+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: DNA bestätigt Tod Prigoschins
Laut russischen Ermittlern war Söldner-Chef Jewgeni Prigoschin an Bord des abgestürzten Flugzeugs. Die Ukraine bereitet neue Einberufungen vor.
DNA-Tests bestätigen Tod Prigoschins
Russische Ermittler haben die Identität von Söldner-Chef Jewgeni Prigoschin an Bord des abgestürzten Flugzeugs bestätigt. Das hätten DNA-Tests ergeben, teilte das Ermittlungskomitee am Sonntag mit. Die Maschine war vergangenen Mittwoch nach dem Start in Moskau aus bislang ungeklärter Ursache abgestürzt. Laut Passagierliste befanden sich Prigoschin und der Wagner-Kommandeur Dmitri Utkin an Bord.
Prigoschin war Ende Juni bei Präsident Wladimir Putin in Ungnade gefallen. Seine Wagner-Kämpfer hatten einen Aufstand geprobt und waren Richtung Moskau gezogen, um nach eigenen Angaben mit Betrug, Korruption und Bürokratie aufzuräumen. Putin warf Prigoschin Verrat vor und kündigte Strafen an. Der Machtkampf wurde unter Vermittlung des belarussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko beendet. Demnach erklärte sich Prigoschin dazu bereit, nach Belarus zu gehen. Im Gegenzug wurde keine Anklage gegen den Söldnerführer in Russland erhoben. (rtr)
Ukraine untersucht tödliche Kollision von Kampflugzeugen
In der Ukraine wird eine Kollision zweier Kampfflugzeuge mit drei Toten untersucht. Luftwaffensprecher Juri Ihnat sagte dem ukrainischen Fernsehen am Sonntag, die Dauer der Untersuchung sei unklar. Nach Angaben der Luftwaffe bei Telegram waren am Freitag zwei Militärflugzeuge vom Typ L-39 bei einem Kampfeinsatz über der westukrainischen Region Schytomyr kollidiert. Drei Piloten sollen getötet worden sein, darunter der bekannte Andrij Pilschtschykow, der sich dafür eingesetzt hatte, dass das Land Kampfflugzeuge vom Typ F-16 erhält. (ap)
Sicherheitskonferenz für dauerhaftes Zwei-Prozent-Ziel
Der Chef der Münchner Sicherheitskonferenz, Christoph Heusgen, hat die Regierung zu einer dauerhaften Einhaltung des Zwei-Prozent-Ziels der Nato aufgefordert. „Die Sicherheit sollte an vorderster Stelle stehen“, sagte er dem „Focus“ laut Vorabmeldung vom Samstag. Wenn alles so weitergehe wie bisher, laufe Deutschland Gefahr, Vertrauen zu verspielen und nur sehr bedingt abwehrbereit zu sein.
Deutschland habe zwar erst kürzlich erneut verbindlich zugesagt, zwei Prozent der Wirtschaftsleistung gemäß den Vorgaben der Nato für Verteidigung auszugeben, sagte Heusgen. Kurzfristig werde dieses Ziel mit Hilfe des Sondervermögens von hundert Milliarden Euro auch erreicht, jedoch sei der eigentliche Haushalt nicht auf diese Investitionen angelegt. Dieser Zustand sei „erschütternd“.
Es fehle der politische Wille der Bundesregierung und des Bundestags, „Schlussfolgerungen aus dem brutalen Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine zu ziehen“, fuhr der Chef der Münchner Sicherheitskonferenz fort. Deutschland lebe weiter in der Illusion, dass Kreml-Chef Wladimir Putin „schon nicht weiter ausgreifend wird und die USA im Zweifel die Kastanien für uns aus dem Feuer holen“.
Vor diesem Hintergrund beunruhige ihn eine mögliche neue Präsidentschaft von Donald Trump im kommenden Jahr. In seiner ersten Amtszeit habe der Republikaner gedroht, allen Ländern den Schutz zu versagen, die selbst nicht genügend Geld für Verteidigung bereitstellten. Er glaube nicht, dass Trump „milder geworden ist“. (afp)
Russische Behörden melden Drohnenabsturz
In der russischen Stadt Kursk nahe der Grenze zur Ukraine ist nach Angaben der örtlichen Behörden eine Drohne auf ein Wohngebäude abgestürzt. Bei dem Vorfall in der Nacht zum Samstag sei niemand verletzt worden, erklärte Regionalgouverneur Roman Starowoit im Onlinedienst Telegram. Auf mehreren Etagen seien Fenster zu Bruch gegangen, auch ein nahe gelegenes Universitätsgebäude sei beschädigt worden.
Das russische Verteidigungsministerium erklärte derweil, in der Region Kursk und in der ebenfalls an die Ukraine grenzenden Region Brjansk seien zwei ukrainische Drohnen abgeschossen worden.
In den vergangenen Monaten hat die Zahl ukrainischer Angriffe auf russische Grenzregionen zugenommen. Am Samstag waren nach russischen Angaben drei ukrainische Drohnen im Anflug auf Moskau und in der an die Ukraine grenzenden Region Belgorod abgeschossen worden. Dort waren russischen Angaben zufolge am gleichen Tag bei ukrainischen Angriffen ein Zivilist getötet und sechs weitere verletzt worden. (afp)
Russischer Angriff mit Marschflugkörpern
Mehrere Regionen in der Ukraine sind Berichten zufolge am frühen Sonntagmorgen unter Beschuss russischer Marschflugkörper geraten. Unter anderem wurde in den Außenbezirken von Kiew die Luftabwehr aktiviert, wie die Militärverwaltung der ukrainischen Hauptstadt bei Telegram mitteilte. Im Umland der Hauptstadt wurden den Angaben zufolge zehn Häuser, zwei Autos und eine Halle mit landwirtschaftlichen Maschinen durch herabstürzende Raketenteile beschädigt. Zwei Menschen seien leicht verletzt worden.
Die ukrainische Luftwaffe teilte mit, die Marschflugkörper seien von russischen Kampfflugzeugen bei der Stadt Engels an der Wolga gestartet worden. Insgesamt seien acht Flugkörper beobachtet worden. Vier von ihnen seien über der nördlichen und zentralen Ukraine abgeschossen worden. Trotzdem seien keine Einschläge bekannt geworden. Es könnte sich bei einigen der Lenkraketen um Attrappen gehandelt haben, hieß es. Solche Militärangaben lassen sich meist nicht unabhängig überprüfen.
Auch der Gouverneur von Tscherkassy, Ihor Taburez, schrieb in seinem Telegram-Kanal, dass das zentralukrainische Gebiet die Luftabwehr aktiviert habe. Russland führt seit rund 18 Monaten einen brutalen Angriffskrieg gegen das Nachbarland. (dpa)
Mehrheit besorgt wegen China und Russland
Eine Mehrheit von fast drei Fünfteln der Bürgerinnen und Bürger in Deutschland ist einer Umfrage zufolge besorgt über die Kooperation zwischen China und Russland. In einer Erhebung des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag der Zeitschrift „Internationale Politik“ antworten 59 Prozent mit Ja auf die Frage, ob ihnen die immer engere politische, wirtschaftliche und militärische Zusammenarbeit sehr große oder große Sorgen mache. 40 Prozent haben in diesem Zusammenhang weniger große oder keine Sorgen.
Laut Forsa-Umfrage sind die Sorgen der Menschen in Westdeutschland (60 Prozent) tendenziell stärker ausgeprägt als in Ostdeutschland (49 Prozent). Unter Frauen ist die Besorgnis deutlich größer (71 Prozent) als unter Männern (48 Prozent).
Was die parteipolitischen Präferenzen angeht, betrachten Wählerinnen und Wähler der kleinen Ampelparteien FDP und Grüne die chinesisch-russische Zusammenarbeit mit besonderer Sorge (75 beziehungsweise 74 Prozent). Auch unter Anhängern der Unionsparteien CDU und CSU (71 Prozent) sowie der Kanzlerpartei SPD (68 Prozent) ist demnach die Sorge überdurchschnittlich groß. Bei jenen der AfD ist es umgekehrt. Sie machen sich mit 56 Prozent mehrheitlich weniger oder keine Sorgen, 44 Prozent sind besorgt oder sehr besorgt. (dpa)
Präsident Selenskyj trauert um Piloten
Präsident Wolodymyr Selenskyj gedachte am Tag der ukrainischen Luftfahrt der drei ums Leben gekommenen Piloten. „Mein Mitgefühl den Angehörigen und Vertrauten, allen denjenigen, die die jungen Männer gekannt haben“, sagte er am Samstag in seiner täglichen Videoansprache. Gerade Pilschtschykow habe viel zur Luftverteidigung der Ukraine in ihrem Abwehrkampf gegen die russische Aggression beigetragen, erinnerte Selenskyj. Er versprach eine lückenlose Aufklärung des Vorfalls.
Für Kiew ist die Reputation der eigenen Kampfpiloten von hoher Bedeutung, bittet die Ukraine doch seit Monaten ihre westlichen Verbündeten um moderne Kampfjets. Inzwischen hat Kiew Zusagen aus mehreren Ländern für die Ausbildung von Kampfpiloten und die Lieferung von Kampfjets vom Typ F-16 erhalten.
Erst am Vortag hatte die ukrainische Staatsführung noch einmal zur Eile gedrängt, um die ihr zugesagten Kampfjets vom Typ F-16 möglichst bald gegen den Aggressor Russland einsetzen zu können. „Unser Ziel ist, uns an den Zeitpunkt anzunähern, da die F-16 uns helfen, die russischen Terroristen fernzuhalten. So schnell wie möglich“, schrieb Selenskyj da auf der Plattform X, vormals Twitter.
Auf die anhaltenden Kämpfe an der Front ging Selenskyj am Samstag nur am Rande ein. Er dankte den Soldaten für ihren Einsatzwillen an den verschiedenen Gefechtsabschnitten, wobei er die Kämpfe um Bachmut im Osten der Ukraine und nahe der Ortschaft Robotyne im Süden des Landes hervorhob. Details zu Entwicklungen an der Front gab er aber nicht bekannt.
Der Generalstab sprach von weiteren Fortschritten in Richtung der Großstadt Melitopol – gemeint ist damit ebenfalls der Frontabschnitt bei Robotyne, wo die ukrainischen Soldaten nun neue Linien befestigten. Konkretere Aussagen machte aber auch das Militär nicht. (dpa)
Ukraine bereitet weitere Mobilmachung vor
Dafür bereitet die ukrainische Führung nach eigenen Angaben für den Abwehrkampf gegen Russland weitere Einberufungen vor. „Ja, die Militärs haben sich an uns gewandt und es wird wohl eine zusätzliche Einberufung geben“, sagte der Sekretär des Nationalen Rates für Sicherheit und Verteidigung, Olexij Danilow, am Samstag im ukrainischen Radio. Die Mobilmachung werde aber nicht über die zu Kriegsbeginn am 24. Februar 2022 bereits festgelegten Parameter hinausgehen, versicherte er.
Laut Danilow handelt es sich nicht um eine außerplanmäßige Maßnahme. Die Mobilmachung laufe seit eineinhalb Jahren, mehrere Etappen seien bereits durchlaufen worden. „Man muss deswegen keinen Lärm schlagen, alles läuft nach dem Plan, den wir derzeit verfolgen“, sagte der Kiewer Top-Beamte.
Nach Beginn der russischen Invasion hat die Ukraine das Kriegsrecht ausgerufen. Alle Männer im Alter zwischen 18 und 60 Jahren sind daher grundsätzlich zum Wehrdienst verpflichtet und können einberufen werden – es sei denn, sie sind aus gesundheitlichen oder sozialen Gründen, etwa als alleinerziehende Väter, vom Dienst befreit. Die genaue Anzahl der bisher Einberufenen ist nicht bekannt. Vor einem Jahr bezifferte Vizeverteidigungsministerin Hanna Maljar die Anzahl bereits auf mehrere Hunderttausend. Wegen der Verluste an der Front müssen immer wieder neue Rekruten ausgebildet und in den Kampf geschickt werden. (dpa)
Zweites Schiff verlässt Hafen von Odessa
Trotz des von Russland verkündeten Aus für das Getreideabkommen mit der Ukraine ist ein Schüttgutfrachter aus dem Hafen von Odessa ausgelaufen. Das Schiff hat nach Angaben des Schiffsdatenerfassers Marinetraffic am Samstagmorgen Odessa verlassen und ist auf dem Weg nach Warna in Bulgarien. Die „Primus“ ist bereits der zweite Frachter, der trotz der von Russland wieder verhängten Seeblockade über ukrainische Häfen aus Odessa ablegt.
Die „Primus“ läuft unter liberianischer Flagge. Das Schiff lag seit Ende Februar im Hafen. Damals kam es noch unter dem Namen „Polarstar“ dort an. In der Zeit wechselte es seinen Besitzer und gehört nun einer Reederei aus Singapur. Welche Ladung die „Primus“ an Bord hat, ist unklar. Moskau hatte Mitte Juli seine Sicherheitsgarantien für einen Getreidekorridor zur Türkei zurückgezogen. Stattdessen würden alle Schiffe, die ukrainische Häfen ansteuern, als Träger militärischer Fracht angesehen, hieß es. (dpa)
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