Deutscher Beitrag zu Regenwäldern: Einfach mal ausprobieren
Der Tropenwaldfonds soll Länder finanziell belohnen, die ihre Regenwälder schützen. Deutschland beteiligt sich mit einer Milliarde an dem Fonds. Zu wenig?
D eutschland beteiligt sich mit 1 Milliarde Euro am Tropenwaldfonds TFFF. Der Fonds – eine brasilianische Idee – soll Geld an Länder mit Regenwald ausschütten, wenn sie ihn schützen, statt mit Rodung, Bergbau und Viehwirtschaft Gewinne zu erzielen. Umweltverbände hatten im Vorhinein von der Bundesregierung gefordert, 2,5 Milliarden Euro beizusteuern. Aber auch die eine Milliarde wird gelobt von Greenpeace und Germanwatch. Nur der WWF bezeichnet sie als „enttäuschend“.
Der deutsche Beitrag ist kein Grund für Freudentaumel – und nicht der „namhafte“ Betrag, den Bundeskanzler Merz versprochen hatte. Aber angesichts vieler offener Fragen zum TFFF ist er angemessen: Einerseits gilt es, etwas auszuprobieren und dafür Geld bereitzustellen, andererseits vorsichtig zu sein.
Die gesammelten öffentlichen Gelder sollen privates Kapital anziehen. Durch Anlagen am Kapitalmarkt – vor allem in Staatsanleihen – will der Fonds Gewinne erzielen, die zunächst an die privaten Anleger gehen und erst danach an die Regenwaldländer. Welches Kreditrating wird der Fonds bekommen? Welche Gewinne können am Kapitalmarkt tatsächlich erzielt werden? Wie oft fallen Anleihen aus, sodass öffentliche Gelder verloren gehen? Der Fonds muss sich erst beweisen.
Trotzdem ist die Finanzierung begrüßenswert. Insgesamt bräuchte es viel mehr Mut in der deutschen Politik, Ideen einfach mal auszuprobieren, selbst wenn nicht jede Sorgfältigkeitsprüfung vom Bundesrechnungshof in einem Dreijahresprozess abgeschlossen wurde. Dass die Bundesregierung sich an den TFFF traut, ist ein pragmatischer Schritt: ausprobieren, Fehler verzeihen, erfolgreiche Konzepte stärken.
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Kritikwürdig ist, dass der genaue Betrag erst zwei Wochen nach Merz’ Ankündigung bekannt wird. Deutsche Delegierte konnten auf dem UN-Klimagipfel gegenüber ihren brasilianischen Kolleg*innen erst keine feste Zahl nennen. Das hat dem Fonds Wind aus den Segeln genommen, brasilianische Politiker*innen verärgert und das Image des Kommunikationskatastrophenkanzlers im Land weiter beschädigt.
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