+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: Evakuierung der Stadt Chan Junis
Israel plant offenbar weitere Angriffe auf den Süden Gazas. Scholz telefoniert mit Netanjahu und drängt auf Deeskalation.
![Menschen laufen durch ein zerstörtes Viertel in Chan Junis im südlichen Gazastreifen Menschen laufen durch ein zerstörtes Viertel in Chan Junis im südlichen Gazastreifen](https://taz.de/picture/7175125/14/35978476-1.jpeg)
Scholz telefoniert mit Netanjahu
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat in einem Telefonat mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu große Sorge über die Gefahr eines regionalen Flächenbrandes im Nahen Osten zum Ausdruck gebracht. Zugleich machte er deutlich, dass die Bundesregierung Drohungen aus Iran, von der Hisbollah und anderen gegen die Sicherheit Israels und seiner Bürgerinnen und Bürger entschieden verurteile, wie ein Regierungssprecher am Sonntag in Berlin mitteilte.
Mehr denn je komme es jetzt darauf an, die destruktive Spirale von Vergeltungsgewalt zu durchbrechen, Spannungen abzubauen und sich konstruktiv für Deeskalation einzusetzen. In diesem Zusammenhang habe der Bundeskanzler erneut unterstrichen, dass nun der Zeitpunkt gekommen sei, das Abkommen zur Freilassung der Geiseln und eines Waffenstillstands zu finalisieren.
Viele militärische Ziele im Kampf gegen die Hamas seien erreicht, zivile Opferzahlen und menschliches Leid im Gazastreifen gewaltig, so der Kanzler. Ein Ende des Kriegs in Gaza wäre ein entscheidender Schritt zu einer regionalen Deeskalation.
Im Nahen Osten sind die Sorgen vor einem Flächenbrand zuletzt gewachsen. Der Iran und seine Verbündeten haben Vergeltungsschläge gegen Israel wegen der Tötung zweier führender Köpfe der Hamas und der libanesischen Hisbollah-Miliz angekündigt. (dpa)
Israel weitet Evakuierungsanordnung für Chan Junis aus
Israel hat die Evakuierungsanordnung für die Stadt Chan Junis im südlichen Gazastreifen ausgeweitet. Die Bewohner von Bezirken im Zentrum, Osten und Westen des Ortes sollten das Gebiet verlassen, teilt das israelische Militär über X und über Nachrichten an Mobiltelefone mit. „Zu Ihrer eigenen Sicherheit müssen Sie sofort in die neu eingerichtete humanitäre Zone evakuiert werden. Das Gebiet, in dem Sie sich befinden, gilt als gefährliche Kampfzone.“ Israel greife Hamas-Kämpfer an, die diese Gebiete für Angriffe und den Abschuss von Raketen nutzten. Zehntausende Menschen verließen daraufhin in der Nacht ihre Unterkunft.
Bei dem Drohnenangriff in Syrien in der Nacht zum Samstag sind mehrere Soldaten der USA und der Koalition verwundet worden. Dies teilt ein US-Beamter gegenüber Reuters mit. Das US-Militär war zunächst davon ausgegangen, dass es bei dem Drohnenangriff in der Nacht zum Samstag keine Opfer gegeben habe. Eine genauere Untersuchung ergab jedoch, dass einige Soldaten leichte Verletzungen erlitten hatten. Es handelt sich um den zweiten größeren Angriff auf US-Streitkräfte in den vergangenen Tagen inmitten wachsender Spannungen im Nahen Osten. (rtr)
Diplomatie läuft auf Hochtouren
Zehn Tage nach der Tötung zweier hochrangiger Feinde Israels in Teheran und Beirut ist weiterhin unklar, ob und wann der Iran und die libanesische Hisbollah die angedrohten massiven Vergeltungsschläge gegen Israel ausführen werden. Während die Bevölkerung in Israel sichtlich unbeeindruckt ihren Alltagsgeschäften nachgeht, sind die Streitkräfte des Landes seit Tagen in höchster Alarmbereitschaft. Die USA, Israels wichtigster Verbündeter, brachten zusätzliche Kriegsschiffe und Kampfflugzeuge in die Region.
Zugleich laufen Medienberichten zufolge hinter den Kulissen enorme Bemühungen, um die explosive Lage durch diplomatische Anstrengungen zu entschärfen. Im Mittelpunkt stehen dabei die seit Monaten feststeckenden indirekten Gespräche zwischen Israel und der radikalislamischen palästinensischen Hamas, um ein Ende des seit zehn Monaten dauernden Gaza-Kriegs einzuleiten und die Freilassung von mehr als 100 Geiseln in der Gewalt der Hamas zu erreichen. Dabei vermitteln die USA, Ägypten und Katar. (dpa)
USA besorgt nach Angriff auf Schulgelände in Gaza-Stadt
Das Weiße Haus teilt mit, die USA seien zutiefst besorgt über den israelischen Angriff auf ein Schulgelände in Gaza-Stadt. Man sei im Kontakt mit der israelischen Seite, die erklärt habe, hochrangige Hamas-Vertreter im Visier gehabt zu haben, und habe nach Details zu dem Angriff gefragt. Es sei weiterhin so, dass viel zu viele Zivilisten im Gaza-Krieg getötet oder verwundet würden.
Nach Angaben der israelischen Armee hat der Luftangriff in Daraj Tuffah im östlichen Gazastreifen einem Kommando- und Kontrollzentrum der Hamas gegolten, das als Versteck für Hamas-Terroristen und Kommandeure gedient habe. „Die IAF traf präzise Hamas-Terroristen, die in einer Hamas-Kommandozentrale operierten, die in der Al-Taba'een-Schule eingebettet war und sich neben einer Moschee in Daraj Tuffah befand, in der Bewohner von Gaza-Stadt Schutz suchten“, teilte das israelische Militär mit.
Vor dem Angriff seien zahlreiche Maßnahmen ergriffen worden, um das Risiko, Zivilisten zu verletzen, zu mindern, einschließlich des Einsatzes von Präzisionsmunition, Luftüberwachung und nachrichtendienstlichen Informationen“. (rtr)
USA stellen Israel weiteres Geld zur Verfügung
Washington stellt Israel weitere 3,5 Milliarden Dollar für den Kauf von US-Waffen und militärischer Ausrüstung zur Verfügung. Dies teilt das US-Außenministerium mit. Der Kongress sei unterrichtet worden. Laut einem Bericht des Fernsehsenders CNN sind die Gelder Teil einer im April vom US-Kongress gebilligten Zusatzfinanzierung für Israel in Höhe von 14 Milliarden Dollar.
US-Außenminister Antony Blinken hat in einem erneuten Telefongespräch mit dem israelischen Verteidigungsminister Joaw Galant betont, dass eine Eskalation im Nahen Osten niemandem diene. Gleichzeitig habe Blinken die Notwendigkeit für eine Waffenruhe im Gazastreifen unterstrichen, teilt das US-Außenministerium mit. „Der Minister bekräftigte das unumstößliche Eintreten der Vereinigten Staaten für die Sicherheit Israels und erörterte, dass eine Eskalation im Interesse keiner Partei sei.“ (rtr)
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