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+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++Hoffnung für neuen Geisel-Deal?

Verhandlungen über Waffenruhe und die Freilassung von Geiseln in Kairo. Israels Armee reduziert Truppen im Gazastreifen. Hisbollah-Kommandeur getötet.

Rückkehr nach Chan Yunis im Gazastreifen nach dem Abzug der Armee Foto: Mohammed Talatene/dpa

Wichtigen Hisbollah-Kommandeur getötet

Die israelische Armee hat eigenen Angaben zufolge am Montag einen wichtigen Kommandeur der proiranischen Schiitenmiliz Hisbollah gezielt getötet. Es handele sich um einen Kommandeur der Radwan-Truppe, einer Eliteeinheit der Hisbollah, im Süden des Libanons. Er und zwei weitere Hisbollah-Kämpfer unter seinem Kommando seien bei einem Luftangriff in Sultanija getötet worden. Die Hisbollah bestätigte am Montag den Tod des Kommandeurs, nannte aber keine weiteren Details.

Sein Rang sei mit dem eines Brigadekommandeurs vergleichbar, hieß es in der Mitteilung der Armee. „In seiner Rolle war er verantwortlich für die Planung und Ausführung von Terrorattacken auf israelische Zivilisten im Norden Israels.“ Seit Beginn des Krieges habe er mehrere Angriffe auf israelisches Gebiet befehligt.

Seit Beginn des Gazakriegs nach dem Hamas-Massaker in Israel am 7. Oktober kommt es in der israelisch-libanesischen Grenzregion immer wieder zu Konfrontationen zwischen Israels Armee und militanten Gruppierungen wie der Hisbollah. Es ist die schwerste Eskalation seit dem zweiten Libanon-Krieg 2006. Dabei gab es auf beiden Seiten Tote. (dpa)

Bericht: Nach Hamas-Darstellung keine Fortschritte bei Verhandlungen

Bei den indirekten Verhandlungen über eine Waffenruhe im Gazakrieg soll es nach Hamas-Darstellung keine Fortschritte gegeben haben. Der katarische TV-Sender Al Jazeera berichtete am Montagmorgen unter Berufung auf Kreise der islamistischen Terrororganisation, dass die israelische Delegation auf keine der Forderungen der Hamas eingegangen sei. Vertreter der Gruppe hätten Kairo demnach für Beratungen mit ihrer Spitze verlassen. Israelische Medien berichteten dagegen, beide Seiten hätten mehr Flexibilität gezeigt. Offizielle Angaben zum gegenwärtigen Verhandlungsstand gibt es bisher nicht.

Der staatsnahe ägyptische Fernsehsender Al-Kahira News hatte zuvor unter Berufung auf eine ranghohe ägyptische Quelle berichtet, dass es Fortschritte sowie eine Einigung über die grundlegenden Punkte zwischen allen beteiligten Parteien gebe. Die Delegationen der Hamas und Katars hätten Kairo verlassen und wollten innerhalb von zwei Tagen zurückkehren, um sich auf die Bedingungen des endgültigen Abkommens zu einigen. Die Gespräche sollten in den nächsten 48 Stunden fortgesetzt werden, hieß es.

Der israelische Oppositionsführer Jair Lapid sagte dem israelischen Rundfunk am Montag, ein Deal liege auf dem Tisch und er müsse vereinbart werden. „Wir müssen Druck auf diese (israelische) Regierung ausüben, den Deal abzuschließen“, sagte er. „Es wird ein Deal sein, den wir nicht mögen, aber wir müssen ihn machen, weil wir sie nach Hause bringen müssen.“ Lapid hält sich gegenwärtig zu Gesprächen in den USA auf.

Da Israel und die Hamas nicht direkt miteinander reden, treten die USA, Katar und Ägypten als Vermittler auf. Im Laufe einer einwöchigen Feuerpause Ende November vergangenen Jahres ließ die Hamas 105 Geiseln im Austausch gegen 240 palästinensische Häftlinge frei. Knapp 100 der Geiseln, die nach dem Terrorüberfall der Hamas vom 7. Oktober nach Gaza verschleppt wurden, dürften nach israelischen Schätzungen noch am Leben sein. (dpa)

Fortschritte bei Gaza-Verhandlungen in Kairo

Bei den indirekten Verhandlungen in Kairo über eine Waffenruhe im Gazakrieg sind einem ägyptischen Medienbericht zufolge Fortschritte erzielt worden. Es gebe eine Einigung über die grundlegenden Punkte zwischen allen beteiligten Parteien, berichtete der staatliche ägyptische Fernsehsender Al-Qahera unter Berufung auf eine ranghohe ägyptische Quelle. Eine Bestätigung dafür gab es zunächst nicht. Laut Al-Qahera haben die Delegationen der islamistischen Hamas und Katars Kairo verlassen und wollten innerhalb von zwei Tagen zurückkehren, um sich auf die Bedingungen des endgültigen Abkommens zu einigen.

Die Gespräche sollten in den nächsten 48 Stunden fortgesetzt werden, hieß es. Am Sonntag waren in der ägpytischen Hauptstadt die indirekten Verhandlungen über eine Waffenruhe und die Freilassung von Geiseln, die von der Hamas festgehalten werden, wieder aufgenommen worden. Zu diesem Zweck reisten CIA-Direktor William Burns und eine Delegation der Hamas in die ägyptische Hauptstadt.

Am Sonntagabend traf auch der katarische Ministerpräsident und Außenminister Mohammed bin Abdulrahman Al Thani ein. Der Chef des israelischen Auslandsgeheimdienstes Mossad, David Barnea, soll israelischen Berichten nach ebenfalls teilnehmen. Die USA als Israels wichtigster Verbündeter wollen einen Durchbruch in den seit Wochen festgefahren Verhandlungen herbeiführen. Da Israel und die Hamas nicht direkt miteinander reden, treten die USA, Katar und Ägypten als Vermittler auf. (dpa)

Israel reduziert Bodentruppen im Gazastreifen

Israel hat nach eigenen Angaben viele seiner Soldaten aus dem Süden des Gazastreifens abgezogen. Eine Brigade bleibe aber dort, sagte ein Militärsprecher am Sonntagabend. Das entspricht einigen Tausend Soldaten. Verteidigungsminister Joaw Gallant sagte, der Rückzug geschehe mit Blick auf künftige Einsätze. Ob damit die von Israel wiederholt angekündigte Offensive in der Stadt Rafah an der Grenze zu Ägypten gemeint war, in der sich etwa 1,2 Millionen Menschen befinden, blieb unklar.

Der Rückzug erfolgt zu einem Zeitpunkt, da sich Ägypten – neben Katar und den USA Vermittler in dem Krieg – auf neue Gespräche vorbereitet. Diese müssen laut Israel die Aushandlung einer Waffenruhe und die Freilassung der Geiseln zum Ziel haben. Die radikalislamische Hamas fordert indes, ein Abkommen müsse ein Ende des Krieges und den Abzug der Israelis beinhalten.

Israel hat die Zahl der Soldaten im Gazastreifen bereits seit Anfang des Jahres reduziert, um Reservisten zu entlasten. Zudem steht das Land unter wachsendem Druck seines Verbündeten USA, die humanitäre Lage im Gazastreifen zu verbessern – gerade auch nach der Tötung von Mitarbeitern einer Hilfsorganisation durch israelische Militärs in der vergangenen Woche. (rtr)

Vorbereitungen für möglichen „Krieg“ an Grenze zu Libanon

Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben weitere Vorbereitungen für einen möglichen Krieg an der Grenze zum Libanon getroffen. Es sei „eine neue Phase in der Vorbereitung des Nordkommandos auf den Krieg abgeschlossen“ worden, teilte das Militär am Sonntag mit. Die Armee sei damit in der Lage, „alle benötigten Soldaten innerhalb weniger Stunden einzuberufen und auszurüsten und sie für defensive und offensive Einsätze an die Front zu bringen“.

Seit Beginn des Krieges zwischen Israel und der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas am 7. Oktober kommt es im Grenzgebiet zwischen Israel und dem Libanon fast täglich zu Gefechten zwischen israelischen Soldaten und Kämpfern der mit der Hamas verbündeten schiitischen Hisbollah-Miliz, die über ein großes Arsenal an Kurz- und Mittelstreckenraketen verfügen soll.

Am Sonntag flog Israel Luftangriffe auf den Osten des Libanons, eine Hochburg der Hisbollah-Miliz. Die Angriffe seien eine „Vergeltungsmaßnahme“ für den Abschuss einer israelischen Drohne gewesen, erklärte die israelische Armee im Online-Dienst Telegram. Auch aus dem Hisbollah-Umfeld wurden die morgendlichen Angriffe Israels bestätigt. (afp)

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1 Kommentar

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  • Militärisch nicht zu gewinnen?

    Die israelische Armee zieht sich aus dem südlichen Gazastreifen zurück. Damit habe der Krieg im Gazastreifen einen Wendepunkt erreicht, so heute die NZZ. In Israel scheine sich die Erkenntnis durchzusetzen, dass sich der Kampf gegen die Hamas mit militärischen Mitteln allein nicht gewinnen lässt.

    In der Tat: Dem Gaza-Konflikt ist ausschließlich militärisch nicht beizukommen, wie keinem der großen Konflikte in der Welt. Früher später werden sie mit einem Deal beigelegt. Darum wird auch das Netanyahu-Regime nicht herumkommen, will es nicht Israel in den Abgrund führen.

    In Frankreich werden Reminiszenzen an den Algerien-Krieg laut, der von der Kolonialmacht zwar militärisch, nicht aber politisch gewonnen und letztlich nur mit dem Kompromiß des Evian-Abkommens befriedet werden konnte.