piwik no script img

Götz Kubitschek gegen Maximilian KrahRechtsextremer Rosenkrieg

Der rechtsextreme Verleger Götz Kubitschek will das Buch von AfD-Mann Maximilian Krah nicht veröffentlichen. Der Grund: Krahs neue gemäßigte Linie.

Ist beim Verleger Götz Kubitschek in Ungnade gefallen: AfD-Politiker Maximilian Krah Foto: Matthias Rietschel/reuters

Berlin taz | Götz Kubitschek klingt sauer. Aggressiv kennt man den rechtsextremen Verleger schon länger – ob auf Demos, wo er rangelt und Journalisten schubst, oder wenn er völkische Ideologie verbreitet. Doch diesmal richtet sich seine Aggression gegen einen langjährigen Verbündeten: den AfD-Politiker Maximilian Krah. Kubitschek hat mit ihm gebrochen.

Eigentlich sollte Krahs zweites Buch im seinem Antaios-Verlag erscheinen. Doch daraus wird nichts. In einem ausführlichen Text erhebt Kubitschek schwere Vorwürfe gegen seinen ehemaligen Schützling. Krah habe die Debatte um „Remigration“ als „Feindzeuge“ geführt und vergiftet. „Krahs Methoden der Gesprächsführung sind indiskutabel. Sein Buch kann unter diesen Umständen nicht bei Antaios erscheinen“, schreibt Kubitschek.

Krah hatte sich zuvor – wohl aus strategischen Gründen – vom Begriff „Remigration“ distanziert. Anlass könnten Urteile des Oberverwaltungsgerichts Münster zur AfD-Einstufung als rechtsextremer Verdachtsfall und des Bundesverwaltungsgerichts im Compact-Verfahren sein, die das völkische Konzept zur systematischen Diskriminierung und Vertreibung auch von Deutschen mit Migrationshintergrund als verfassungsfeindlich einstuften. Dabei hat Krah vor gut einem Jahr als Spitzenkandidat bei der EU-Wahl selbst noch völkische Positionen vertreten – unter anderem in seinem ersten Buch „Politik von rechts“ – erschienen 2023 im Antaios-Verlag von Kubitschek. Krah äußerte sich bislang nicht auf taz-Anfrage.

Die ideologische Wende brachte Krah im völkischen Lager viel Kritik ein und führte zu einer öffentlich geführten Schlammschlacht mit dem Identitären-Kopf Martin Sellner. Sellner hatte in Vorträgen von der „Remigration“ von fünf bis sechs Millionen „nicht-assimilierter Staatsbürgern“ gesprochen und wirbt seit langem mit einigem Erfolg für die Übernahme seines Konzepts und Kampfbegriffs – auch innerhalb der AfD. Ein geplantes Streitgespräch zwischen Krah und Sellner beim Sommerfest von Kubitscheks Verlag platzte. Sellner wollte sich nicht mit dem „Feindzeugen“ Krah auf ein Podium setzen. Daraufhin beschimpfte Krah ihn als „Pussy“.

Krah warnte vor der Identitären Bewegung

Die Auseinandersetzung ließ teilweise aber auch tiefer blicken: Erik Lehnert, langjähriger Mitstreiter von Kubitschek und zugleich Fraktionsgeschäftsführer der AfD Brandenburg, fasste sie etwa so zusammen: „Es dreht sich um die Frage, was an erster Stelle steht – die Verfassung oder das Überleben des eigenen Volkes … wenn die Verfassung verhindert, dass wir überleben, muss man eben anders vorgehen.“

Das Fass zum Überlaufen brachte Krah dann offenbar Ende der vergangenen Woche: In einem Vortrag warnte der Sachse die AfD-Bundestagsfraktion vor einem möglichen Verbot der Identitären Bewegung. Vor dutzenden Abgeordneten und deren Mitarbeitern sprach er sich gegen die stets von Kubitschek propagierte Verzahnung mit dem aktivistischen Vorfeld aus.

Krahs Distanzierung kommt für die AfD spät. Die Partei ist längst völkisch dominiert. Auch Parteichefin Alice Weidel äußert sich immer wieder in diese Richtung, im Bundestagswahlkampf erklärte sie „Remigration“ zur Parteiräson, auch wenn die Führung den Begriff nach außen als Synonym für Abschiebungen zu verharmlosen versucht. Ebenso arbeiten trotz eines offiziellen Unvereinbarkeitsbeschlusses zahlreiche Identitären-Kader für AfD-Abgeordnete.

Das ist offenbar ein wunder Punkt für Kubitschek, der seinen Rant gegen Krah mit dessen Warnungen vor den Identitären einleitet. Interessant: Kubitscheks Sohn demonstrierte selbst schon mit der Identitären Bewegung und hat ebenfalls ein Aggressionsproblem: Jüngst wurde er wegen schwerer Körperverletzung zu einer Bewährungsstrafe von acht Monaten verurteilt. Der damals 19-Jährige hatte im November 2023 am Rande einer rechtsextremen Demo im gemeinschaftlichen Gerangel mit seinem Vater einem Mann eine Flasche auf dem Kopf zerschlagen. Es traf – offenbar versehentlich – auch hier: einen anderen Rechtsextremisten.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • Es ist schön zu sehen, daß auch die Rechten die selben Reflexe wie die Linken haben: Wer nicht 100% auf Linie ist, wird schlimmer zusammengerissen als der Gegner.