorerst nicht überprüfen. In den vergangenen Monaten hatten sich Kyjiw und Moskau häufig gegenseitig die Schuld für Angriffe auf Zivilisten gegeben.
„Das neonazistische Regime in Kiew hat mit Unterstützung der USA und ihrer Satelliten erneut einen barbarischen Terrorakt gegen die russische Zivilbevölkerung begangen“, erklärte das Außenministerium in Moskau. Nach Angaben des prorussischen Gouverneurs der Region Donezk, Denis Puschilin, wurden bei dem Angriff außerdem mindestens 25 Menschen verletzt, unter ihnen zwei Jugendliche.
Bei der Attacke sei ein belebter Markt unter Beschuss geraten, teilte Puschilin im Onlinedienst Telegram mit. „Der Markt wurde an einem Sonntag angegriffen, wenn er besonders stark besucht ist.“ Er sprach von einem „schrecklichen“ Angriff auf Zivilisten und machte die Ukraine verantwortlich. Die ukrainische Armee habe außerdem ein anderes Viertel in Donezk beschossen, dabei sei ein Mensch getötet worden. Puschilin zufolge riefen die Behörden in der Region einen Trauertag aus.
Das russische Außenministerium erklärte, der Angriff auf den Markt in Donezk sei mit „sechs“ Artilleriesalven aus Awdijiwka erfolgt, dem Zentrum der Kämpfe, das noch unter der Kontrolle Kyjiws ist. Der Anschlag zeige die Notwendigkeit, dass die Ziele der „speziellen Militäroperation“ in der Ukraine erreicht werden müssten, hieß es weiter. Offiziellen Angaben zufolge traf der Angriff einen südwestlichen Vorort der Stadt, der weniger als 15 Kilometer von der Front entfernt liegt. Auf von russischen Staatsmedien verbreiteten Videos waren beschädigte Schaufenster, Glasscherben und Leichen zu sehen. (afp)
Ukraine meldet Abschuss von acht russischen Drohnen
Die Ukraine hat nach eigenen Angaben in der Nacht zu Montag acht russische Angriffsdrohnen abgewehrt. Moskau habe von der russischen Region Primorsko-Achtarsk am Westufer des Asowschen Meeres aus angegriffen, erklärte die ukrainische Luftwaffe. Demnach wurden die Schahed-Drohnen aus iranischer Produktion von Abwehrsystemen in mehreren südlichen und zentralen Regionen der Ukraine abgeschossen. Meldungen über Schäden durch herabfallende Trümmer gab es zunächst nicht.
Der Drohnenangriff folgte auf mehrere Angriffe auf Öldepots in der russischen Grenzregion, zu denen sich Kyjiw bislang offiziell nicht geäußert hat. Gegenüber der Nachrichtenagentur AFP bekannten sich Quellen in den ukrainischen Sicherheitsdiensten jedoch zu einigen dieser Angriffe. Am Sonntag hatte Russland einen Brand in einem Gas-Terminal im Ostseehafen Ust-Luga gemeldet. Der Betreiber Nowatak nannte als Ursache für das Feuer einen „externen Faktor“. (afp)
Beginn des Nato-Großmanövers „Steadfast Defender“
Vor dem Hintergrund des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine beginnt am Montag das größte Nato-Manöver seit Jahrzehnten. Bei der Militärübung „Steadfast Defender“ (Standhafter Verteidiger) mit rund 90.000 Soldaten soll nach Nato-Angaben als Ernstfall ein russischer Angriff auf Bündnisgebiet geprobt werden. Das Großmanöver dauert demnach bis Ende Mai. An der viermonatigen Militärübung beteiligen sich alle 31 Bündnisländer und der Beitrittsanwärter Schweden.
Das Militärbündnis bereitet sich mit der Übung nach Angaben des Vorsitzenden des Nato-Militärausschusses, Rob Bauer, „auf einen Konflikt mit Russland und Terrorgruppen vor“. Im Juni hatte die Nato über deutschem Luftraum bereits das groß angelegte Nato-Luftwaffenmanöver „Air Defender“ abgehalten. Es war die größte Verlegeübung von Luftstreitkräften seit Gründung der Nato vor fast 75 Jahren. An ihr nahmen 250 Flugzeuge und rund 10.000 Soldatinnen und Soldaten aus 25 Ländern teil. (afp)
Selenski: Russland zur Rechenschaft ziehen
Nach einer neuen Serie massiver russischer Attacken auf ukrainische Städte und Dörfer hat Präsident Wolodimir Selenski Konsequenzen für die Angreifer versprochen. „Russland wird für all diesen Terror zur Rechenschaft gezogen werden“, sagte der ukrainische Staatschef am Sonntag in seiner allabendlichen Videoansprache. „Ohne die Entscheidungen Moskaus, diese Aggression und diesen Terror auszulösen, wären Abertausende von Menschen heute noch am Leben.“ Daher müssten sowohl die individuellen Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden als auch der gesamte russische Staat. „Russland muss lernen und sich immer daran erinnern, dass der Aggressor am meisten durch Aggression verliert.“
Vor Selenski hatte bereits der Generalstab in Kyjiw von der neuen Serie russischer Angriffe am Sonntag berichtet. „Die heftigsten Kämpfe gab es im Sektor Awdijiwka sowie in Bachmut, Marjinka, Kupjansk und im Süden der Ukraine“, sagte Selenski. „Allein an diesem Tag beschossen russische Unmenschen mehr als hundert Städte, Ortschaften und ukrainische Dörfer in neun Regionen: von Tschernihiw und Sumy bis Mykolajiw und Kirowohrad.“ Die Angaben der Kriegsparteien lassen sich meist kaum unabhängig überprüfen. (dpa)
Selenski: vorerst keinen Bedarf für neue Mobilmachung
Der ukrainische Präsident Selenski hält nach eigenen Worten trotz der festgefahrenen Fronten die Mobilisierung von weiteren 500.000 Soldaten nicht für nötig. „Ich persönlich sehe heute keinen Bedarf, noch eine halbe Million Menschen zu mobilisieren“, sagte er am Sonntag in einem Interview des britischen Senders Channel 4. Er kenne bisher noch nicht genügend gute Gründe, um so viele Menschen zu den Waffen zu rufen. Dabei gehe es neben dem Leben der Soldaten auch um die Finanzierung einer solchen Mobilisierung, die das Militär bereits vorgeschlagen habe. (dpa)
Berichte über russische und ukrainische Luftangriffe
Die Fronten im Osten und Süden der Ukraine wurden am Sonntag von einer Reihe von Angriffen der ukrainischen und der russischen Luftwaffe erschüttert. Der ukrainische Generalstab berichtete am Abend, es seien neun russische Militärziele attackiert worden. Zugleich nannte der Generalstab ohne Ortsangaben auch eine Serie russischer Attacken am Sonntag. Bei den 69 Luftangriffen und durch Beschuss mit Raketen und Mehrfachraketenwerfern habe es erneut Opfer gegeben. (dpa)
Russisches Gasterminal in Brand
Bei einem möglicherweise von der Ukraine initiierten Angriff auf das Gelände des russischen Erdgasproduzenten Novatek im Gebiet Leningrad ist am Sonntag ein großflächiger Brand ausgebrochen. Verletzte habe es durch das Feuer im Ostseehafen Ust-Luga nicht gegeben, das Personal sei evakuiert worden, sagte der Gouverneur der Region laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Tass am Sonntag. Ust-Luga liegt nahe der Grenze zum Nato-Mitgliedstaat Estland.
Das ukrainische Online-Medium Ukrajinska Prawda sprach später unter Berufung auf Quellen in der Führung in Kyjiw vom Ergebnis einer „Spezialoperation“ des ukrainischen Geheimdienstes. Das Terminal sei mit Drohnen angegriffen und in Brand gesetzt worden.
Eine Bestätigung oder Erklärung von russischer Seite dazu gab es zunächst nicht. Allerdings riefen die Behörden des Gebiets Leningrad am Sonntagabend zu erhöhter Wachsamkeit rund um Objekte der kritischen Infrastruktur auf, wie die Staatsagentur Tass berichtete. Die Wachmannschaften und Sicherheitsbehörden seien angewiesen worden, „unbemannte Flugobjekte bei Annäherung zu zerstören“. Nach ukrainischer Lesart müsste Russland dafür Flugabwehrsysteme von der Front abziehen. (dpa)
Russland berichtet von Raketenangriffen auf die Krim
Das ukrainische Militär griff derweil nach russischen Angaben Ziele auf der von Moskau besetzten Halbinsel Krim mit Raketen an. Eine der Raketen sei über dem Schwarzen Meer abgeschossen worden, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau am Sonntag mit. Eine weitere sei über dem Hafengebiet von Sewastopol zerstört worden, berichtete der von Moskau eingesetzte Gouverneur Michail Raswoschajew. Anschließend sei der Luftalarm über der Krim aufgehoben worden. (dpa)
Russland nimmt Dorf ein
Russland meldete am Sonntag die Einnahme eines kleinen Dorfs in der Ostukraine. „Das Dorf Krachmalnoje in der Region Charkiw wurde befreit“, teilte das russische Verteidigungsministerium mit. Krachmalnoje liegt rund 30 Kilometer südöstlich von Kupjansk, einem wichtigen Eisenbahnknotenpunkt mit einstmals 30.000 Einwohnern, den die russischen Truppen seit Wochen einzunehmen versuchen. Vor der russischen Invasion der Ukraine vor bald zwei Jahren hatte das Dorf 45 Einwohner.
Nach Angaben des ukrainischen Armeesprechers Wolodymyr Fitio hat die Einnahme des Dorfs „keine strategische Bedeutung“. „Es handelt sich um fünf Häuser“, sagte er im ukrainischen Fernsehen. Die ukrainischen Truppen hielten weiter die Frontlinien.
Angesichts verstärkter russischer Angriffe hatten die Behörden in der Region Charkiw zum Wochenbeginn die Evakuierung von 26 Orten angeordnet. Davon betroffen waren insgesamt rund 3.000 Menschen, darunter auch die Einwohner von Dörfern des Bezirks Kupjansk. (afp)
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