: Tassen runter
„Humboldt & Schlüter“: Mehr Kunst, weniger Theke
Bremens radikalster Gegenentwurf zum etablierten Kunstbetrieb, der Kunstverein „Humboldt & Schlüter“, startet durch. Nach einer umfangreichen Renovierung der Galerieräume feiert der Verein seine Neueröffnung mit der Ausstellung „Performance – Das Leben ist ein Spiel“ der Brüder Boleslaw und Kasimierz Jankowski.
„Wir wollen, dass sich das Bild des Vereins mehr in Richtung Galerie bewegt“, erklärt die Pressebeauftragte Denise den Umbau. Um dem Verdacht entgegenzuwirken, die Ausstellungen hätten „eher Kneipencharakter“, mussten „elementare Veränderungen“ her, da war man sich einig.
Mit frischem Elan durchbrach man sogleich die Trennwand zwischen den beiden Galerieräumen, um die Ausstellungsfläche besser nutzen zu können. Jedoch: „Der Durchbruch war noch nicht der Durchbruch an sich“, so Denise. Also trennte man sich sogar von der legendären Riesen-Theke und schaffte durch einen neuen, kleineren Tresen mehr Platz zur Betrachtung der Kunstwerke. Die lohnt sich bei der aktuellen Ausstellung auch durchaus.
Boleslaw malt abstrakt, teilweise tachistisch, Kasimierz arbeitet figürlich und tendiert zum Surrealen. Polychrome Farbflächen und impulsiv gezeichnete Buntstift-Schraffuren hängen neben Madonna als düsterer Pop-Ikone und Gerhard Schröder als schwarz-rot-goldenem Fußball-Fan: mit diesem Kontrast – so scharf und klar wie es die Abgrenzung des Kunstvereins von der etablierten Bremer Galerienszene trotz des Umbaus immer noch ist – liefert die Ausstellung ein deutliches Statement zum Neubeginn.
Till Stoppenhagen
Humboldtstraße 67. Öffnungszeiten: Mo - Sa 15 - 22 Uhr. Ausstellung „Performance“ noch bis 26. April