Entscheidende Wendung in Sudans Krieg: RSF-Miliz reklamiert Einnahme von El Fasher
Die letzte noch von Sudans Regierungsarmee gehaltene Provinzhauptstadt in Darfur ist offenbar gefallen. El Fasher ist ein Epizentrum des Hungers.
Nach anderthalb Jahren Belagerung ist die Millionenstadt El Fasher in Sudans Westregion Darfur offenbar im Begriff, an die aufständische paramilitärische Miliz RSF (Rapid Support Forces) zu fallen. Unabhängige Quellen bestätigten am Sonntag die von der RSF am Morgen vermeldete Einnahme des Armeehauptquartiers der Stadt. Ob dies auch die Flucht der Armee aus El Fasher und die vollständige Eroberung der Stadt bedeutet, war zunächst nicht unmittelbar klar.
Am Nachmittag erklärte die RSF, sie habe El Fasher vollständig eingenommen. Die Regierungsseite äußerte sich dazu zunächst nicht, die Lage blieb unübersichtlich. In sozialen Medien war von schweren Kämpfen um den Flughafen der Stadt die Rede und von zahlreichen Fliehenden.
El Fasher mit bis zu 2,5 Millionen Einwohnern war die letzte der fünf Provinzhauptstädte Darfurs, die noch nicht von der RSF erobert worden war. In der Stadt sowie in riesigen Vertriebenenlagern außerhalb leben Hunderttausende Flüchtlinge aus den Kampfgebieten teils unter Bedingungen von Hungersnot.
Das größte Lager Zamzam war bereits im April an die RSF gefallen, Hunderttausende Menschen mussten fliehen. Zahlreiche öffentliche Einrichtungen sowie die meisten Gesundheitseinrichtungen in der Stadt wurden bei Raketen- und Drohnenangriffen bereits zerstört, Lebensmittel gelangen nur selten nach El Fasher.
In Sudan herrscht seit April 2023 Krieg zwischen der regierenden Armee und der bis dahin mitregierenden, dann aber in den Aufstand getretenen RSF-Miliz. Nachdem deren Versuch, die Hauptstadt Khartum zu erobern, in diesem Jahr endgültig scheiterte, hat die Miliz sich auf ihre Hochburg Darfur zurückgezogen, aus der ihr Anführer Mohamed Hamdan Daglo, genannt Hametti, stammt. Sie versucht nun, die vollständige Kontrolle über diese Region herzustellen und von dort eine Gegenregierung für Sudan zu unterhalten.
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