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Waldbrände in OstdeutschlandHunderte Einsatzkräfte bekämpfen die Flammen

Die Feuer in Thüringen, Sachsen und Brandenburg sind immer noch nicht unter Kontrolle. Wie es weitergeht, hängt auch vom Wetter ab.

Löschfahrzeuge der Feuerwehr sind im Einsatz bei einem Wald- und Vegetationsbrand im Landkreis Meißen Foto: Sebastian Kahnert/dpa

Leipzig taz | Kühle Temperaturen und Regen, so wie vergangene Nacht, das könnte die Lage weiter entspannen. Doch aktuell ist das nur eine Hoffnung der Einsatzkräfte bei den Waldbränden in Ostdeutschland. Falls die Temperaturen wieder steigen, könnte das die Waldbrände sogar noch verstärken. Das erklärte bei einer Pressekonferenz am Freitagmittag Ralf Hänsel, Landrat im sächsischen Meißen, einem der betroffenen Landkreise.

An mehreren Orten haben Feuer den Katastrophenfall ausgelöst. Beim Gebiet des ehemaligen Truppenübungsplatzes Gohrischheide im sächsischen Norden an Grenze zu Brandenburg und auf der Saalfelder Höhe in Thüringen haben sich Waldbrände über mehrere hundert Hektar ausgebreitet. Mittlerweile bekämpfen laut Behörden insgesamt mehr als 1.000 Einsatzkräfte die Flammen.

In Sachsen war das Feuer am Dienstag ausgebrochen und breitet sich seit dem aus. Am Mittwochabend wurden deswegen dutzende An­woh­ne­r:in­nen evakuiert – Stand Freitagmorgen konnten einige wieder in ihre Häuser zurückkehren.

Die Löscharbeiten seien laut Behörden besonders schwierig, weil der frühere Truppenübungsplatz mit alter Munition verseucht sei. Es besteht Explosionsgefahr, deshalb sei es für Fahrzeuge und selbst für Hubschrauber an manchen Stellen gefährlich, dem Brandherd zu nah zu kommen. Laut MDR erklärte am Freitagmorgen Marcus Mambk vom Lagezentrum der Feuerwehr, dass 400 bis 500 Hektar der Gohrischheide vom Waldbrand betroffen seien.

Größter Waldbrand in Thüringen seit 1993

Auch in Thüringen löschen die Einsatzkräfte nun schon am dritten Tag in Folge das Feuer auf der Saalfelder Höhe. Seit Mittwochabend gilt der Katastrophenfall. Mittlerweile seien zwar einige Brandherde eingedämmt, das Feuer habe sich nicht weiter ausgebreitet, der Waldbrand aber noch nicht unter Kontrolle, heißt es vom Landkreis Saalfeld-Rudolstadt. Während Regen und kühler Temperaturen die Löscharbeiten unterstützten, fache der auffrischende Wind die Flammen immer wieder an.

Zudem macht sich auch die anhaltende Dürre bemerkbar. Laut Einsatzkräften sei derzeit nicht das nötige Wasser in Bächen und Flüssen der Region zu finden. Zuletzt war eine Fläche von etwa 250 Hektar betroffen. Laut der Landesforstanstalt „Thürigenforst“ handelt es sich um den größten Waldbrand im Freistaat seit 1993.

Die Behörden warnen vor der starken Rauchentwicklung im betroffenen Saalfeld-Rudolstadt und dem südlich davon gelegenen Landkreis Sonneberg. An­woh­ne­r:in­nen sollen Fenster und Türen schließen sowie das betroffene Gebiet meiden – auch, um die Einsatzkräfte nicht zu behindern.

Laut dem Landkreis Saalfeld-Rudolstadt bekämpfen etwa 560 Menschen unter anderem von der Feuerwehr und dem Technischen Hilfswerk die Flammen. Neben den Kräften aus Thüringen sind demnach auch drei Löschzüge aus Bayern im Einsatz, weiteres Kontingent aus dem Nachbarbundesland ist für 12 Uhr angekündigt und soll voraussichtlich bis Sonntag bleiben. Auch die Polizei unterstütze den Einsatz. Sie helfe bei den Löscharbeiten mit Wasserwerfern der Bereitschaftspolizei und einem Hubschrauber.

Waldbrandgefahrenstufe 3 von 5

Laut Landesforstanstalt des Freistaats Thüringen besteht aktuell in großen Teilen des Freistaats Waldbrandgefahrenstufe 3 von 5. Thüringens Innenminister Georg Maier (SPD) besuchte am Donnerstag die Einsatzkräfte auf der Saalfelder Höhe. Er rechne damit, dass es zukünftig mehr große Brände geben werde – das sei eine Folge der Klimakrise. Er fordere deshalb, dass ein Zivilschutzhubschrauber für Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt angeschafft werde, der beim Löschen unterstützen könne.

Jonas Urbach, innenpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion in Thüringen, forderte darüber hinaus ein „Waldbrandkonzept, das es derzeit noch nicht gibt“. Die aktuelle Lage verdeutliche, dass es bessere Vorsorge brauche, auch „mit neuen technischen Lösungen“.

In Sachsen besuchte am Donnerstag Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) bei den Einsatzkräften bei der Gohrischheide. In einem Video auf Social Media bedanke er sich bei ihnen und lobte seine eigene Regierung: Die Investitionen in neue Technik nach den Waldbränden von 2022 hätten sich gelohnt.

Die Landesvorsitzenden der Grünen in Sachsen verwiesen hingegen darauf, dass es in Sachsen mehr Klimaschutz brauche. Die Brände seien eine Folge der Klimakrise. „Wenn die Bundesregierung und die sächsische Staatsregierung nicht endlich entschlossen handeln, wird es in Sachsen immer öfter brennen“, erklärte Co-Vorsitzende Coretta Storz.

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