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Spenden sammeln für NGOsDienstleister im Schatten

Fürs Spendensammeln engagieren NGOs wie WWF oder DRK die Firma DialogDirect. Mitarbeiter klagen über miese Arbeitsbedingungen.

Für den guten Zweck – mit fiesen Methoden? Bild: dpa

Wenn Natalia Jankowski* an Amnesty International denkt, dann rückt das gute Anliegen der Organisation in weite Ferne. Dann kommt die Erinnerung an das in ihr hoch, was sie als Ausbeutung empfand. Die Zeit, als Jankowski für Amnesty Spendengelder akquirierte. Dabei war sie dort nie angestellt. Es war auch nicht ihr ehrenamtliches Engagement, das sie dazu brachte, im Februar und März 2012 stundenlang in der Münchner Fußgängerzone zu stehen und Menschen vom guten Zweck zu überzeugen.

Jankowski war eine von den jährlich etwa 1.000 Mitarbeitern, die für die Agentur „DialogDirect“ Spenden sammeln – im Auftrag von großen Nichtregierungsorganisationen (NGOs) wie dem Deutschen Roten Kreuz, BUND, WWF, von World Vision oder eben Amnesty International. Ein hart umkämpfter Markt: Laut dem Deutschen Spendenrat spenden die Deutschen jährlich 4,7 Milliarden Euro für einen guten Zweck. DialogDirect ist dabei ein wichtiger Partner, der sich auf die „Generierung von Dauerspendern mit Bankeinzug an hochfrequenten Plätzen“ spezialisiert hat, so seine Website.

Für den WWF bieten solche Dienstleister „die Möglichkeit, neue Zielgruppen zu erreichen“. World Vision teilt mit: „Im Sinne größerer Kosteneffizienz, Spendentransparenz und Qualitätssicherung haben wir diese Arbeit bewusst ausgelagert.“ Amnesty International schrieb im Oktober 2013, dass die „Unterstützergewinnung i. d. R. nicht auf ehrenamtlicher Basis durchgeführt“ werden könne.

Dass die Mitarbeiter am Infostand für DialogDirect arbeiten und nicht für die NGO selbst, sei „auf Nachfrage“ ersichtlich. Zudem sei auch auf den „Ausweisen und am Stand erkennbar, dass es sich um Agenturen handelt, die von uns vergütet werden“, schreibt der WWF. Ähnliches formuliert auch World Vision: „Dass die Mitarbeiter – meist Studierende – nicht Mitarbeiter von World Vision, sondern der Agentur sind, ist auf dem Ausweis ersichtlich, den sie an der Brust tragen.“ Mitarbeiter des Deutschen Roten Kreuzes stellten sich als „im Auftrag des DRK“ vor. „Auf Nachfrage geben sie selbstverständlich Auskunft darüber, dass sie als Dienstleister für das DRK arbeiten.“

Die Spendensammler

DialogDirect ist eine 1996 gegründete Fundraising-Agentur mit Sitz in Berlin, die sich auf Spendenakquise mittels Infoständen in Fußgängerzonen spezialisiert hat (sog. „Face-to-Face-Fundraising“). Die Agentur wird von großen NGOs beauftragt, die Spendenwerbung an externe Dienstleister auslagern. Bei DialogDirect arbeiten jedes Jahr mehr als 1.000 Mitarbeiter, zum Großteil sind es Studenten. Diese werden in Teams auf rund 900 Standplätze in ganz Deutschland verteilt. Auftraggeber von DialogDirect sind u. a.: Amnesty International, WWF, SOS-Kinderdorf, UNO-Flüchtlingshilfe, World Vision, BUND, Deutsches Rotes Kreuz, Welthungerhilfe, Caritas.

Vergleichbare Fundraising-Agenturen sind „talk2move“ (Berlin), „Streetwise Direct Dialogue“ (Köln), „Face2Face Fundraising“ (Wien/Berlin).

Laut dem Deutschen Spendenrat kamen im Jahr 2013 4,7 Milliarden Euro Privatspenden zusammen. Die Zahl der Spender belief sich auf 23,3 Millionen. In Deutschland gibt es mehr als eine halbe Million eingetragene Vereine und 17.400 private Stiftungen auf dem gemeinnützigen Sektor. Hinzu kommen kirchliche Stiftungen und nicht eingetragene Vereine. Sie alle sind auf Spenden angewiesen.

„Ein paar Tage später bin ich zusammengebrochen"

Doch an dem Partner dieser gut beleumdeten Organisationen gibt es nach taz-Recherchen deutliche Kritik: Für Jankowski war die Zeit im Februar und März 2012 als DialogDirect-Mitarbeiterin vor allem eines: unangenehm. Die junge Frau sitzt am Küchentisch in ihrer Würzburger Wohngemeinschaft und trinkt grünen Tee. „Unser Coach hat mir damals am Telefon klargemacht: Wenn ich nicht eine gewisse Anzahl neuer Spender am Tag finde, muss ich gehen“, sagt die junge Studentin, die aus Polen nach Deutschland zum Studieren gekommen ist. „Ein paar Tage später bin ich dann in der Unterkunft zusammengebrochen. Gleich im Anschluss wurde ich gekündigt.“

DialogDirect bestreitet das: „Es gibt keine Kündigungen wegen zu weniger Spender, und diese wären auch nicht zulässig“, sagt Franz Wissmann, Geschäftsführer von DialogDirect. Zu den obersten Prinzipien zähle es, „gut motivierte“ Mitarbeiter sowie „zufriedene und erfolgreiche Auftraggeber“ zu haben. Alles, was dem widerspreche, würde „tunlichst unterlassen“. Allerdings geben gegenüber der taz zwei weitere ehemalige Mitarbeiter an, Kollegen seien gekündigt worden, weil sie zu wenig Spenden eingetrieben hätten.

Ihre Mitarbeiter wirbt die Agentur mit speziellem Personal, direkt am Campus. Studenten werden vor der Mensa oder der Bibliothek angesprochen: „Willst du in den Semesterferien etwas Gutes für die Welt tun?“ Die potenziellen Kandidaten werden von der Agentur kontaktiert und zu einem „Casting“ in der jeweiligen Stadt eingeladen. Bei dem Job lässt sich viel Geld verdienen. Je nach Bezahlungsmodell erhalten die Mitarbeiter etwa 1.300 Euro Grundgehalt, das durch eine Prämienbezahlung auf bis zu 2.000 Euro pro Monat gesteigert werden kann.

„Willst du Gutes tun?“

Der taz liegt auch ein „Handbuch für neue DialogerInnen“ vor. Dabei geht es nicht nur darum, „hohe Ergebnisse zu erreichen, sondern darüber hinaus das öffentliche Image seiner Auftraggeber aufzuwerten und einen vertrauensvollen Eindruck in der Öffentlichkeit zu hinterlassen“, heißt es. Doch gleich zu Beginn droht das Unternehmen in seinem Handbuch, „auch bei hier nicht aufgeführten Verfehlungen ein Disziplinarverfahren einzuleiten“. Zu den aufgezählten Verfehlungen zählt DialogDirect „1. rauchen […] 4. negative Äußerungen über die Öffentlichkeit, die repräsentierten NPOs [Non-Profit-Organisationen; Anm. d. Red], DialogDirect“ oder „Handys am Stand benutzen“.

World Vision erklärt: „Die von Ihnen zitierten Anleitungen aus einem Mitarbeiterhandbuch werfen aus unserer Sicht ein positives Licht auf die klaren Standards.“ Bei Amnesty heißt es: „Wir werden uns das aktuelle Handbuch besorgen und es prüfen.“

DialogDirect betont, dass die Handbücher jahrelang im Einsatz und mit dem Deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) abgestimmt seien, das das Spendenwesen kontrolliert. Burkhard Wilke, wissenschaftlicher Leiter des Zentralinstituts, erklärt, dass DialogDirect bisher nicht auffällig geworden sei.

Michael Schneider* kommt zu einem anderen Ergebnis. Er sammelte im August 2013 im Namen von World Vision für DialogDirect. „Ich glaube, der Druck kam nicht nur von unserer Gruppenleitung, sondern von der Zentrale selbst. Wenn die gehört haben, dass wir zu wenig Neuspender haben, gab es Stress“, sagt der 22-jährige Musikstudent. Sein Gesicht bekommt Sorgenfalten, er stockt, wenn er seine Erlebnisse Revue passieren lässt. Er fühlte sich starkem Druck durch die Vorgesetzten ausgesetzt. „Ich habe es nicht geschafft, so viele Neuspender zu finden, wie von mir erwartet wurde.“ Es sei ihm deswegen sehr schlecht gegangen, doch das sei nicht gut angekommen. „Wenn du dabeibleiben willst, musst du das alles abstellen“, habe ein Coach gedroht.

Für den Job bei DialogDirect sei nicht jeder geeignet, so die Agentur gegenüber der taz. Die „Ablehnung der Passanten“, die „Teamarbeit“ und „das Wetter“ beinhalteten „viele Herausforderungen“. Was den Zielen der Agentur – zufriedene Mitarbeiter, Auftraggeber und Spender – widerspreche, werde unterlassen. „Und damit haben Sie bereits die Generalantwort auf all Ihre Fragen“, so der Geschäftsführer.

Amnesty zeigt sich bestürzt

Immerhin zeigt sich Markus Beeko, bei Amnesty International in Deutschland verantwortlich für „Kampagnen & Kommunikation“, „bestürzt“ über die geschilderten Arbeitsbedingungen. „Wir haben die Agentur umgehend um Aufklärung gebeten und betreiben eigene Recherchen hierzu.“ Monate später heißt es in einer neuen Stellungnahme von Amnesty, dass „von einer Reihe von MitarbeiterInnen schriftliche Erfahrungsberichte eingeholt“ und „mit verschiedenen Beteiligten gesprochen“ worden sei. „Bei unseren Recherchen konnten wir die Vorwürfe nicht bestätigen“, heißt es weiter. Dennoch seien in den Vertrag mit der Agentur DialogDirect Zusatzvereinbarungen aufgenommen worden. Zudem gebe es nun die „organisatorischen Voraussetzungen“, um „Infostandkampagnen, wie wir sie bislang mit der Agentur umsetzen, auch von eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern durchführen zu lassen“.

DialogDirect-Geschäftsführer Franz Wissmann-Kaltenbrunner erklärt im Oktober 2013, dass die Arbeit vor Ort „von den Coaches, Qualitätsbeauftragten und Ehrenamtlichen der Auftraggeber überwacht“ werde. Natalia Jankowski, Michael Schneider und andere, die alle zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten für die Agentur gearbeitet haben, bekräftigen gegenüber der taz, dass nie ein Qualitätsbeauftragter oder NGO-Mitarbeiter am Stand gewesen sei. DialogDirect sagt dazu, dass sich die Qualitätsbeauftragten nicht immer ausweisen würden.

Auf Kontrolle legt die Firma Wert: „[…] dem Teamleiter/Master sofort über jegliche Zusammentreffen und Interaktionen mit anderen Agenturen, […] Journalisten oder Beamten […] Bericht erstatten“, heißt es im Handbuch der Firma. Der geht es mitunter nicht immer darum, möglichst viele Spendengelder zu akquirieren. So heißt es in einem Arbeitsvertrag: „Besonderheit beim WWF: Es dürfen ausschließlich Förderer gewonnen werden (keine Schutzengel und keine Paten). Förderer, die einen Jahresbeitrag von 179 EUR übersteigen, gelten als Schutzengel und Pate und werden nicht vergütet.“ Uninteressant für die Firma.

* Namen geändert

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17 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Es gibt noch weitere Punkte, aber ich belasse es mal hierbei.

    Mein abschließendes Fazit – aber da darf jeder sein eigenes ziehen – ist folgendes:

    Professioneller kann man Fundraising nicht betreiben. Falls die TAZ bessere Fundraising-Konzepte hat als der „Deutsche Fundraising Kongress“ so möge man sie veröffentlichen. Und in Ländern wie den USA oder Australien ist Fundraising auch viel höher angesehen als hier in Deutschland. Spenden und Fundraising gehört da zum guten Ton und ist total selbstverständlich.

    Das hat zum einen – glaube ich – mit der deutschen Mentalität zu tun. Zum anderen hat es mit Sicherheit auch mit schlechten Fundraisern zu tun, die es auch gibt. Teilweise bin ich selber schockiert über Fundraiser. Aber die gibt es halt – schlechte Fundraiser. Genauso wie es auch schlechte Journalisten gibt.

     

    Abschließend würde ich gerne etwas wie „Hochachtungsvoll N.H.“ schreiben, aber Hochachtung für solch einen Artikel wäre gelogen. Deshalb verbleibe ich mit freundlichen Grüßen. N.H.

  • Meine nächste Frage betrifft das „Dialoger Handbuch“:

    1. Das Rauchen am Stand – während der Arbeitszeit – in Klamotten der Hilfsorganisation – ist nicht gestattet. Oh Schreck…

    4. DialogDirect – der Dienstleister im Auftrag der NPO/Hilfsorganisation - darf sich nicht negativ über eben diesen äußern. Oh Gott….

    5. Man darf während der Arbeitszeit nicht auf Facebook-Surfen oder ständig telefonieren. Verdammt….

     

    Entschuldigen Sie - meine Darstellung diskreditiert ihren dargestellten Sachverhalt sehr, aber ich frage mich, wie man diese Punkte überhaupt erwähnen, geschweige denn anprangern kann. Wie schlecht wäre es für den Ruf der NGO, wenn jemand die Tabak-Industrie unterstützt und dann die Passanten schlechtes denken und die Journalisten (!) daraus Schlagzeilen basteln. Amnesty International unterstützt Marlboro! (Bzw. Philip Morris International). Dann hätten sie die nächste Schlagzeile – vielleicht wollten sie das ja fördern. Ein sicherer Arbeitsplatz ist ja auch nicht selbstverständlich – auch bei Journalisten nicht;-)

     

    Das ganze läuft über Festgeld-Kampagnen – eine NGO/NPO gibt nur so viel Geld für DD aus wie sie auch bereit ist auszugeben. Die Prämien die gezahlt werden haben also keinerlei Auswirkungen auf die NGO, sondern wirken nur innerhalb von DD. Also keinerlei Risiko für die NPO. Sie weiß von vornherein wie sie damit kalkulieren kann und alles neu akquirierte Geld geht direkt an die NGO.

  • Zunächst einmal eine Frage: Sind Sätze wie:

    1. „Die junge Frau sitzt am Küchentisch in ihrer Würzburger Wohngemeinschaft und trinkt grünen Tee,“

    2. „Sein Gesicht bekommt Sorgenfalten, er stockt, wenn er seine Erlebnisse Revue passieren lässt.“

    Objektive Tatsachen, die zur Aufklärung der Arbeit der Agentur beitragen oder subjektive Beschreibungen des Autors - die ein bestimmtes Bild suggerieren?

    Beim 1. Satz denke ich an eine Verhör-Situation. Eine einzelne Lampe über dem Küchentisch, eine junge, verängstigte Studentin, die an ihrem grünen Tee nippt mit zitternden Lippen. Der 2. Satz könnte auch ohne etwas hineinzudeuten gut in einem Roman stehen.

    Ich persönlich sitze gerade am Schreibtisch – mit Wasser (Leider Classic – zu viel Kohlensäure – aber nagut. Das ist mein Problem) und Nudel Bolognese.

     

    Ich mache gleich weiter mit Fragen – denn für mich ist es wichtiger, dass jeder selbst die Sachen hinterfragt.

    Auf der einen Seite wird am Anfang von „Ausbeutung“ gesprochen, aber auf der anderen Seite wird auch erwähnt, dass es einen Mindestverdienst von 1300€ (inzwischen 1632€ - eine Anpassung aufgrund des Mindestlohns. Dieser wird übrigens in vielen Branchen und Agenturen probiert zu umgehen durch verschiedene Methoden.) gibt.

    Also werden 8,50€ (damals etwas weniger) inzwischen als Ausbeutung ausgewiesen? Oder was ist mit „Ausbeutung“ anderes gemeint als eine adäquate Bezahlung?

  • 4.

    5. Wer für Amnesty International wirbt, lernt jede Woche in der neuen Stadt die Ortsgruppe des Vereins kennen. Es wird sogar noch einmal das Gespräch von einem eigens dafür Beauftragten Amnesty Mitarbeiter (der übrigens ebenfalls bezahlt wird) unter die Lupe genommen. Ich habe ortsunabhängig von den Lokalgruppen stets Dankbarkeit und Anerkennung für die Arbeit gespürt. Vom UNHCR gibt es sogar ein persönlich adressiertes Dankesschreiben für jeden Fundraiser.

     

    Deutschland ist, glaube ich, Spendenweltmeister. Hilfsorganisationen sind darauf angewiesen, dass sich Leute für sie auf die Straße stellen. Die Arbeitszeiten entsprechen den normalen Ladenzeiten und man ist nonstop unterwegs – die Vergütung ist da schon fair. In Deutschland wird Arbeit in der Regel bezahlt. In 2 Wochen geht’s für mich wieder los. Liebe Grüße vom „Dienstleister im Schatten“ - demnächst in Ihrer Nachbarschaft. Watch out!

     

    PS: Die steuerabzugsfähige Zuwendungsbestätigung erreicht Sie im Januar per Post, alles absetzbar. Danke nochmals und bleiben Sie uns lange treu ;)

  • ...

    1. Das Titelbild zeigt einen 5 Euro Schein und eine Dose. Niemals nehmen wir auf der Straße Bargeld entgegen. Es gibt außerdem selbstverständlich einen Durchschlag und es bestehen entgegen des „Drückerkolonnen!“ - ausrufenden Journalisten keine Kündigungsfristen oder Abos. Alles freiwillig. Geld wird zu 100% an die NGO transferiert. Mit schlechtem Gewissen oder negativen Impulsen hat das nichts zu tun. Alles andere wäre auch rechtswidrig und nicht nachhaltig und generell: anderen zu helfen ist ja bekanntlich eine Ehrensache.

    2. Das DRK gehört nicht zum „Portfolio“ der Agentur.

    3. Die junge Studentin aus Polen kann nicht einfach bei laufendem Arbeitsvertrag gekündigt worden sein. Sie selber kann natürlich jederzeit einseitig das Arbeitsverhältnis beenden. Zweifellos ist die Arbeit nicht nur physisch, sondern vor allem psychisch eine Herausforderung. Man erfährt ab und an auch mal Ablehnung. Wichtig ist, denke ich, dass man irgendwann intrinsische Motivation entwickelt und das mental trennen kann. Das nützt einem übrigens auch sehr viel außerhalb von DialogDirect. „Das negative Denken ist das verantwortliche Übel für den Verschleiß unserer seelischen Energien“ - Peale. Deswegen arbeiten wir in Teams. Damit man sich auch mal gegenseitig aufbaut kann und dann am Abend wieder über alles lacht. Und nichts in sich hineinfrisst und zusammenbricht.

    4. Studenten werden vor der Mensa oder der Bibliothek angesprochen: „Suchst Du noch einen Job für die nächsten Semesterferien?“ So müsste es richtig lauten und das ist auch der pragmatische Satz, der benutzt wird. Wir verwenden an der Unis keine reißerische Polemik und es wird auch niemand für den Job als Fundraiser emotionalisiert. Je realistischer der Job umschrieben wird, desto motivierter und engagierter sind doch auch diejenigen, die dann zum Info – Abend gehen und spätestens dort merken, ob die Arbeit für sie persönlich interessant ist.

  • Vorab zu mir: Seit meinen ersten Semesterferien (Jura) arbeite ich bei der DialogDirect GmbH als Fundraiser. Studienfinanzierung. Im Schnitt vielleicht 6 Wochen pro Kampagne, jede Woche in einer anderen Stadt. Einmal im Frühling und dann nochmal im Spätsommer.

     

    Ich könnte mittlerweile ein Buch über den Job schreiben. Sie glauben nicht, wie viele interessante Leute es auf der Straße gibt. Am Ende jeder Kampagne habe ich nicht nur geholfen, nachhaltige Spendengelder zu generieren, sondern auch noch einen prallen Rucksack Erlebnisse und den Geldbeutel voller Visitenkarten und Angebote für diverse Praktika.

     

    Letztens habe ich zum Spaß mit einem Kollegen ausgerechnet, dass wir uns mittlerweile mit ungefähr 800.000 Menschen über verschiedene NGOs unterhalten haben müssen. Bei ca. 80mio Einwohnern ist das ein Prozent. Wir haben wirklich jeder an einen von hundert Deutschen appelliert, sich für eine wertvolle und wichtige Sache zu engagieren.

     

    Jeder, der bei mir eine Förderschaft unterschreibt, weiß, dass ich dafür vergütet werde. Das steht auch auf meinem Ausweis und der hängt dem potenziellen Förderer vor der Nase. Und nur so nebenbei: Ja, ich bin auch selber zahlendes Fördermitglied bei jeder Organisation, die ich vertrete. Ich engagiere mich sogar noch anderweitig. Authentizität und Identifikation.

     

    Aus diesen Gründen trifft mich Ihr doch sehr einseitiger Artikel nicht wirklich. Die taz zeichnet hier ein verzerrtes Bild von „DD“, indem sie sich alter Klischees und Vorurteile bedient und (sry!) doch einen sehr kleingeistigen Blickwinkel wählt.

     

    Für diejenigen Leser, die einfach nur mal DialogDirect googlen, weil sie mit dem Gedanken spielen, dort zu arbeiten, möchte ich noch kurz auf einige Punkte eingehen. Achja, cool, dass ihr überhaupt soweit runter scrollt!

  • Ich arbeite seit März 2014 für Dialog Direct und mache das ganze mit unglaublichem Spaß an der guten Sache. DD behandelt seine Mitarbeiter wirklich fair, ich kann mich in keinster Weiße beschweren.

    Dieser Artikel ist meiner Meinung nach einfach einseitig, um die Arbeitsbedingungen einer Agentur zu bewerten sollte man auch langfristige Mitarbeiter befragen und nicht nur den Stunk von ehemaligen Mitarbeitern aufleben lassen.

  • Mich wundert das nicht. Die Organisationen brauchen immer mehr Geld und die Ehrenamtlichen schaffen das angepeilte Volumen einfach nicht. Dass gerade solche Organisationen wie amnesty dann bei Drückerkolonen enden, ist dann natürlich widersprüchlich und fürs Image sehr schlecht.

     

    Aber solche Verfahren werden häufig gemacht. Die Löhne in Deutschland wachsen nicht stark und das führt dazu, dass Spenden umkämpft sind. Sie werden zu einer Ware, um die sich mehrere Anbieter einen Konkurrenzkampf leisten.

     

    Die Non-Profit-Organisationen selber würden niemals nach Leistung beim Spendensammeln bezahlen, das kann nur eine Privatfirma machen und dann entsteht viel Druck, ganz genauso wie bei den Versicherungen.

    • @Andreas_2020:

      Naja, Drückerkollenen finde ich schon einen zu harten Begriff. Dafür sehe ich jetzt hier keine Belege (2 Aussagen von Ex-Mitarbeiter bei einer größeren Firma sind jetzt nicht so signifikant; 1300€ Mindestverdienst ist für eine ungelernte Tätigkeit jetzt nicht so schlecht).

      Nichtsdestotrotz, wie ich schon in meinem Beitrag erwähnte: Amnesty ist gerade dabei, den DirektDialog auf Eigenregie (in einer gGmbH) umzustellen. Insofern wird sich hoffentlich zeigen, dass das sehr wohl geht.

  • niemand kontrolliert diese ORG wirklich, alle Spenden das sind nur die Guten, letzthin wieder ein Bericht über WWF und seine Zusammenarbeit zb In Indonesien, keiner scheint eigentlcih richtig durchzublicken, dei deutschen Vetreter finden alles, naj, in Butter, vor Ort wird rumngedruckst, bei Unicef ist es so, dass dei Spender 3 Büros finanzieren-das Büro in D, das Büro in Genf /C und den Hauptsitz in Newyork, allein c 20% der Spenden werden für Verwaltung ausgegeben !

  • wir habens immer so gehalten, Im Urlaub in Ländern, wo die Bezahlung der Angestellten schelcht war/ist, sag ich mal, habn wir immer ein bischen geholfen, zB aus SriLanka, ein Hotelangestellter, Versorger seiner Frau und Kind, seiner Mutter und 7 weiteren Geschwistern, damals kostet ein Häuschen um die 300UD$, also, haben wir der Familie ein neues Dach übern Kopf gegeben, oder eben ein neues Fischrnetz oder eben sonstwas, meist hat das auch gut geklappt, bei meiner jetzigen angeheirateten Familie kann man immer was bei steuern-eine Brille, ein Fahrrad, eine Augenoperation oder ein Besuch bei einem guten Arzt, oder man unterstützt den Schwiegervater mit einer monatlcihen Aufbesserung seiner Rente, in D spende ich nix, warum auch, dei Verein schwimmen im Geld, leisten sich, wie Unicef Berater für 1.000 € und das noch an ehe Mitarbeiter, dei eh schon eine dicke UNICEF Pension bekommen, wenn man nur mal die ganze Verwaltung anschaut, was die schon allein kostet, da geb ich doch lieber der Frau mit ihren Kind, dei an meiner Türe klingelt 5 €uro, klar, sind das oft org Bettelclans, aber trotzdem landen doch ein paar €uro auch bei den Klinkenputzern! Gelacht hab ich mal in der Fussgängerzone sassen 3 Kinder un dhaben gebettelt, ein Mann gab etwas, als er zurückkam hatten sich die drei Eis gekauft, der Mann war vollkommen aus dem Häuschen und proletete rum, ja, vielleicht hätte der Mann mal drandenken sollen, dass dieses Eis für dei Kinder ein besonderes Ereigniss war, dass sie vielleicht 1 oder 2x im Jahr bekommen! oder so!

  • Ich finde es grundsätzlich prima, dass diese Seite auch aufgezeigt wird. Nach vielen Jahren Arbeit in NGOs lässt sich für mich vor allem feststellen, dass die Selbstausbeutung und schlechte Arbeitsbedingungen häufig an der Tagesordnung sind, obwohl es darum geht Ausbeutung an Mensch, Tier und Umwelt zu beenden!

    Krönung mieser Arbeitsbedingungen ist bei der Tierschutzorganisation PETA zu finden.

    ....und nur wenn Leute anfangen dies auch mal zu bekunden, kann sich was ändern (es wäre toll, wenn es dafür auch mal einen Artikel gäbe).

    Klar, 2 Menschen von 1000 Angestellten ist nicht viel, aber weitere Reaktionen zeigen, ob es noch weiteren Angestellten so geht oder sich mehr finden, die sagen es gefällt ihnen.

     

    Arbeitsinhalt und Arbeitsbedingungen sind dabei auf jeden Fall zu trennen.

    Bsp.: Tierschutz ist toll, aber Erpressung, Kontrolle der E-Mails und Gehaltsdumping gehören verboten.

  • Da ich gerade vor einer Woche von einer sehr schönen vierwöchigen DialogDirect-Kampagne für den UNHCR wiedergekommen bin, ärgert mich dieser Artikel extrem.

    Ich liebe das Dialogen, mache es als Semesterferienjob seit dem Frühjahr 2012, und bin mir sehr sicher dass ich nicht der einzige momentan Angestellte bin der das ähnlich sieht. In jedem Fall muss man die Qualität eines Artikels anzweifeln der von einem Unternehmen das 1000 Angestellte hat, 2 ex-Angestellte interviewt (die jeweils ca. eine Woche gearbeitet haben). Es würde mich mal interessieren ob Leute die bei der taz gegangen worden sind über die Arbeit schwärmen.

    Natürlich ist das keine Arbeit für die jeder geeignet ist, aber das ist die Arbeit in einer Bank, einem Krankenhaus oder einem Sägewerk auch nicht - wer dort nicht vernünftig arbeitet, darf sich übrigens dort auch verabschieden.

    Für mich ist die Arbeit etwas tolles weil ich, auch wenn ich bezahlt werde in der Tat etwas wirklich gutes tue. Ich habe in den letzten 4 Wochen für den UNHCR an die 20.000€ Jahresbeitrag besorgt. Und das man um so etwas zu erreichen Professionalität und Fleiß benötigt, sollte jedem Menschen klar sein.

    Diese Professionalität ist das was DD auszeichnet, und das ist eine Sache die im Ehrenamt einfach nicht möglich ist. Das keine Spendengelder dafür verwendet werden sollten Leute auf die Straße zu stellen die den UNHCR, Amnesty International oder World Vision durch Faulheit Geld kosten ist meiner Meinung auch klar.

    Finde es peinlich durch eine so oberflächliche Berichterstattung ein Unternehmen, dass meiner Meinung nach einen vorbildlichen Umgang mit seinen Angestellten pflegt, zu verteufeln, und damit indirekt auch den NPOs und deren Fördererakquise das Leben zu erschweren.

    Bin sehr enttäuscht von der taz, die ich sonst wirklich gerne lese. Hatte es bisher auch nicht als nötig empfunden irgendetwas zu kommentieren.

  • Als Amnesty-Mitglied betrifft mich dieser Artikel sehr. Dazu sollte man wissen, dass zumindest innerhalb AI deutschland DirektDialog sehr umstritten ist und mehrfach Thema von Jahresversammlungen war. Es ist nun eine gGmbH gegründet worden, um Direktdialog in Eigenregie durchführen zu können, d.h. ohne diese externe Agentur. Insofern ist sich AI dieser Problematik sehr bewusst und versucht aktiv, von DD sich zu lösen.

     

    Man muss aber auch feststellen, dass der DD gutes Geld einbringt, was die NGOs sonst nicht hätten.

     

    Man muss auch sagen, dass der DD bei Amnesty nur in Bezirken durchgeführt wird, wo die Bezirke zugestimmt haben. Wenn die Fundraiser dann da sind, haben die Gruppen stets die Möglichkeit, selbst Informationan (d.h. bei Amnesty viele Petitionen und Infomaterial) auszulegen und auch am Stand zu sein, das wird sehr häufig genutzt. Insofern sind dann auch häufig tatsächlich Aktive dabei.

    Man muss aber feststellen, dass keine organisation diese Arbeit durch ein Ehrenamt leisten kann - Weil schlicht niemand auf eine solche Arbeit Lust hat und diese freiwillig durchführt.

     

    Im Übrigen möchte ich auch noch anmerken, dass ich an den Regelungen nichts schlimmes erkennen kann. Es wäre ja schlimm, wenn ein Mitarbeiter, der für AI werben soll, gleichzeitig schlecht über AI redet. Und rauchen ist wohl in fast allen Berufen innerhalb der Arbeitszeit (außerhalb der Pausenzeiten) verboten und da die Tätigkeit halt draußen stattfindet wäre rauchen ja immerzu möglich, aber definitiv unangemessen.

  • tja, klar,die Kette ist klar-man nimmt das Geld der armen Leute aus den reichen Ländern und gibt es den Reichen in den armen Ländern, Unicef D hat c 8.000 ehrenamtliche Mitarbeiter, aber zu keinem Weihnachten hab ich mal ein Danke Schön an die Leute im Internet gesehen, da gibts nur Spendenaufrufe, aber das Missmanagment braucht man kein Wort verlieren, Green Peace mit seienm Zockerfall, alles unterm Teppich, diese grosse Hilfsog, sidn Wirtschaftsunternehmen, nix anderes und dass man Subunternehmer beschäftigt ist schon klar, man zeigt sich entsetzt, klar, man lästert über fremde Ausbeuter, sieht aber nicht, der will es nicht sehen, was sich direkt vor der Nase abspielt, Helden Sie mit 30 €uro, niemand aber sagt, wieviel von den 30e bei dem Empfängern ankommt!. naja wird gelöscht, ist schon klar !

  • Ich hab auch für Dialog Direct gearbeitet und zwar in Bremen. Das ist zwar schon ein paar Jahre her, aber ich erinnere mich noch sehr gut daran. Der Artikel hier untertreibt sogar noch sehr, wenn er nur von Einzelfällen spricht bei denen Druck ausgeübt wurde. So wie ich das erlebt habe, gehörte das zum Konzept von Dialog Direct. Aber mich persönlich hat eine andere Tatsache über Dialog Direct viel mehr wütend gemacht, und zwar, wird jedem Dialoger eingebläut, möglichst seine Organisation und die Kampagne, in meinem Fall den WWF, möglichst emotional und reißerisch den Passanten näher zu bringen. Mir ist mehrmals passiert, dass mein Teamleader zu mir sagte:" Du sollst hier nicht so viel erklären, du musst deinen Text und das Gespräch so führen, dass die Leute gar nicht erst zum Überlegen kommen und schnell unterschreiben und ihr Kreuzchen machen." Das ganze ist für die ein knallhartes Business, wo nur auf das schlechte Gewissen der Passanten, und vor allen Dingen den Charme und die Überredungskünste der so genannten Dialoger gesetzt wird. Ich könnte jetzt noch ewig fortfahren mit krassen Erfahrungen, die ich dort gemacht habe, aber ich denke es ist auch so deutlich geworden wie Dialog Direct tickt. Ich würde jedem der noch einen Funken Idealismus in sich hat ganz entschieden davon abraten, bei Dialog Direct zu arbeiten, gesucht werden dort nur Leute mit Autoverkäuferqualitäten, mit dem Unterschied das meiner Meinung der Job eines Autoverkäufers, noch um Einiges ehrlicherer ist. Jonathan Schulze aus Köln

    • @jonathan schulze:

      In WIrklichkeit ist es so dass Dialog Direkt und Face 2 Face die LEute oft bis 22 Uhr oder länger stehen läßt um 5 Scheine zu organisieren und jeden Tag mußt du ins Büro fahren und die geschriebenen Daueraufträge abgeben. Dass kostet Zeit und Streß und Verdienst ist nicht so gut, pro Schein würde ich sagen 150 - 200 % gehen an die Agentur dann an den Verein