Meduza-Auswahl 25.–31. Dezember: Macht Putin bald in einem Palast auf der Krim Urlaub?
Dem russischen Präsidenten soll auf der Halbinsel eine luxuriöse Villa gebaut worden sein. Früher befand sich auf dem Gelände eine sowjetische Erholungsanlage.
Das russisch- und englischsprachige Portal Meduza zählt zu den wichtigsten unabhängigen russischen Medien. Im Januar 2023 wurde Meduza in Russland komplett verboten. Doch Meduza erhebt weiterhin seine Stimme gegen den Krieg – aus dem Exil. Die taz präsentiert seit 1. März 2023 unter taz.de/meduza immer mittwochs in einer wöchentlichen Auswahl, worüber Meduza aktuell berichtet. Das Projekt wird von der taz Panter Stiftung gefördert.
In der Zeit vom 25. bis 31. Dezember 2025 berichtete Meduza unter anderem über folgende Themen:
Wie es ist, wehrpflichtig in Russland zu sein
Wehrpflichtige werden in Russland häufig zur Bewachung gefährlicher Grenzabschnitte eingesetzt. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Hinweise darauf, dass Wehrpflichtige von ihren Kommandanten dazu gezwungen werden, Verträge mit dem russischen Verteidigungsministerium abzuschließen. Meduza berichtet auf Russisch. Ab dem 1. Januar 2026 tritt in Russland ein Gesetz in Kraft, das die Regelung für die Einberufung von Wehrpflichtigen zum Militärdienst ändert. Die Wehrämter werden das ganze Jahr über mit Wehrpflichtigen arbeiten und nicht nur während der Frühjahrs- und Herbstkampagnen. Die Einberufung junger Männer im Alter von 18 bis 30 Jahren in die Armee erfolgt jedoch weiterhin zu denselben Terminen wie bisher: vom 1. April bis zum 15. Juli und vom 1. Oktober bis zum 31. Dezember.
Wehrpflichtigen kann die Ausreise aus dem Land für 30 Tage untersagt werden. In Wirklichkeit funktioniert die Ausreisebeschränkung jedoch noch nicht vollständig: Die meisten Menschen, die eine Vorladung erhalten haben, verlassen das Land weiterhin ohne Probleme.
22 weitere Begnadigte in Belarus
Alexander Lukaschenko hat kurz vor Neujahr ein Dekret unterzeichnet, mit dem er 22 Personen begnadigt hat. Dies berichtet die Agentur „Belta“ unter Berufung auf die Pressestelle Lukaschenkos. Meduza geht dem auf Russisch nach.
Von den 22 Begnadigten wurden 20 wegen „extremistischer Straftaten“ verurteilt. Unter den Begnadigten sind 15 Frauen und sieben Männer, 11 Personen haben minderjährige Kinder. Die Namen der Begnadigten werden nicht genannt. „Sie alle haben sich mit Gnadengesuchen an den Staatschef gewandt, ihre Schuld eingestanden und ihre Taten bereut“, heißt es in der Pressemitteilung.
Das Menschenrechtszentrum „Viasna“ erklärte, dass es sich bei den 20 Begnadigten um politische Gefangene handelt. Am 13. Dezember hatte Lukaschenko zuletzt im Rahmen der Vereinbarungen mit US-Präsident Donald Trump 123 politische Gefangene begnadigt, darunter der Leiter des belarussischen Menschenrechtszentrums „Viasna“ und Friedensnobelpreisträger Ales Bjaljazki.
Eine Villa auf der annektierten Krim
Die Verbündeten von Alexej Nawalny haben eine Recherche veröffentlicht, in der sie behaupten, dass im Süden der annektierten Krim auf dem Kap Aya ein Palast für den russischen Präsidenten Wladimir Putin gebaut wurde. Dessen Wert wird auf 10 Milliarden Rubel geschätzt. Meduza berichtet auf Russisch.
Schon vor der Annexion der Krim berichteten ukrainische Medien wiederholt über einen Bau in diesem Gebiet und bezeichneten das Objekt als „Janukowitschs Datscha“. Früher befand sich dort eine sowjetische Erholungsanlage, deren Gelände (etwa 3,5 Hektar) 2007 von der Familie Viktor Janukowitschs für 1,2 Millionen Dollar gekauft wurde. Im Jahr 2013 bestritt Janukowitsch, der damals das Amt des Präsidenten der Ukraine innehatte, dass er und seine Familie etwas mit dem Bau auf dem Kap Aya zu tun hätten.
Nach der Annexion der Halbinsel durch Russland sagte der damalige Gouverneur von Sewastopol, Sergej Menajlo, dass das Objekt an die russischen Behörden übergeben werden könnte. Damals wurde berichtet, dass die Villa fertiggestellt sei.
Was Meduza als Lektüre empfiehlt
Die Nachrichten aus Russland im Jahr 2025 sind überwiegend düster. Während sich die vollständige Invasion der Ukraine durch Moskau dem fünften Kriegsjahr nähert, hat der Kreml die Internetzensur verschärft. Außerdem haben Gerichte eine Rekordzahl von Menschen wegen Hochverrats und Spionage angeklagt. Für Leser, die versuchen, diese Entwicklungen zu verstehen, gibt es jedoch einen kleinen Lichtblick: eine Reihe neuer Bücher, die in diesem Jahr über die Politik, die Menschen und die Geschichte Russlands veröffentlicht wurden. Meduza stellt fünf dieser Bücher auf Englisch vor.
In „Please Live: The Chechen Wars, My Mother, and Me“ erzählt Lana Estemirova von ihrer Kindheit in Tschetschenien und vom Leben an der Seite ihrer Mutter, der Menschenrechtsaktivistin Natalia Estemirova. Das Buch verbindet persönliche Erinnerungen mit den Erfahrungen der Tschetschenienkriege und zeigt, wie das kompromisslose Engagement ihrer Mutter für Wahrheit und Gerechtigkeit ihr Leben – und schließlich ihren Tod – prägte.
In „Motherland: A Feminist History of Modern Russia, from Revolution to Autocracy“ zeichnet die Journalistin Julia Ioffe den tiefgreifenden Wandel der Rolle von Frauen in Russland nach – von der Sowjetzeit bis zum heutigen autoritären Staat. Das Buch verbindet persönliche Erinnerungen mit historischer Analyse und Reportage und zeigt, wie ein einst propagierter Anspruch auf Gleichberechtigung zunehmend konservativen Werten und politischer Repression gewichen ist.
In „Everyday Politics in Russia: From Resentment to Resistance“ analysiert der Sozialwissenschaftler Jeremy Morris die politischen Einstellungen ganz gewöhnlicher Menschen in Russland. Auf Grundlage jahrzehntelanger Feldforschung – auch nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine – zeigt das Buch, wie sich Zustimmung, Resignation und leiser Widerstand im Alltag unter dem Putin-Regime miteinander verbinden und warum öffentliche Meinung in Russland nur schwer zu messen ist.
Gemeinsam für freie Presse
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Alle Artikel stellen wir frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade in diesen Zeiten müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass kritischer, unabhängiger Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert