US-Vorgehen gegen Kritiker Israels: Britischer Kommentator in den USA festgenommen
Der Brite Sami Hamdi hielt in den USA Vorträge zum Nahost-Konflikt. Jetzt wurde er festgenommen, sein Visum annulliert und ihm droht die Abschiebung.
Erneut ist in den USA ein ausländischer Staatsbürger nur aufgrund kritischer Äußerungen zu Israel und Gaza festgenommen worden. Der britische Chef der Organisation International Interest, Sami Hamdi, wurde am Sonntagmorgen auf dem Flughafen in San Francisco von Angehörigen der Einwanderungsbehörde ICE festgenommen. Sein gültiges Visum sei annulliert worden, heißt es von den Behörden, jetzt droht ihm die Abschiebung.
International Interest ist eine Agentur, die Unternehmen bei der politischen Risikoabwägung in Krisenregionen berät. Hamdi war zuvor rund 10 Jahre als Reporter für verschiedene Medien tätig, vornehmlich im Nahen Osten. Heute wird er häufig als Kommentator von internationalen Medien befragt, darunter Al Jazeera. Er ist für seine israelkritischen Positionen und die Verurteilung des israelischen Vorgehens in Gaza bekannt.
In den USA befand er sich auf Einladung des Council on American-Islamic Relations (Cair), einer Organisation der Interessenvertretung von Muslimen in den USA, auf einer Vortragsreise. Nach einem Auftritt bei der jährlichen Cair-Gala in Sacramento sollte Hamdi am Folgetag in Florida sprechen.
Was genau Hamdi in Sacramento gesagt hat, ist bislang öffentlich nicht bekannt geworden. Das US-Heimatschutzministerium allerdings wirft ihm die Unterstützung von Terrorismus und eine Gefährdung der nationalen Sicherheit der USA vor. Es gebe keinerlei Verpflichtung, Ausländern so etwas in den USA zu gestatten.
Die rechte Influencerin Laura Loomer, selbst erklärte „stolze Islamhasserin“, rühmt sich auf sozialen Medien, die Behörden so hartnäckig bearbeitet zu haben, dass es schließlich zu Hamdis Festnahme kam. Loomer hatte vor einigen Monaten auch dafür gesorgt, palästinensischen Kindern medizinische Behandlung in den USA zu verweigern.
Cair bezeichnete das Vorgehen als „eklatanten Bruch“ mit der im 1. Verfassungszusatz garantierten Meinungs- und Redefreiheit. Anwälte der Organisation seien bereits dabei, den Fall zu bearbeiten. In einem Statement fordert Cair die sofortige Freilassung Hamdis.
Hamdis Positionen indes sind durchaus umstritten. Der britische <i>Telegraph</i> berichtet, zehn Tage nach dem Hamas-Angriff vom 7. Oktober 2023 habe Hamdi in einer Moschee in London dazu aufgefordert, „diesen Sieg zu feiern“. Alle Berichte über durch Hamas begangene Vergewaltigungen seien israelische Fälschungen, soll Hamdi auch geäußert haben. Zwei kanadische Universitäten strichen wegen dieser Positionen im vergangenen Jahr bereits geplante Auftritte Hamdis.
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