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08.07.2024 , 10:05 Uhr
Wie immer man die weiterhin von großen Teilen der Bevölkerung unterstützten militärischen Übergansregierungen in Mali, Burkina Faso & Niger beurteilen mag – dass die 3 Länder eine auf ihre gemeinsame Geschichte aufbauende Konföderation bilden möchten, könnte sich als historisch extrem bedeutsamer Schritt erweisen. Gleichzeitig sollten die ebenfalls historischen Errungenschaften der westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS unbedingt erhalten bleiben, v.a. der junge senegalesische Präsident Diomaye Faye bemüht sich darum sehr.
zum Beitrag11.02.2023 , 10:49 Uhr
[Fortsetzung Kommentar] dass die Menschen genau diesen Punkt ins Zentrum stellen: Hier geht es um Fassadendemokratie, um extreme soziale Ungleichheiten, um Landraub durch lokalen Eliten, um Korruption, Klientelismus, despotische Gewalt staatlicher Sicherheitskräfte etc etc – und natürlich darum, wie jene internen Dynamiken mit externen Ausbeutungsstrategien zusammenhängen, ja wie die in Europa besonders gerne zitierte „schlechte Regierungsführung“ selber ein Ergebnis kolonialer Deformierungen ist. Oder anders: Die Zeit ist längst abgelaufen, „Afrika“ auf einige wenige (durchaus richtige) Stichworte zu reduzieren, denn die Länder des Kontinents sind kein bisschen weniger komplex als europäische bzw. westliche Gesellschaften und genau dies sollte sich auch in europäischen Analysen widerspiegeln. Ich selbst – dieser Hinweis sei aus Gründen der gemeinsamen Debatte gestattet – habe versucht, einige dieser Überlegungen in meinem im vergangenen Jahr erschienenen Buch „Brennpunkt Westafrika. Die Fluchtursachen und was Europa tun sollte“ aufzuschreiben (www.chbeck.de/bern...ct/33245328#Links).
zum Beitrag11.02.2023 , 10:48 Uhr
Eigentlich kann man alles unterschreiben, was der Autor sagt. Und doch spricht vieles dafür, eine andere – eine differenziertere – Sprache für die afrikanisch-europäischen Beziehungen zu wählen. Denn der Text homogenisiert und vereinfacht extrem. Es beginnt bereits damit, dass es schlicht keinen Sinn macht, umstandslos über „Afrika“ zu schreiben. Denn „Afrika“ besteht aus 55 Ländern, die mindestens 5 Großregionen bilden (südliches Afrika, Ostafrika (inklusive des Horn von Afrika), Zentralafrika, Nordafrika und Westafrika) und jede dieser Regionen hat jeweils ganz unterschiedliche Geschichten, Problemlagen und Einbettungen in die globalen (Teil-)Ökonomien. Diese zum Teil erheblichen Unterschiede sehen und verstehen zu wollen, wäre bereits ein erster Schritt in der Dekolonisierung europäischer Herangehensweisen. Auch häufig genannte Problemlagen wie das im Text zitierte Zollregime sollten genauer betrachtet werden. Denn das Hauptproblem ist für viele afrikanische Länder nicht das hohe Zollniveau Europas (das verhindert, dass zum Beispiel Kakao weiterverarbeitet und als Schokolade nach Europa exportiert werden kann), sondern die Tatsache, dass im Zuge der neoliberalen Globalisierung (inklusive verschuldungsbedingten Strukturapassungsprogrammen in den 1980er und 1990er Jahren) die afrikanischen Länder ihre Außenzölle senken mussten und Europa und später auch China und andere aufstrebende Ökonomien die dortigen Märkte mit ihren Billigwaren überschwemmt und die in den 1960er und 1970er Jahren vielerorts entstandene Industrialisierung kaputt gemacht haben. Nigeria hatte Mitte der 1980er Jahre 175 Textilfabriken, 25 Jahre später waren es nur noch 25. Am problematischsten scheint mir jedoch, dass der Text eine reine Außenperspektive wählt. Am Ende ist zwar von den afrikanischen Eliten die Rede, die ebenfalls Teil des Problems seien, aber wer in afrikanischen Ländern mit zivilgesellschaftlichen Akteuren oder Leuten aus der Bevölkerung spricht, merkt schnell (oh weh zu lang)
zum Beitrag13.08.2022 , 22:12 Uhr
Es stimmt einfach nicht, dass Minusma ein Misserfolg wäre. Denn im Rahmen ihres Mandats (wozu der Antiterrorkampf ausdrücklich nicht zählt!) kann Minusma durchaus auf Erfolge verweisen, wozu ich dem Tagesspiegel einige Einschätzungen gegeben habe: amp.tagesspiegel.d...eben/28597906.html
zum Beitrag12.02.2022 , 19:04 Uhr
Fortsetzung: Und man müsste drittens zeigen, inwiefern die Auseinandersetzung mit Frankreich nicht nur eine Reaktion auf die unilaterale, undifferenzierte und an eigenen Interessen orientierte Antiterrorpolitik Frankreichs ist, sondern auch in einem anti(neo-)kolonialen, nicht zuletzt von jungen Menschen aufgemachten Kontext steht. Auf einige dieser Aspekte ist das im Text zitierte Netzwerk Afrique-Europe-Interact am 09.02.2022 in einem offenen Brief an die Bundesregierung und die zuständigen Ausschüsse des deutschen Bundestags ausführlich eingegangen (t1p.de/7n7to).
zum Beitrag12.02.2022 , 19:02 Uhr
Die wohl größte Schwäche der europäischen Mali- bzw. Sahelpolitik ist, dass sie Mali als eine Art militärisches Schachbrett betrachtet und die vielfältigen Analysen, Meinungen und Haltungen der Bevölkerung ausblendet. Und genau diese Schwäche reproduziert der Artikel: Die Menschen in Mali kommen allenfalls vor, wenn von Rebellen oder ethnischen Spannungen die Rede ist oder wenn ein nicht näher definiertes Oppositionsbündnis zitiert wird, das aber de facto aus jenen Parteien besteht, die die malische Politik seit dem Übergang zur Demokratie 1991 maßgeblich geprägt und durch Korruption, Vetternwirtschaft etc. in den Abgrund bugsiert haben. Anders formuliert: Um die aktuellen Dynamiken in Mali zu verstehen, müsste man erstens erklären, weshalb die Bevölkerung von "Fassadendemokratie" spricht und sich eine längere Übergangsphase zu demokratischen Wahlen ausdrücklich wünscht. Man müsste zweitens zeigen, dass sich die vermeintlich ethnischen Konflikte im Zentrum Malis bereits seit den 1990er Jahren angebahnt haben. Hintergrund sind Konkurrenzen um Wasser und Land, die zwar durch Klimawandel und Bevölkerungswachstum zugenommen haben, die aber vor allem durch Landgrabbing seitens städtischer Eliten sowie korrupte Gerichte und Behörden zunehmend nicht mehr mit lokalen (seit dem 19. Jahrhundert bestens etablierten) Konfliktlösungsmechanismen befriedet werden konnten (t1p.de/lumgp). Entsprechend warnten Wissenschaftler:innen bereits seit der Jahrtausendwende vor gewalttätigen Konflikten im Zentrum Malis - lange bevor der bewaffnete (Islamisten/Tuareg-)Aufstand im Norden das Pulverfass zum Explodieren gebracht hat (es ist daher auch ungenau, von einer Kettenreaktion zu reden, denn die Konflikte sind älter - gleiches gilt für Burkina Faso und Niger). Fortsetzung: Vgl. nächster Kommentar
zum Beitrag24.01.2022 , 15:01 Uhr
Da ich es auf dem Rechner habe, teile ich gerne, was in der gedruckten Ausgabe steht: Olaf Bernau ist bei Afrique-Europe-Interact aktiv und bloggt zum Sahel. Im März erscheint bei C.H.Beck sein Buch "Brennpunkt Westafrika. Die Fluchtursachen und was Europa tun sollte."
zum Beitrag10.01.2022 , 17:59 Uhr
Ich erlebe das ähnlich wie Henni und möchte daher auf folgende Einschätzung verweisen: Widersprüchliche Lage in Mali: Trotz Gewalt und Repression breite Beteiligung der Bevölkerung an nationalen Versammlungen [Sahel-Blog]: olafbernau.de/2021...len-versammlungen/
zum Beitrag10.01.2022 , 17:36 Uhr
Dass das Militär kaum noch Unterstützung in der Bevölkerung hätte, stimmt einfach nicht - sage ich vor dem Hintergrund davon, das ich täglich (im Rahmen des Netzwerks Afrique-Europe-Interact) mit Menschen sowohl in Bamako als auch im Zentrum Malis im engen Austausch stehe. Denn die Bevölkerung will Veränderung, sie will nicht mehr von der gleichen korrupten politischen Klasse regiert werden, die das Land seit den 1990er Jahre immer stärker in den Ruin getrieben hat. Vor diesem Hintergrund haben viele Menschen im Laufe des Dezembers an den Nationalen Versammlungen teilgenommen, die zunächst dezentral im gesamten Land, sodann zentral in Bamako stattgefunden haben (die Nationalen Versammlungen hatten den Zweck, einen Fahrplan für die Übergangsperiode zu formulieren). Insofern meinen die meisten, mit denen ich gesprochen habe (darunter Vertreter:innen der bäuerlichen Basisgewerkschaft COPON im Office du Niger), dass Ihnen drei bis fünf Jahre als Übergang absolut gerechtfertigt erscheinen - gemessen an der Vielfalt und Komplexität der anstehenden Aufgaben. Denn klar ist auch: Wenn jetzt Wahlen stattfinden würden, stünden vor allem Vertreter:innen der etablierten (d.h. abgewirtschaften) Parteien zur Wahl. Insofern ist mit dem Übergang die Hoffnung verknüpft, dass in dieser Zeit neue politische Akteure die Bühne betreten könnten. Über die widersprüchlichen Einschätzungen und die Nationalen Versammlungen habe ich am 23.12.2021 eine Einschätzung unter dem Titel "Widersprüchliche Lage in Mali: Trotz Gewalt und Repression breite Beteiligung der Bevölkerung an nationalen Versammlungen" verfasst: olafbernau.de/2021...len-versammlungen/
zum Beitrag25.11.2020 , 13:31 Uhr
Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz schreibt die Einrichtung von Beschwerdestellen in Betrieben und Dienststellen zwingend vor. Umso mehr muss sich die Feuerwehr Bremen als öffentlicher Arbeitgeber die Frage stellen, warum es eine solche (auch präventiv wirkende) Stelle nicht gab bzw. warum es - was wahrscheinlicher ist - eine hierfür beauftragte Person gegeben haben dürfte, ohne dass deren Aufgabe jedoch innerhalb der Feuerwehr offensiv bekannt gemacht worden wäre. Die gewerkschaftliche Antidiskriminierungsstelle ADA hat dazu bereits vor vielen Jahren Handreichungen zur Einrichtungen von Beschwerdestellen herausgegeben - inklusive eines Erklärfilms. All dies kann hier runtergeladen bzw. angeguckt werden: www.ada-bremen.de/ada/publikationen/
zum Beitrag25.09.2020 , 22:41 Uhr
richtiger link: www.youtube.com/watch?v=UiPLs5h04XA
zum Beitrag25.09.2020 , 21:20 Uhr
Anlässlich aktueller, klimawandelbedingter Überschwemmungen im Sahel hat Moctar Dan Yahe vom Alarmphone Sahara (alarmephonesahara.info/en/) ein Video mit Bildern aus der nigrischen Hauptstadt Niamey erstellt (wo er selber lebt): www.youtube.com/wa...A&feature=emb_logo. Er hat dies mit einem Appell an Fridays for Future verbunden - dieser findet sich in deutscher Übersetzung unter dem Video.
zum Beitrag25.09.2020 , 16:24 Uhr
Anlässlich aktueller, klimawandelbedingter Überschwemmungen im Sahel hat Moctar Dan Yahe vom Alarmphone Sahara ein Video mit Bildern aus der nigrischen Hauptstadt Niamey erstellt: www.youtube.com/wa...A&feature=emb_logo
Er hat dies mit einem Appell an Fridays for Future verbunden - dieser findet sich in deutscher Übersetzung unter dem Video.
zum Beitrag19.09.2020 , 00:17 Uhr
Rudolf Fissner, auch andere haben sie schon öfter aufgefordert, endlich mal genauer zu lesen, anstatt hier täglich, ja stündlich die Kommentarspalten mit ihren irreführenden Interpretationen, Behauptungen oder Fragen vollzuschreiben. Die in dem Text zitierte Newroz Duman begleitet die Familien von Tag 1 des Anschlags täglich viele Stunden - denn die Initiative 19. Februar (die den Brief geschrieben hat) besteht aus den Familien und Unterstützer*innen. All dies hätten sie wissen können, hätten sie einfach mal auf den Link geklickt, der dem Namen Newroz Duman unterlegt ist (und zwar bevor sie ihren Kommentar geschrieben haben): taz.de/Sprecherin-...sstaette/!5679883/
zum Beitrag09.09.2020 , 17:32 Uhr
Militärputsche sind grundsätzlich falsch - und dennoch sollten europäische Akteure (also auch die LINKE im Bundestag) mit einer gewissen Zurückhaltung zur Kenntnis nehmen, dass die Menschen in afrikanischen Ländern zu eigenständigen Schlussfolgerungen kommen, auch solchen, die in Europa auf wenig Gegenliebe stoßen. Im Falle von Mali hat das dazu geführt, dass der jüngste Putsch mehrheitlich begrüßt wurde. Das irritiert, hat sich aber in einer jüngst veröffentlichten Umfrage nochmal bestätigt. Danach befürworten 62,4 Prozent der Befragten in Mali einen Angehörigen des Militärs als Übergangspräsidenten und 63 Prozent sind für eine zwei- oder gar dreijährige Übergangszeit: www.zoodomail.com/...ele-624-des-sondes (französischer Text). Um solche Stimmungen in der Bevölkerung zu verstehen, macht es Sinn, eine ebenfalls jüngst veröffentlichte Studie des Afrobarometer näher anzugucken (englischer Text). Denn diese zeigt, wie tief das Misstrauen der Menschen gegenüber den staatlichen Behörden ist, ohne dass sie deshalb ihr prinzipielles Vertrauen in demokratische Strukturen verloren hätten: afrobarometer.org/...spatch-25aug20.pdf
zum Beitrag07.09.2020 , 09:52 Uhr
Wenn sie schon selber wissen, dass die Form ihrer Meinungskundgabe "pöbelnd" rüberkommen kann (sic), dann sollten sie einfach etwas an ihrer Form arbeiten. Denn alle, die sich hier zu Wort melden, haben die Verantwortung dafür, dass ein gelingendes, d.h. gemeinsames Gespräch entsteht (dies auch als Hinweis zu ihrem Unken darüber, welche Verantwortung ich gemeint haben könnte). Denn wenn die (pöbelende) Form dazu führt, dass sich immer mehr taz-Leser*innen mehr oder weniger angewidert von den Kommentaren abwenden (und alleine in meinem persönlichen Umfeld gibt es davon viele), dann macht sich die taz-Kommune überflüssig. Kurzum: Ich fände es gut, wenn sie (wie diverse andere auch) ihre Sprache entpolemisieren und klarer benennen würden, worum es ihnen mit ihren Beiträgen geht. Bezüglich des Artikels wäre es insofern instruktiver, nicht identitätspolitisch zu argumentieren und auf die vermeintliche Identität der Inhaftierten bzw. Hungerstreikenden abzuheben (solche Identitätspolitik ist ihnen ja ohnehin suspekt), sondern konkret zu benennen, warum sie einen Hungerstreik in einer solchen Situation unpassend finden. Ich selbst bin diesbezüglich ebenfalls skeptisch (da ich glaube, dass das scharfe Schwert des Hungerstreiks nur bestimmten Situationen vorbehalten bleiben sollte). Gleichzeitig frage ich mich durchaus, ob im Lichte der Klimakatastrophe das Moment des Hungerstreiks nicht doch berechtigt ist - und zwar mit Blick darauf, dass die Klimakatastrophe bereits hier und heute jeden Tag zuschlägt, aktuell etwa (um meine eigenen Bezüge zu benennen) in der Wüstenstadt Agadez, wo es nach Starkregenfällen zu katastrophalen Überschwemmungen gekommen ist. Wenn es über solche Fragen zu einem Austausch käme (ganz gleich zwischen welchen Positionen), fände ich das gut - aber diesen Austausch muss man auch wollen und entsprechend ermöglichen. Einen schönen Tag!
zum Beitrag07.09.2020 , 01:09 Uhr
Wenn man sich durch ihre Beiträge scrollt (die unter diesem Namen erst im Oktober 2019 begonnen haben), drängt sich leider die Frage auf, ob sie lediglich ein Troll sind oder ob sie - was nicht minder abstrus wäre - eine Querfront-Agenda verfolgen. Diese Rückmeldung musste ich mal loswerden, denn letztlich sind es solche Kommentare (die auch bei der taz immer häufiger anzutreffen sind), die dazu führen, dass hier nur noch wenig erhellende Debatten zustandekommen, dafür aber ritualhaft anmutende Schlagabtausche dominieren, in denen sich eine relativ überschaubare Anzahl von Schreiberlingen auf relativ berechenbare Weise zu Wort meldet. Äußerst bedauerlich und vor allem verantwortungslos, kann ich nur sagen...
zum Beitrag25.08.2020 , 10:52 Uhr
Nun - die Debatte ist durch, dennoch antworte ich nochmal: Sie führen Scheindebatten, indem sie den Eindruck erwecken, auf das Gegenüber einzugehen (in diesem Fall auf mich), nur um dann wieder neue Vorwürfe zu formulieren, die mit dem Gesagten gar nichts zu tun haben (Parallelen zu sonstigen politischen Akteuren schenke ich mir an dieser Stelle). Daher nochmal fürs Protokoll: Ich habe nicht gesagt, dass es fehlende Lesepraxis wäre, die dazu führen würde, dass Leute das Argument nicht nachvollziehen (diesen völlig bekloppten Gedanken haben Sie mir in den Mund gelegt). Vielmehr habe ich gesagt, dass es durchaus sein könnte, dass es Leute gibt, die einen solchen Text nicht verstehen (diese Leute wurden ja von Ihrer Blase haufenweise herbeizitiert...), dass es aber in einem solchen Fall möglich ist, im mündlichen Gespräch zu klären, was gemeint ist. Abgesehen davon: Es handelt sich nicht um "meine" malischen Bauern (wieder so eine hässliche Zuschreibung), sondern um Bauern und Bäuerinnen, mit denen ich zusammenarbeite - auf der Basis davon, dass es wechselseitige Übersetzungen gibt (nicht nur von Sprache, sondern auch von Inhalten). Wo in einer solchen Zusammenarbeit, die nicht auf einer Kolonialsprache basiert, der Paternalismus liegen soll, müssten Sie erst erklären (aber das wollen Sie nicht - denn Ihre Agenda ist offenkundig eine andere - schade!).
zum Beitrag24.08.2020 , 11:19 Uhr
Hauptsache dagegenhalten: Auf der einen Seite kritisieren Sie die vermeintliche Unverständlichkeit bestimmter Gedanken, auf der anderen Seite teilen sie aus, wenn auf einen simplen Sachverhalt hingewiesen wird: nämlich, dass viele Menschen nicht sonderlich viel Lesepraxis (mit sozialwissenschaftlich inspirierten) Texten haben und es insofern natürlich zum Leben dazugehört, solidarische Übersetzungsarbeit zu leisten (deshalb gibt es auch die Rubrik "einfache Sprache"). Ich selbst habe viel mit Bauern und Bäuerinnen in Mali zu tun, von denen die meisten nie eine Schule besucht haben, dennoch können wir politisch und anderweitig gut zusammenarbeiten (auch wenn es der mündlichen Übersetzungsarbeit von Französisch in Bambara und/oder Fulfulde bedarf). Kurzum: Im Hinterkopf zu behalten, dass Schriftlichkeit aus ganz unterschiedlichen Gründen nicht jedermenschs Sache ist, hat nichts mit Klassismus zu tun, sondern mit ganz normaler Aufmerksamkeit gegenüber unterschiedlichen Lebensrealitäten. Insofern: Sie zeigen auf mich, mindestens drei Finger zeigen zurück - im übrigen auch deshalb, weil Ihre an normierten Bildungsabschlüssen orientierte Begrifflichkeit "einfache Bildung" tatsächlich ein klassisches Beispiel von Klassismus ist.
zum Beitrag23.08.2020 , 14:57 Uhr
Dieser Text ist glasklar geschrieben – und das in einem durchgehend freundlich-aufklärerischen Grundton (danke dafür!). Wer vorgibt, ihn nicht zu verstehen, will ihn nicht verstehen oder versteht auch 95 Prozent aller anderen in der taz erscheinenden Texte nicht. Jenseits davon fällt auf, dass gerade bei diesem Thema – relativ taz-untypisch – immer wieder die sog. kleinen Leute herbeizitiert werden, um das eigene Nicht-Verstehen zu rechtfertigen. Ggf. kann das durchaus sein, denn für Menschen mit wenig(er) Lesepraxis ist ein solcher Text in der Tat nicht ganz einfach nachzuvollziehen. Aber in einem solchen Fall kann mensch ja – sofern sich die Möglichkeit ergibt – die wichtigsten Botschaften im mündlichen Gespräch rüberbringen. Schließlich: Ob besagte leseungeübte Menschen verstehen oder nicht verstehen, hängt natürlich auch davon ab, welche Erfahrungen sie im Leben gemacht haben. Wer sich den gestrigen Livestream der Kundgebung in Hanau angeguckt hat (auf der fast ausschließlich Familienmitglieder und Freund*innen der am 19. Februar 2020 von einem Rassisten Ermordeten gesprochen haben), dürfte schnell verstehen, dass alle Sprecher*innen das im vorliegenden taz-Text Gesagte sofort begreifen würden, spätestens wenn es ihnen freundlich erklärt würde.
zum Beitrag19.08.2020 , 21:10 Uhr
Der Putsch im März 2012 hat nicht zur Eroberung des Nordens Malis geführt, wie es im Artikel heißt. Vielmehr war der Putsch eine Reaktion einfacher Soldaten und (sic) ihrer Frauen auf den Umstand, dass die malische Armee dem seit Anfang 2012 laufenden Aufstand der MNLA und ihren islamistischen Alliierten nichts entgegenzusetzen hatte (was auch kein Wunder war, da ja die MNLA-Rebellen mit Waffen aus dem Arsenal des gerade gestürzten Gaddafi bestens ausgestattet waren). All dies ist viele Male aufgeschrieben worden, nicht zuletzt in der taz selbst:
27.01.2012/Dominic Johnson: Gaddafis Waffen überall. In Mali rebellieren die Tuareg, in Nigeria bomben Islamisten. Die Schockwellen des Libyenkonflikts haben sich auf halb Westafrika ausgeweitet: taz.de/Archiv-Such...en%2B%C3%BCberall/
14.02.2012/Dominic Johnson: Mit Hubschraubern gegen Rebellen. Die Regierung hat die Kontrolle über große Teile des von Wüste bedeckten Nordens Malis an eine Tuareg-Rebellenarmee verloren. Zehntausende sind auf der Flucht: taz.de/Archiv-Such...Bgegen%2BRebellen/
22.03.2012/Dominic Johnson: Soldaten übernehmen selbst. Soldaten in Mali haben genug von der Unfähigkeit des Staates, die Tuareg und Islamisten zu befrieden. Jetzt haben sie offenbar geputscht: taz.de/Archiv-Such...ernehmen%2Bselbst/
Auch was die MNLA anbelangt, ist die Debatte seit 2012 weitergegangen, auch in der taz – nachdem die europäische Öffentlichkeit schrittweise gelernt hat, dass die Tuareg gerade mal 1/3 der Bevölkerung im Norden Malis ausmachen und dass es auch 2012 eine schweigende Mehrheit unter den malischen Tuareg gab, die dem Aufstand der MNLA äußerst kritisch gegenüber standen – aber das ist nochmal eine ganz andere Facette der komplexen Konfliktdynamik in Mali.
zum Beitrag20.01.2020 , 07:30 Uhr
Guten Morgen, so letztes Posting von meiner Seite: Zu einer guten Debatte gehört in meinen Augen auch, sich auf den Kern, nicht die Peripherie eines Arguments zu beziehen. Konkreter: Natürlich kann ein ebenfalls von Rassismus betroffener Gastprofessor in Deutschland völlig anders durchs Leben gehen als eine Migrantin aus einem westafrikanischen Land, die nicht selten 8 bis 10 Jahre braucht (oder länger), um einen Aufenthaltsstatus zu erlangen (und die währenddessen unter ständigem Druck durch ihre Familie steht). Insofern geht es mir um die Erfahrungen derer, die Herr Idemudia untersucht, nicht um ihn selbst. Abgesehen davon: Ich habe mich - um sie einfach mal von ihrem vermeintlichen Wissen abzubringen, für welche Haltung ich stünde - bereits 2012 sehr kritisch mit den hier zur Debatte stehenden Fragen beschäftigt, also zu einem Zeitpunkt, als hierzulande die entsprechenden Auseinandersetzungen gerade dabei waren, an Fahrt aufzunehmen. Aber eine solche kritische Benennung der problematischen Seiten von antirassistischer Identitätspolitik setzt voraus, dass man sich zuvor auf einige Grundannahmen verständigt hat - sonst werden falsche Positionen mit richtigen Argumenten noch verstärkt. Dennoch der Link: olafbernau.de/2012...in-koeln/#more-356
zum Beitrag19.01.2020 , 22:43 Uhr
Au weia - bevor Sie wild irgendwelche Behauptungen in die Welt posten, sollten sie erstmal klären, ob die von ihnen angesprochene Person - in diesem Fall meine Wenigkeit - eine entsprechende Aussage überhaupt getätigt hat. Anderfalls wird das mit der von ihnen und ihresgleichen (angeblich) gewünschten Kommunikation nicht klappen. Alles andere wurde bereits gesagt und kann bei Bedarf nachgelesen werden.
zum Beitrag19.01.2020 , 22:39 Uhr
Ich weiß nicht, was sie mir damit sagen wollen, aber ich hoffe mal nicht, dass sie meine Argumente in die Nähe einer White-Saviors-Position rücken wollen - denn solche Webseiten-Besucher*innen hat die taz nicht verdient.
zum Beitrag19.01.2020 , 18:05 Uhr
Mein Gesprächsangebot bestand darin, auf die zahlreichen Graustufen aufmerksam zu machen – und dies mit dem Hinweis zu verbinden, dass die Art und Weise, wie über die vielfältigen Problematiken gesprochen wird (etwa im strittigen taz-Artikel), einen entscheidenden Anteil daran hat, dass viele der Debatten mitterweile äußerst zugespitzt geführt werden – und zwar auf Kosten der Graustufen. Was Rassismus betrifft, ist es in der Tat so, dass vergleichsweise viele Migrant*innen aus afrikanischen Ländern auf der Handlungsebene einen pragmatischen Umgang mit ihren Negativerfahrungen haben – gleichsam als eine Strategie, um nicht an den Verhältnissen „verrückt“ zu werden. Dies heißt aber keineswegs, dass die Negativerfahrungen keine Spuren hinterlassen würden – das können sie in jeder x-beliebigen (kritischen) Studie zum psychischen (Nicht-)Wohlergehen von Migrant*innen nachlesen. Verwiesen sei stellvertrend auf die Studien des nigerianischen Psychologen Erhabor Sunday Idemudia, der in Südafrika lehrt, aber mehrere Forschungsprojekte in Deutschland durchgeführt hat: www.humboldt-found...m-blick-104-1.html
zum Beitrag19.01.2020 , 16:28 Uhr
Nun, ich habe ein ernsthaftes Gesprächsangebot gemacht - aber sie ziehen es vor, weiterhin mit Diffamierungen zu arbeiten, anstatt sich auf die tatsächlichen Inhalte einzulassen. Zu ihrer Frage: In dem Team meiner Antidiskriminierungsstelle war ich der einzige weiße Deutsche, ansonsten lebe ich in einem stark gemixten Umfeld, zudem bin ich bis zu drei Monate pro Jahr in Mali und Niger unterwegs. Und aus dieser Erfahrung kann ich ihnen versichern, dass ich viel mit Wut zu tun habe, aber nicht mit Wut auf die von ihnen behauptete elitäre "Antirassismus-Blase" (die spielt allenfalls eine nachgeordnete Rolle), sondern mit Wut auf Rassist*innen, auf die ignoranten Teile der Mehrheitsgesellschaft, auf (Ausländer-)Behörden, auf europäische Regierungen, auf afrikanische Regierungen, die mit europäischen Regierungen zusammenarbeiten etc. etc. Kurzum: Ihre Ausführungen zeigen, dass sie ganz weit von denen entfernt sind, als deren vermeintlicher Anwalt sie sich gerieren. Sie müssen es ja nicht hier in aller Öffentlichkeit zugeben, aber seien sie wenigsten ehrlich mit sich selbst - so viel Ferndiagnose traue ich mir nach 35 Jahre Aktivität in jenen von ihnen mit ideologischen Begrifflichkeiten überzogenen Kreisen durchaus zu.
zum Beitrag19.01.2020 , 15:24 Uhr
Danke für die Einschätzung! Allerdings glaube ich, dass polemische Begriffe wie „Opfer-Identitätspflege“ nicht weiterführen. Einerseits, weil sie von denjenigen, die oft schon ihr ganzes Leben Diskriminierung ausgesetzt sind, als Missachtung ihrer (von der Mehrheitsgesellschaft viel zu häufig ignorierten) Erfahrungen empfunden werden können. Andererseits, weil der Begriff homogenisiert, wo Differenzierung angesagt wäre. Denn nach meiner Erfahrung überwiegen in der Debatte die Grautöne bei weitem – also die Stimmen all derjenigen Menschen, die einfach „nur“ Respekt und Gleichbehandlung erwarten bzw. fordern und die nicht das geringste Interesse haben, sich in irgendwelchen Opferecken einzurichten. Ungeachtet dessen möchte ich darauf hinweisen, dass Begriffe wie „linksliberale Eliten“ (die Sie ja nicht zufällig in Anführungszeichen gesetzt haben) tendenziell rechtspopulistische Kampfbegriffe sind, die ebenfalls Eindeutigkeit suggerieren, wo es jedoch ein breites Feld an Positionen gibt. Insofern sollten wir auf diese Begrifflichkeit verzichten, sie wird auch Analysen wie denen von Eribon keineswegs gerecht.
zum Beitrag19.01.2020 , 11:20 Uhr
...ja, ein leider extrem häufiges Beispiel, wobei ich sagen würde, dass das, was als "Mikroangst" benannt wird, aus Sicht der schwarzen Menschen im Abteil eine (Mikro-)Aggression ist - denn natürlich ist es schmerzhaft, erleben zu müssen, so deutlich signalisiert zu bekommen, dass man nicht dazugehören würde.
zum Beitrag19.01.2020 , 11:05 Uhr
Sicherlich, es gibt in der Identitätspolitik Fallen, weshalb in den entsprechenden Debatten schon seit langem mit dem Konzept "strategischer Identitätspolitik" gearbeitet wird (Bezugnahme auf Identität, solange bestimmte Personengruppen diskriminiert werden - dies jedoch in der Perspektive der strategischen Überwindung dieser Identitäten). Aber die hier aufgemachte Verbindung zwischen Identitätspolitik und Mikroaggressionen ist schlicht Unfug - sie zeigt vor allem, dass der Autor (und viele seiner Unterstützter*innen in dieser Kommentarleiste) noch nie in Kreisen oder auf Veranstaltungen unterwegs warem, wo ernsthaft mit dem Konzept der "Mikroaggressionen" gearbeitet wird. Ich für meinen Teil kann auf jeden Fall sagen, dass ich im Rahmen meiner langjährigen (seit Dezember 2018 beendenten) Arbeit im Antidiskriminierungsbereich genau 1 x eine kleine Gruppe erlebt habe, die das hier entworfene Opfer-Zerrbild (mit Bezug auf Mikroaggressionen) 'verkörpert' hat - wobei hinzugefügt werden muss, dass der Diskurs zu Mikroaggressionen hierzulande noch nicht sonderlich alt ist. Von daher: Alle, die hier lauthals zustimmen, sollten mal ehrlich in sich gehen und prüfen, wann ihnen überhaupt jemand in solcher Weise begegnet ist - vor allem die, die sich wie Thomas Schöffel irgendwelche offenkundig irrwitzigen Beispiele ausdenken, um gegen eine Sache zu polemisieren, die sie offenkundig nicht kennen und die ihnen aus welchen Gründen auch immer nicht schmeckt. An die Adresse von APO PLUTO (der den schönen und wichtigen APO-Begriff in den Schmutz zieht), sei gesagt, dass es völlig legitim ist, wenn die, die eine lebenslange und oft sehr schmerzhafte Erfahrung von Ausgrenzung und Diskriminierung teilen, sich im Alter sagen, dass sie damit nichts mehr zu tun haben wollen - auch seitens der Pfleger*innen nicht mehr, mit denen sie früher oder später zu tun haben. Wo bitte schön, soll hier die Ausgrenzung liegen (Ausgrenzung gibt es bei Altersheimen eher entlang der Klassenfrage)?
zum Beitrag05.06.2019 , 18:44 Uhr
Es ist zwar nur ein Tropfen auf den heißen Stein, aber wer Protest zeigen und insbesondere die europäischen Regierungen etwas unter Druck setzen möchte, nicht völlig tatenlos zuzusehen, die*der kann auf der Webseite von Afrique-Europe_Interact Vorlagen für Protestbriefe auf englisch und deutsch finden: afrique-europe-int...tischen-Sudan.html
zum Beitrag28.01.2019 , 16:29 Uhr
Kein Widerspruch - ich bin völlig einverstanden!
zum Beitrag27.01.2019 , 17:21 Uhr
Na ja, die Besetzer_innen haben es sich nicht nur gemütlich gemacht. Sie haben sich in live-Videos auch direkt an die kamerunischen Behörden sowie Mitstreiter_innen in Kamerun (und überall sonst auf der Welt) gewandt:
m.facebook.com/sto...id=363617280866714
Und: Wie auch immer der Aufstand im anglophonen Teil Kameruns bewertet werden mag, Fakt ist, dass sich die Besetzung gestern in Berlin gegen den Langzeit-Autokraten Paul Biya gerichtet hat. Demgegenüber wird den Separationsbestrebungen eine klare Absage erteilt. Hier überlagern sich also zwei Konflikte, auch wenn die Separationsbestrebungen ebenfalls mit dem Biya-Regime zu tun haben.
Alle Besetzer_innen wurden heute morgen um 5 Uhr von der Polizei wieder freigelassen.
zum Beitrag22.05.2018 , 08:50 Uhr
Ob die Aktion klug bzw. legitim war, sei mal dahin gestellt. Aber es wäre zumindest angebracht, sich über deren Charakter zu verständigen, bevor Ku Klux Klan- und ähnlich abwegige Vergleiche gezogen werden. In diesem Sinne sei auf ein Video hingewiesen, das allenthalben im Internet kursiert: https://vimeo.com/271084602
zum Beitrag07.05.2018 , 22:25 Uhr
Zivilcourage ist notwendig, nicht kriminell - Solidarität mit dem Widerstand geflüchteter Menschen gegen Abschiebungen!
Erklärung zu den Geschehnissen in der Landeserstaufnahmestelle (LEA) für Asylsuchende in Ellwangen anlässlich der Verhinderung einer Abschiebung. Von: Afrique-Europ-Interact, ATE (Association Togolaise des Expulsés // Togoische Vereinigung der Abgeschobenen, Sokodé/Togo), berlin postkolonial e.V., glokal e.V., Initiative Schwarze Menschen in Deutschland (ISD), No Stress Tour, Urgence Togo
Am 30. April 2018 verhinderten Bewohner*innen der Landeserstaufnahmestelle (LEA) für Asylsuchende in Ellwangen / Baden-Würtemberg gemeinsam die Dublin-Abschiebung eines jungen Mannes aus Togo nach Italien. Sie umstellten den Streifenwagen, mit dem die Polizei ihren Mitbewohner fortbringen wollte, und setzten durch, dass ihm Handschellen abgenommen werden mussten und er gehen konnte. Laut Berichten beteiligten sich an dieser Aktion des spontanen kollektiven Widerstands 150 bis 200 Menschen.
Weiterlesen: https://afrique-europe-interact.net/1721-0-Ellwangen-Mai-2017.html
zum Beitrag09.10.2016 , 14:03 Uhr
Hinsichtlich des heute in Mali beginnenden Afrika-Kurzbesuchs von Angela Merkel hat das transnationale Netzwerk Afrique-Europe-Interact folgende Pressemitteilung veröffentlicht (mit Fokus auf Mali und Niger):
09. Oktober 2016: Proteste gegen EU-Flüchtlings- und Abschiebepolitik anlässlich des Besuchs von Angela Merkel in Mali +++ Gefordert wird unter anderem die sofortige Aussetzung von Abschiebungen aus Deutschland, um die Lage in Mali und anderen afrikanischen Ländern nicht weiter zu destabilisieren +++ Pressekonferenz von Afrique-Europe-Interact in Bamako +++
Die gesamte Pressemitteilung kann hier nachgelesen werden: http://www.afrique-europe-interact.net
zum Beitrag13.07.2016 , 16:37 Uhr
Nein, Mali ist 2012 nicht nach einem Militärputsch ins Chaos gestürzt. Ausgangspunkt war vielmehr ein Aufstand der Tuareg-Rebellenorganisation MNLA, der allerdings nur von einem Teil der Tuareg im Norden des Landes unterstützt worden ist (wobei ergänzend hinzugefügt sei, dass die Tuareg gerade mal 1/3 der Bewohner_innen des gesamten Nordens ausmachen). Für diesen Aufstand, dessen Waffen aus den riesigen Waffendepots des gestürzten Diktators Muammar al-Gaddafi stammten, hatte die MNLA den Schulterschluss mit islamistischen Gruppen im Norden des Landes gesucht. Und jene islamistischen Gruppen wiederum hatten sich seit Anfang des Jahrtausends mit ausdrücklicher Duldung des langjährigen malischen Präsidenten Amadou Toumani Touré (ATT) im Norden des Landes festgesetzt. Genau das aber war der Grund, weshalb besagter Putsch von großen Teilen der malischen Bevölkerung ausdrücklich begrüßt worden ist, auch wenn er den Vormarsch von MNLA und islamistischen Verbänden leider begünstigt hat. Nur wer diese Vorgeschichte zur Kenntnis nimmt, wird auch verstehen, weshalb Jugendliche derzeit in Mali gegen die Einsetzung von Übergangsregierungen protestieren. Denn in jenen u.a. von Frankreich stark unterstützten Interimsbehörden sind vor allem Vertreter verschiedener bewaffneter (Tuareg-)Formationen vertreten, die nunmehr die Friedensdivende einfahren (die also für ihren Waffengang belohnt werden), während die in halbwegs freien Wahlen gewählten Lokalregierungen abgesetzt sind. Dies ist nicht nur extrem undemokratisch, sondern schürt auch Ängste, dass die nunmehr mit Posten belohnten ehemaligen Rebellen eine weitere Abtrennung des Nordens vorantreiben (was wiederum im Interesse Frankreich liegt), während die große Mehrheit der Bevölkerung im Norden eine solche Abtrennung ausdrücklich nicht will. Mehr Infos: http://afrique-europe-interact.net/682-0-Hintergrund-Informationen.html
zum Beitrag13.11.2015 , 12:23 Uhr
Das transnationale Netzwerk Afrique-Europe-Interact (mit Mitgliedsgruppen in mehreren westafrikanischen und europäischen Ländern) hat sich anlässlich des Gipfels an die afrikanischen Regierungen gewandt - mit der Aufforderung, diese kanonenbotartige Erpressungspolitik in Valletta nicht mitzuspielen. Allem Anschein nach wurden zumindest keine Rückübernahmeabkommen seitens der afrikanischen Regierungen ernsthaft in Aussicht gestellt - was prinzipiell zu begrüßen ist. Der offene Brief kann hier gelesen werden: http://afrique-europe-interact.net/1400-0-Offener-Briefe-Valletta-Gipfel-November-2015.html
zum Beitrag18.06.2015 , 21:08 Uhr
Der Text zur Fat Acceptance ist nicht richtig verlinkt, daher ein neuer Versuch: http://miss-temple.blogspot.de/2015/05/grundlagen.html
zum Beitrag18.06.2015 , 20:58 Uhr
Was, bitte schön, haben die Körperformen von Joschka Fischer damit zu tun, dass Fischer schon seit Jahrzehnten politisch und moralisch auf den Hund gekommen ist - aktuell auch als Werbeträger für ein neues Produkt aus dem Hause BMW (https://www.youtube.com/watch?v=zdXY4HkHj7g)? Die Antwort ist ganz schlicht: Nichts, rein gar nichts! Das einzige, was solche (leider auch in der Überschrift aufgegriffenen) Formulierungen beabsichtigen, ist fat-shaming, also die offene und angeblich gerechtfertigte Diskriminierung dicker Menschen. In diesem Sinne: Alle, die sich selbstkritisch mit ihrer eigenen Dickenfeindlichkeit auseinandersetzen möchten, sei zum einen die Webseite der Gesellschaft gegen Gewichtdiskriminierung empfohlen (http://www.gewichtsdiskriminierung.de/), zum anderen ein Text, der kurz und bündig die Grundlagen der Fat Acceptance-Bewegung vermittelt: http://miss-temple.blogspot.de/2015/05/grundlagen.html.
zum Beitrag31.01.2015 , 23:59 Uhr
Die Lebensleistung von Richard von Weizsäcker ist noch um einiges katastrophaler, als es dieser Artikel vermuten lässt. Denn durch die Verteidigung seines Vater gehörte Weizsäcker nicht nur zu jenen Figuren der deutschen Nachkriegsgeschichte, die das große Schweigen, ja die Unfähigkeit zu trauern in besonders exponierter Form mitverantwortet haben - um sich dann allerdings mit einer wachsweichen, die eigentlichen Konfliktlinien zuschüttenden Rede plötzlich an die Spitze jener Bewegung zu setzen (und dieser dabei den Stachel zu ziehen), die sich bereits seit den 1950er Jahren für eine ernsthafte Auseinandersetzung mit der Geschichte des Nationalsozialismus eingesetzt hat (von Aktion Sühnezeichen über Vertreter der Kritischen Theorie bis hin zu beträchtlichen Teilen der sog. 68er Bewegung). Nein, Richard von Weizsäcker hat im Rahmen seiner leitenden Tätigkeit für den Chemiekonzern Boehringer auch den massenhaften Verkauf von jenem Pflanzengift mitgetragen, das die USA im Vietnamkrieg als Entlaubungsmittel unter dem Namen Agent Orange in rauhen Mengen über den Wäldern des südostasiatischen Landes abgeworfen haben - mit katastrophalen Konsequenzen bis heute, wie beispielhaft einem 2012 im Freitag erschienenen Artikel zu entnehmen ist, inklusive einem langen Leser-Kommentar, in dem die diesbezügliche Verwicklung von Weizsäcker genau geschildert wird: https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/am-rand-der-eukalyptuswalder Auch hierzu hat sich Weizsäcker später nie ernsthaft geäußert, geschweige denn, dass er in irgendeiner Form sein Bedauern geäußert hätte. Schließlich sei noch darauf verwiesen, dass Weizsäcker als regierender Bürgermeister von Berlin eine knallharte Politik gegenüber Flüchtlinge gefahren ist - weit entfernt von jeder ernsthaften Menschenrechtsorientierung!
zum Beitrag20.10.2014 , 17:10 Uhr
Äh, Moment: Der Witz ist doch gerade der, dass die Lokführer nicht nur für sich, sondern auch für das Zugbegleitpersonal streiken, eine Gruppe also, die ungleich weniger Durchsetzungsmacht hat. Insofern tut die GDL genau das, was ihr in dem Artikel angelastet wird, nämlich solidarisch für andere ArbeitnehmerInnen einzustehen. Dass hier auch weitere Motive mitreinspielen (nämlich als Gewerkschaft größer werden zu wollen), ist zwar richtig, delegitimiert aber nicht den aktuellen Kampf. Kurzum: Das CDU-Mitglied Weselsky ist gewiss kein Sympathieträger (und die GDL keine demokratische Basisgewerkschaft), aber er kämpft mit 'seiner' GDL in einer Art und Weise für die Interessen ihrer Mitglieder wie es die anderen Gewerkschaften längst verlernt haben. Und wie es die EVG überzeugend auch nie tun könnte - bedenkt man, dass TRANSNET als eine ihrer Vorgängerorganisationen jahrelang für die Privatisierung der Bahn gekämpft hat, ein Irrweg, der konsequenterweise in den Übertritt ihres Chefs ins Bahnmanagement eingemündet ist.
zum Beitrag04.08.2014 , 16:30 Uhr
Mare Nostrum zeigt, wie Tote verhindert werden können (solange es keinen sicheren Zugang nach Europa gibt), auch wenn es die Flüchtlinge und MigrantInnen selbst waren, die zusammen mit den Protesten in Europa dafür gesorgt haben, dass Mare Nostrum überhaupt erst implementiert wurde. Gleichzeitig sollte auch nicht aus dem Blick geraten, dass die italienische Armee begonnen hat, sich seit Ende Mai wieder aus bestimmten Teilen des Zentralen Mittelmeeres zurückzuziehen. Konsequenz ist, dass das Sterben-Lassen wieder begonnen hat – mit mindestens 1.400 Toten seit Anfang Juni. Über dies und vieles andere informiert ein Thesenpapier, dass Aktive aus unterschiedlichen flucht- und migrationsbezogenen Netzwerken unter dem Titel „Mare Nostrum Widerstand von unten zwingt Europa zur Rettung“ heute veröffentlicht haben – unter anderem an folgender Stelle:
http://www.afrique-europe-interact.net/index.php?article_id=1193&clang=0
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