Rapid Support Forces: Miliz überfällt Dörfer in Sudan
Beim Versuch, sich die Macht in Sudans Zentrum zu sichern, tötet die RSF-Miliz Hunderte Menschen. Experten fürchten eine erneute Teilung des Landes.
Die Attacken ereigneten sich in der Region Nord-Kordofan, mitten im Herzen des gewaltigen Landes. Dort verläuft derzeit die Frontlinie zwischen den beiden Kriegsparteien. Die sudanesische Armee (SAF) kontrolliert mittlerweile den Osten und das Zentrum von Sudan, während die RSF-Miliz die südwestliche Region Darfur beherrscht. Von dort aus versucht Letztere, ihre Macht auch in Kordofan zu konsolidieren. Der Krieg, der im April 2023 in der Hauptstadt Khartum ausbrach, tobt mittlerweile im ganzen Land.
In einer gemeinsamen Erklärung verschiedener Menschenrechtsgruppen, darunter die Anwaltsvereinigung Emergency Lawyers, heißt es, die RSF habe am Samstag damit begonnen, die Stadt Bara anzugreifen, 350 Kilometer südwestlich von Khartum.
In umliegenden Dörfern hätten sie die Hütten der Bevölkerung in Brand gesteckt und zahlreiche Menschen erschossen. Insgesamt belaufe sich die Zahl der Toten auf bis zu 300, zahlreiche Menschen gelten als vermisst.
Mit Kampfdrohnen gegen Dorfbevölkerung
„Es ist erwiesen, dass es in den betroffenen Dörfern keinerlei militärische Ziele gab“, so die Erklärung von Emergency Lawyers. Die neu ernannte Interim-Koordinatorin für humanitäre Hilfe in Sudan, Kristine Hambrouck, hat die zunehmenden RSF-Übergriffe bereits Anfang Juni als eklatante Verletzungen des humanitären Völkerrechts kritisiert.
Gegenüber der renommierten Tageszeitung Sudan Tribune berichteten Einwohner der Region, dass die Dorfbewohner versucht hätten, sich mit Kalaschnikows gegen die RSF-Truppen zu verteidigen, die daraufhin schwere Waffen und Kampfdrohnen einsetzten.
Sämtliche Initiativen, auch aus dem Ausland, die Konfliktparteien an einen Verhandlungstisch zu bekommen, sind jüngst gescheitert. Diplomaten und Analysten fürchten, dass das Land im Herzen Afrikas in zwei Teile zerfällt, ähnlich wie in den nuller Jahren, als sich Südsudan nach jahrelangen Konflikten für von Sudan unabhängig erklärte.
Die UN bezeichnen den Krieg in Sudan als weltweit größte humanitäre Krise. Seit Ausbruch des Krieges sind mehr als 150.000 Menschen gestorben, etwa 12 Millionen sind geflohen. Über 30 Millionen Menschen in Sudan sind auf Hilfslieferungen angewiesen, die Hälfte davon Kinder.
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