+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Russische Angriffe nehmen zu
Die Lage für die ukrainischen Truppen in Bachmut wird immer schwieriger. Russland verstärkt die Angriffe entlang der Front im Donbas.
Lage um das umkämpfte Bachmut immer schwieriger
Die Lage rings um die umkämpfte Stadt Bachmut ist nach Einschätzung des Kommandeurs der ukrainischen Bodentruppen, Olexandr Syrskji, „extrem angespannt“. Russische Wagner-Söldner versuchten die Stadt einzukesseln, erklärt er. „Trotz erheblicher Verluste hat der Feind die am besten vorbereiteten Angriffseinheiten von Wagner eingesetzt“, zitiert das Medienzentrum des ukrainischen Militärs auf seinem Telegram-Kanal den Generaloberst.
Die Wagner-Einheiten versuchten die Verteidigung zu durchbrechen und die Stadt einzukesseln, sagt Syrskji. Söldner der von Jewgeni Prigoschin geleiteten Wagner-Truppen bemühen sich seit Monaten in einem erbitterten Kampf, die strategisch wichtige Stadt im Osten der Ukraine einzunehmen.
Auch Ukraines Präsident Wolodimir Selenski sprach in seiner Videoansprache von der schwierigen Lage in Bachmut. „Der Feind zerstört ständig alles, was zur Verteidigung unserer Stellungen, zu ihrer Befestigung und Verteidigung dienen kann“, sagte Selenski. Er nannte die ukrainischen Soldaten, die die Stadt im Donbass seit einem halben Jahr verteidigen, „wahre Helden“.
Die ukrainische Armee verteidigt Bachmut in einer Abnutzungsschlacht, um möglichst viele russische Truppen zu binden und ihnen Verluste zuzufügen. Allerdings greifen die Russen nicht nur von Osten an. Sie haben sich auch im Norden und Süden der Stadt vorgearbeitet, so dass es für die Ukrainer nur noch eine freie Straße für einen möglichen Rückzug gibt. Russland setzt in Bachmut neben regulären Soldaten vor allem die Söldnertruppe Wagner ein und setzt darauf, die Ukrainer zu zermürben. „Die feindliche Armee erhöht die Intensität ihrer Angriffsaktivitäten“, schrieb Vizeministerin Maljar auf Telegram. Trotz schwerer Verluste seien die Feinde in der Überzahl. Die Angaben waren nicht unabhängig zu überprüfen. (rtr/dpa)
Generalstab bestätigt verstärkte russische Angriffe
Der ukrainische Generalstab bestätigte verstärkte russische Angriffe auf die Frontstädte im Donbass. Im Lagebericht des Generalstabs vom Montagabend wurden neben Bachmut auch Angriffe auf Kupjansk, Liman, Awdijiwka und Wuhledar im Osten des Landes genannt. Die Attacken bei Awdijiwka, das dicht an Donezk liegt, und bei Wuhledar seien abgewehrt worden. Zuvor hatte das russische Verteidigungsministerium von einer Verstärkung der Offensive im Raum Donezk mit Artillerie und Luftangriffen berichtet. (rtr)
Kyjiw sieht keine Waffenlieferungen Chinas an Moskau
Der ukrainische Geheimdienstchef Kyrylo Budanow sieht derzeit keine Anzeichen für mögliche chinesische Waffenlieferungen an Russland. „Zum jetzigen Zeitpunkt glaube ich nicht, dass China einwilligen wird, Waffen an Russland zu transferieren“, sagte er in einem am Montag verbreiteten Interview dem US-Radiosender Voice of America. „Ich sehe keinerlei Anzeichen, dass derartige Dinge auch nur diskutiert werden.“
Angesprochen auf US-Vorwürfe, dass China Waffenlieferungen an Russland erwäge, sagte Budanow: „Ich teile diese Meinung nicht.“ Zu möglichen anderen Unterstützern Moskaus befragt, fügte der ukrainische Geheimdienstchef hinzu: „Fast das einzige Land, das derzeit mehr oder weniger ernsthaft Waffen liefert, ist der Iran.“ Das Interview wurde laut Voice of America am vergangenen Samstag auf Ukrainisch geführt.
US-Geheimdienstchef William Burns hatte am Wochenende gesagt, dass Washington „überzeugt“ davon sei, dass die Führung in Peking Waffenlieferungen an Russland für den Ukrainekrieg in Betracht ziehe. Laut einem Bericht des Wall Street Journal erwägt China, Drohnen und Munition zu liefern. Peking hat Pläne für Waffenlieferungen an Russland bisher bestritten. (afp)
Russland stellt Bedingungen für Atomwaffenvertrag
Russland will die Teilnahme am New-Start-Atomwaffenvertrag erst dann wieder aufnehmen, wenn die Regierung in Washington auf Moskaus Position eingehe. „Die Haltung des kollektiven Westens“, angeführt von den USA, müsse sich gegenüber Moskau ändern, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow in einem Interview mit der Tageszeitung Iswestija. Die Sicherheit eines Landes könne nicht auf Kosten der Sicherheit eines anderen Landes gewährt werden. Er erklärte, dass die Nato durch die Bewaffnung der Ukraine „als ein einziger Block nicht mehr als unser bedingter Gegner, sondern als Feind auftritt“.
Zu einem chinesischen Friedensplan für die Ukraine, der beide Seiten zu einer schrittweisen Deeskalation auffordert und vor dem Einsatz von Atomwaffen warnt, sagt Peskow, Pekings Vorschlag sollte Gehör finden, aber die Zwischentöne des Vorschlags seien wichtig. (rtr)
Yellen bringt 10 Milliarden US-Dollar mit
US-Finanzministerin Janet Yellen traf sich bei einem unangekündigten Besuch in Kyjiw mit Präsident Selenski und sicherte ihm weiteren Beistand der USA zu. Sie kündigte an, eine erste Tranche von 1,2 Milliarden US-Dollar (mehr als 1,1 Milliarden Euro) Wirtschaftshilfe freizugeben. Die USA wollen der Ukraine in diesem Jahr insgesamt mit 10 Milliarden Dollar helfen. 2022 hatte Washington 13 Milliarden Dollar gegeben. In den Zahlen ist die militärische Unterstützung nicht mit einberechnet.
Selenski bedankte sich für die Unterstützung der USA seit Beginn des russischen Angriffskriegs. Ausländische Hilfe deckt in diesem Jahr mehr als die Hälfte des ukrainischen Staatshaushaltes. Die USA begrüßten auch, dass Saudi-Arabien bei einem Besuch seines Außenministers in Kyjiw 400 Millionen US-Dollar Hilfe zugesagt habe.
Bei dem anstehenden Treffen von Bundeskanzler Scholz mit US-Präsident Joe Biden in Washington am Freitag wird der Krieg in der Ukraine nach Angaben aus dem Weißen Haus zentrales Thema sein. „Ich denke, ich kann Ihnen guten Gewissens sagen, dass der Krieg in der Ukraine ohne Frage ein Hauptthema der Diskussion sein wird“, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby. Deutschland habe sich stark engagiert und seine Unterstützung sinnvoll ausgebaut, wie jüngst etwa die Zusage von Leopard-2-Panzern gezeigt habe.
Allerdings gab es zuletzt widersprüchliche Darstellungen aus dem Weißen Haus und dem Kanzleramt, wie die Zusage von Kampfpanzer-Lieferungen an die Ukraine zustande gekommen war. Ein Sprecher der Bundesregierung dementierte, Scholz habe die Lieferung deutscher Leopard-Panzer von der Bereitstellung von Abrams-Panzern durch die USA abhängig gemacht. Dies hatte Bidens Sicherheitsberater Jake Sullivan gesagt. (dpa)
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