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Kommentar Trumps Rede vor der UNOPeinlich und aggressiv

Dorothea Hahn
Kommentar von Dorothea Hahn

Es war eine brutale Rede, die US-Präsident Trump vor den Vereinten Nationen gehalten hat. Leider hatte er keine Ahnung, was er da sagte.

TV-Bild der Rede Trumps vor den UN in Tokio Foto: ap

D iplomatie ist die Kunst des Verhandelns, des geduldigen und leisen Vorgehens, der Suche nach Verbündeten und dem Versuch, Konflikte zu vermeiden. Donald Trump ist das ganze Gegenteil: Er ist das laute, prahlerische und verletzende Wort. Das Diktat. Die Ungeduld. Der Alleingang. Das Recht des Stärkeren. Und das Säbelrasseln.

Bei seiner ersten Rede vor der Generalversammlung der Vereinten Nationen hat Trump mehr von nationalen Interessen, von Souveränität und von „Amerika Zuerst“ geredet, als von gemeinsamem internationalem Vorgehen. Er hat einem anderen UN-Mitglied (Nord Korea) die „totale Vernichtung“ in Aussicht gestellt. Hat die „vielen Aufrechten“ zur Konfrontation mit den „wenigen Bösen“ aufgerufen. Hat Kuba und Venezuela neue Eskalationen angekündigt. Hat den größten diplomatischen Fortschritt der letzten Jahre (das Iran-Atomabkommen) als „Peinlichkeit“ für die USA bezeichnet und seine Aufkündigung in Aussicht gestellt. Und hat keine einzige der aktuellen schweren Krisen erwähnt – weder die Vertreibung der Rohingya, noch die humanitäre Katastrophe im Jemen und schon gar nicht die Klimaveränderung.

Wenn es nach Trump geht, sollen Flüchtlinge in ihren Herkunftsregionen bleiben – weil das besser und billiger sei. Und wenn einige (nicht namentlich benannte) Regionen „zur Hölle gehen“ – nun, dann ist das eben so. Vermeidung oder Beeinflussung von internationalen Krisen? Konstruktive Vorschläge für den Umgang damit? So etwas kommt bei ihm nicht vor.

Es war eine brutale Rede, die konfrontativste, die je ein US-Präsident in den Vereinten Nationen gehalten hat. Dabei richteten sich Trumps' Feindseligkeiten nicht nur gegen „Schurkenstaaten“, sondern auch gegen die Allierten der USA und die Institution der Vereinten Nationen. Er übertrug seine düstere und katastrophistische Sicht seines eigenen Landes („amerikanische Verwüstung“) auf die globale Ebene.

Seine einzige Expertise: die aggressive Pose

Im Inneren der USA kann Trump qua Amt den Ton und die Stimmung angeben. Aus dem Kreis seiner Berater und Minister ist – anders als bei früheren Präsidenten – kaum Kritik zu vernehmen. Trump erwartet absolute Loyalität. Doch in der UNO repräsentiert er nur eines von 193 Mitgliedern. Die USA zahlen, wegen ihrer wirtschaftlichen Stärke, zwar die höchsten Mitgliedsbeiträge, aber darüber hinaus bringt dieser Präsident nichts mit, das die Organisation bereichern kann.

Dieser US-Präsident bringt nichts mit, was die UN als Organisation bereichern kann

Er hat nicht einmal Ahnung von den Ländern und Regionen, über die er jetzt bellizistische Reden schwingt. In seinen neun Monaten im Amt hat Trump es nicht einmal geschafft, die Spitzenpositionen in den wichtigen Abteilungen des Außenministeriums zu besetzen. Der Präsident, der jetzt der Welt den richtigen Umgang mit dem „Raketenmann“ erklärt und der sich anschickt, nach dem Pariser Klimaabkommen ein zweites internationales Abkommen aufzukündigen, hat weder eigene außenpolitische Erfahrung noch Fachleute, die ihn beraten. Seine einzige Expertise ist die aggressive Pose. Die UNO sollte sich davon nicht beeindrucken lassen.

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Dorothea Hahn
Korrespondentin
Kommt aus Köln. Ihre journalistischen Stationen waren Mexiko-Stadt, Berlin, Paris, Washington und New York.
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11 Kommentare

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  • 8G
    85198 (Profil gelöscht)

    Wenn Trump bald vom "totalen Krieg" redet statt der "totalen Vernichtung", würde das mich auch nicht mehr wundern. Mit Erdogan müßte Trump doch eigenlich prima klarkommen. Sprachlich sind beide schon ganz nah am historischen Vorbild.

    Geile NATO-Verbündete, gell?

  • 8G
    80336 (Profil gelöscht)

    Den Ideologien ist die Idiotologie immanent.

     

    Es ist zu konstatieren, dass keine Staatsform, nenne sich diese nun Demokratie, Diktatur, Monarchie oder Gottesstaat, und bezeichne sich diese nun säkular oder religiös, davor bewahre, dass aufgeblasenen Früchtchen gefolgt werde, die vom Wahn befallen, zum geistigen Führer berufen zu sein.

     

    Es wird wohl lange Zeit ein Rätsel bleiben, wie es möglich war, dass eine Weltbevölkerung von 7.418.000.000 Menschen widerstandslos hinnahm, dass eine Handvoll Geistesgestörter ihre Spielchen des Grauens dergestalt trieben, als bewegten sie sich auf der Bühne eines Theaters und nicht als Serienmörder unter Artgenossen, und dabei ihr Geschwätz und Mordlust als unumgänglich verkaufen durften.

    • 8G
      85198 (Profil gelöscht)
      @80336 (Profil gelöscht):

      Irgendwie ist im Kapitalismus doch so gut wie jede*r ein bißchen geistesgestört.

      Das Früchtchen mit dem orangen Mopp auf dem Kopf ist nur die Spitze des Eisbergs.

  • Die verdammtem Amis sind offenbar einfach nicht in der Lage, sich in außeramerikanische Mentalitäten einzufühlen. So, wie amerikanische Soldaten im arabischen Raum versuchen mit ausgestrecktem Arm und nach oben gerichteter Hand Leute zu stoppen, nicht gewahrsind, daß dieses Zeichen eben dort heißt" Freund, komm". Dann wundern sie sich, daß die Leute nicht anhalten und erschießen sie und die Araber halten die Amis darob für Lügner. M.E. fühlen sich die Nordkoreaner von den Amerikanern ganz fürchterlich bedroht und zeigen deshalb mit Raktenstarts und Militätparaden, daß man sie besser nicht angreife. Der Ami versteht genau das wiederum als Bedrohung. Es ist zum Verrücktwerden mit den Cowboys.

  • Wenn der gute Onkel sich beeilt, schafft er es noch vor A.Hitler in die Bestenliste der Regierungs-Verbrecher.

    Deutschstämmig verbindet eben...

    • @amigo:

      Gruppenbezogene Feindseligkeit ? Sind wir da nicht etwas rassistisch ?

  • Sind wir durchpazifizierten Bundesbürger gar nicht mehr gewohnt: Hier antwortet der Präsident einer Supermacht einem Diktator in einer Sprache, die er hoffentlich versteht.

    Versetzen wir uns doch in die Lage eines Südkoreaners oder Japaners. Wir werden schon wegen Thiange hysterisch.

    Ich kenne Frau Hahn nicht, aber ob sie Ahnung hat über Länder und Regionen in Fernost? Und kennt sie alle Berater des amerikanischen Präsidenten?

    Es ist immer einfach, aus der Sicht eines kleinen, in der Weltpolitik unbedeutenden Staates die Akteure der Weltpolitik zu kritisieren.

    • 8G
      80336 (Profil gelöscht)
      @Hans-Georg Breuer:

      Ihre Bemerkung "die er hoffentlich versteht" zeigt, dass selbst Sie als nicht "durchpazifizierter Bundesbürger" erhebliche Zweifel an der Wirkung der Worte haben.

      Es bedarf weder einer bestimmten Größe eines Staates noch einer Bedeutung eines Staates, auch keiner Kenntnisse der Länder und Regionen in Fernost, und schon gar nicht der Kenntnisse der Entourage des Immobilienmoguls, um erkennen zu können, dass da zwei gefährliche Zeitgenossen das Maul derart voll nehmen, dass diese sich in Folge gezwungen sehen, entweder den Worten auch Taten folgen zu lassen, oder sich als Großmaul der Lächerlich preisgeben zu müssen. Da die Herren sich selbst nicht für Großmäuler halten, und nichts mehr scheuen, als klein beigeben zu müssen ... die Schlussfolgerung überlasse ich gerne jenen, die Sie als "nicht durchpazifiziert" heroisieren.

  • "Wenn es nach Trump geht, sollen Flüchtlinge in ihren Herkunftsregionen bleiben – weil das besser und billiger sei. Und wenn einige (nicht namentlich benannte) Regionen „zur Hölle gehen“ – nun, dann ist das eben so."

     

    Nehmen wir Afghanistan. Jährlicher Bevölkerungszuwachs >600.000 Menschen. Wo sollen sie hin? Die USA will sie nicht. Die EU will sie auch nicht. de will nur einen möglichst kleinen Teil, der konkrete politische Verfolgung nachweisen kann. Andere Länder, die Bedarf an Migration aus Afghanistan haben, gibt es nicht.

     

    Trump sagt, die Afghanen sollen in Afghanistan bleiben - und wenn das zu Mord und Totschlag unter Afghanen führt, ist das auch egal. Die Afghanen müssen ihre Probleme - unter Mithilfe von US-Militär - selbst lösen.

     

    Das ist doch zumindest mal ein Diskussionansatz. Was ist denn die Gegenposition. Man müsste Aufnahmeländer für bis zu 600.000 afghanische Migranten jährlich finden.

     

    Wäre ja theoretisch sogar möglich. Wir müssten uns halt nur ein bischen einschränken. Aber es gibt ja nicht nur Afghanistan.

     

    Der Ansatz von Trump ist inhuman und peinlich. Aber es gibt keine in sich schlüssige Gegenposition.

  • Yankees raus (aus der UNO)!

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