+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Russland beschießt Saporischschja
Die Internationale Atomenergiebehörde bestätigt den Angriff auf das Atomkraftwerk. Die erschwert die Wiederherstellung der Stromversorgung in der Ukraine.
Russland beschießt Atomkraftwerk Saporischschja
Das von Russland kontrollierte ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja wird russischen Angaben zufolge beschossen. Die staatliche Nachrichtenagentur Tass zitiert den russischen Energiekonzern Rosenergoatom mit der Darstellung, die Ukraine habe in die Nähe einer nuklearen Lagereinrichtung geschossen. Messungen zufolge sei keine radioaktive Strahlung ausgetreten.
Das bestätigt die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO) bestätigt. Am Samstagabend und am Sonntagmorgen sei es in dem Gebiet zu mehr als einem Dutzend Explosionen gekommen, so die Organisation unter Berufung auf vor Ort befindliche Mitarbeiter. Der ukrainische Versorger Energoatom spricht von mindestens zwölf Treffern auf Infrastrukturanlegen des Kraftwerkes. Die beschädigten Geräte deuteten darauf hin, dass die Angreifer „genau die Infrastruktur angegriffen und deaktiviert haben, die für den Neustart der fünften und sechsten Kraftwerkseinheit erforderlich war“ und damit für die Wiederherstellung der Stromerzeugung für die Ukraine. Zuvor hatte Russland die Ukraine für den Beschuss verantwortlich gemacht. (rtr)
Ukraine: Beweise für Gräueltaten in Cherson
Die ukrainischen Behörden stoßen in befreiten Gebieten rund um Cherson, Charkiw und Donezk nach offizieller Darstellung auf immer mehr Beweise für Gräueltaten der einstigen russischen Besatzer. In den vergangenen zwei Monaten seien in diesen Gebieten über 700 Leichen entdeckt worden, sagte Generalstaatsanwalt Andrij Kostin am Samstagabend im Staatsfernsehen. In rund 90 Prozent der Fälle habe es sich um Zivilisten gehandelt. Zur Verteidigung gegen den Aggressor Russland sagte Großbritannien der ukrainischen Regierung zusätzliche Militärhilfe zu, wofür sich Präsident Wolodimir Selenski bei einem Überraschungsgast aus London bedankte.
In der Ukraine arbeiten Techniker derweil fieberhaft daran, die Schäden der russischen Angriffe zu beseitigen und die Stromversorgung im Land wiederherzustellen. Als Zeichen für die angestrebte Normalisierung des Lebens in den zuvor besetzten Gebieten wurde die Wiederaufnahme des Bahnverkehrs zwischen Kiew und der befreiten Stadt Cherson gefeiert – dort traf erstmals nach gut acht Monaten wieder ein Zug aus der Hauptstadt ein. Im Osten der Ukraine tobten derweil weiter schwere Kämpfe zwischen russischen und ukrainischen Truppen. (dpa)
Putin äußert sich nicht zum Rückzug
Als die russische Militärführung vor laufenden Kameras den Rückzug aus Cherson verkündete, fiel auf, dass ein Mann fehlte: der Präsident. Wladimir Putin besuchte währenddessen am 9. November eine neurologische Klinik in Moskau, wo er eine Hirnoperation verfolgte. Später sprach er bei einer anderen Veranstaltung, erwähnte aber mit keinem Wort den für Russland demütigenden Truppenabzug aus der wichtigen Stadt im Süden der Ukraine. Auch in den folgenden Tagen äußert er sich nicht öffentlich dazu.
Putins Schweigen fällt in eine Zeit zunehmender Rückschläge für sein Land bei den seit fast neun Monaten andauernden Kämpfen. Der Präsident scheint für die Überbringung schlechter Nachrichten andere vorzuschicken – eine Taktik, die er schon während der Coronapandemie verfolgt hatte.
Cherson war die einzige Regionalhauptstadt, die die russischen Truppen in der Ukraine eingenommen hatten. Schon in den ersten Tagen der Invasion besetzten sie die Stadt und einen Großteil der Region, die ein wichtiger Zugang zur Halbinsel Krim ist. Ende September annektierte Moskau illegal die Region Cherson sowie drei weitere ukrainische Provinzen. Putin war persönlich Gastgeber einer pompösen Zeremonie in Kreml, bei der die Annexion im September formell festgeschrieben wurde. Er verkündete, die Bewohnerinnen und Bewohner von Luhansk, Donezk, Cherson und Saporischschja würden „für immer“ zu russischen Staatsbürgerinnen und Staatsbürgern.
Doch nur gut einen Monat später verschwanden die russischen Trikoloren wieder von Regierungsgebäuden in Cherson und wurden durch die gelb-blauen Flaggen der Ukraine ersetzt. Der Rückzug aus Cherson und Umgebung bis zum Ostufer des Dnipros war nach russischen Militärangaben am 11. November abgeschlossen. Der Präsident hat den Abzug seitdem bei keinem seiner öffentlichen Auftritte erwähnt. (ap)
Estland schickt Busse in die Ukraine
Estland unterstützt die von Russland angegriffene Ukraine bei der Wiederherstellung seiner kriegszerstörten Transportinfrastuktur. Nach Angaben des Außenamts in Tallinn wird das baltische EU- und Nato-Land 27 Linienbusse des öffentlichen Nahverkehrs an Kiew übergeben. Die Fahrzeuge sollen im November und Dezember geliefert werden, teilte das Ministerium des baltischen EU- und Nato-Landes am Samstagabend mit. Estland hatte bereits zuvor im Sommer 17 gebrauchte Busse in die Ukraine geschickt.
„Um der ukrainischen Gesellschaft zu helfen, parallel zum Krieg möglichst menschenwürdig zu funktionieren, muss die Ukraine nicht nur militärisch und politisch, sondern auch mit humanitärer Hilfe unterstützt werden“, sagte Außenminister Urmas Reinsalu. Mit den gespendeten Bussen könne ein notwendiger Beitrag geleistet werden, um die Menschen in der Ukraine im Alltag zu unterstützen.
In Privatinitiative hat der estnische Ableger des Lions Clubs zudem mit Spendengeldern 13 Stromgeneration gekauft. Sie sollen in den kommenden Tagen an Schulen und Kindereinrichtungen geschickt werden, die in Notunterkünften in der Ukraine arbeiten, teilte ein Vertreter der gemeinnützigen Organisation estnischen Medienberichten zufolge mit. Estland mit seinen 1,2 Millionen Einwohnern zählt international zu den wichtigen Unterstützern der Ukraine. (dpa)
Selenski: Weiter Probleme mit der Stromversorgung
Trotz fortdauernder russischer Raketen- und Luftangriffe auf die Energieinfrastruktur der Ukraine hat die Wiederherstellung der Stromversorgung im Land nach Worten von Selenski höchste Priorität. „Wir arbeiten im ganzen Land daran, die Lage zu stabilisieren“, sagte er am Samstagabend. „Die meisten Probleme mit Elektrizität gibt es in Kiew und Umgebung, Odessa und Umgebung, Charkiw und Umgebung.“ Alles werde getan, „um den Menschen ein normales Leben zu ermöglichen“.
Russland hatte Anfang dieser Woche mit massiven Angriffen auf die Energie-Infrastruktur landesweite Stromausfälle in der Ukraine verursacht. Zeitweise waren rund zehn Millionen Menschen ohne Strom. Laut Selenski sind rund 50 Prozent der Energieinfrastruktur zerstört oder beschädigt. Moskau will den Nachbarn mit diesen Angriffen vor dem hereinbrechenden Winter weiter unter Druck setzen. (dpa)
Produziert Russland iranische Drohnen künftig selbst?
Russland hat laut einem US-Medienbericht ein Abkommen mit dem Iran geschlossen, um iranische Angriffsdrohnen für den Krieg gegen die Ukraine im eigenen Land herzustellen. Derzeit werde daran gearbeitet, die Produktion binnen Monaten in Gang zu bringen, schrieb die Washington Post unter Berufung auf Geheimdienstinformationen. Die Vereinbarung sei Anfang November im Iran ausgehandelt worden. Die russische Armee setzt die Drohnen unter anderem für Angriffe auf die ukrainische Energieinfrastruktur ein. (dpa)
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