+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: Klinik in Israel bei iranischem Angriff getroffen
Bei einem Angriff auf eine Klinik in Israel wurden 25 Menschen verletzt. Israels Botschafter nimmt Merz für seine „Drecksarbeit“-Aussage in Schutz.

Inhaltsverzeichnis
- Klinik in Israel bei iranischem Angriff getroffen
- Reaktionen auf Merz-Aussage „Drecksarbeit“
- Europäische Außenminister wollen mit Iran verhandeln
- Israelischer Angriff auf Forschungsreaktor
- Festnahme von 18 „feindlichen Agenten“ im Iran
- Insider: USA bereiten sich auf möglichen Angriff vor
- UN-Bericht über Hinrichtungen im Iran
Klinik in Israel bei iranischem Angriff getroffen
Bei einem massiven iranischen Raketenangriff auf Israel ist nach Medienberichten auch ein Krankenhaus im Süden des Landes getroffen worden. In der Soroka-Klinik in der Wüstenstadt Beerscheva sei eine Rakete eingeschlagen, berichteten mehrere Medien übereinstimmend. Besonders im Bereich einer chirurgischen Abteilung wurden schwere Schäden gemeldet. Nach ersten Berichten wurden nur einige Menschen leicht verletzt.
Auch in anderen Orten Israels, auch im Großraum Tel Aviv, gab es demnach bei der Salve von mehr als 20 Raketen Einschläge. Insgesamt seien mindestens 25 Menschen verletzt worden. Drei seien schwer verletzt aus Trümmern geborgen worden.
Der israelische Gesundheitsminister Uriel Buso beschrieb den Angriff auf das Krankenhaus in Beerscheva als „Terrorangriff, der eine rote Linie überschritten hat“. Es handele sich um „ein Kriegsverbrechen des iranischen Regimes, das vorsätzlich gegen unschuldige Zivilisten und medizinisches Personal verübt wurde, das sich der Lebensrettung widmet“. Auch das Schiba-Krankenhaus bei Tel Aviv wurde nach Angaben der Klinik von einem herabfallenden Raketenteil getroffen und leicht beschädigt.
Das israelische Nachrichtenportal „ynet“ berichtete, eines der beschädigten Gebäude im Soroka-Krankenhaus sei am Mittwoch evakuiert worden. „Zum Glück haben wir gestern eine der Abteilungen geräumt – sonst gäbe es sie jetzt nicht mehr“, sagte ein Mitarbeiter des Krankenhauses. „Die Decke ist auf uns gefallen, die Druckwelle hat mich weggeschleudert. Solange man so etwas nicht selbst erlebt, glaubt man nicht, dass es passieren kann.“ Viele Krankenhäuser haben ihre Patienten in unterirdische Schutzräume verlegt.
Die den iranischen Revolutionsgarden nahestehende Nachrichtenagentur Tasnim behauptete unterdessen, bei dem Ziel handele es sich nicht um eine Klinik, sondern um einen israelischen Militärstützpunkt. (dpa)
Reaktionen auf Merz-Aussage „Drecksarbeit“
Israels Botschafter Ron Prosor hat die von Bundeskanzler Friedrich Merz geäußerte Unterstützung für Israels Angriff auf die iranischen Atomanlagen begrüßt und den CDU-Vorsitzenden gegen Kritik an seiner Wortwahl in Schutz genommen. „Bundeskanzler Friedrich Merz hat die Realitäten im Nahen Osten mit seiner Wortwahl klar beschrieben“, sagte Prosor der Deutschen Presse-Agentur.
Merz hatte am Rande des G7-Gipfels in Kanada im ZDF gesagt: „Das ist die Drecksarbeit, die Israel macht für uns alle.“ Er wurde dafür von Politikern der Opposition und der SPD scharf kritisiert.
ZDF-Moderatorin Diana Zimmermann hatte das Wort „Drecksarbeit“ in ihrer Frage benutzt, und Merz griff es auf – vollständig lautete seine Antwort: „Frau Zimmermann, ich bin Ihnen dankbar für den Begriff Drecksarbeit. Das ist die Drecksarbeit, die Israel macht für uns alle. Wir sind von diesem Regime auch betroffen. Dieses Mullah-Regime hat Tod und Zerstörung über die Welt gebracht.“
Prosor hält nun angesichts der Kritik an der Formulierung dagegen. „Das iranische Atomprogramm richtet sich vordergründig gegen Israel, bedroht aber die Sicherheit der ganzen Welt“, sagte er der dpa. „Die Raketen, die gerade Tel Aviv und Jerusalem treffen, bedrohen auch Berlin, Paris und London. Die Lieferkette des Terrors muss unterbrochen werden.“
Teilweise sei das schon der Fall, meint Prosor. „Waffenlieferungen für den Krieg gegen die Ukraine wurden empfindlich gestört. Die Angriffe der Huthis auf die Seefahrt zwischen Europa und Asien haben nachgelassen.“ Die europäische Reaktion werde weltweit sehr genau beobachtet. „Sie ist ein Lackmustest, für die Frage, ob die Europäer bereit sind, für ihre Werte und Interessen eigenständig einzustehen.“ (dpa)
Botschafter in Teheran nach Merz-Aussage einbestellt
Wegen der „Drecksarbeit“-Äußerung von Bundeskanzler Friedrich Merz hat der Iran den deutschen Botschafter Markus Potzel einbestellt. Dieser sei infolge der „beschämenden Äußerungen“ des Kanzlers ins Außenministerium zitiert worden, berichtete der staatliche Rundfunk im Iran. Diplomatenkreise in Berlin bestätigten die Einbestellung, die als scharfe Form des diplomatischen Protests gilt.
Aliresa Jussefi, Generaldirektor im iranischen Außenministerium, habe Botschafter Potzel mitgeteilt, Merz' Äußerungen hätten dem Ansehen Deutschlands im Iran und international geschadet, hieß es.
Auch in der deutsch-iranischen Community sowie unter Gegnern der repressiven Staatsführung lösten die Äußerungen Empörung aus. (dpa)
Europäische Außenminister wollen mit Iran verhandeln
Inmitten des Kriegs zwischen Israel und dem Iran startet Bundesaußenminister Johann Wadephul eine diplomatische Initiative zur Deeskalation. Gemeinsam mit seinen Kollegen aus Frankreich und Großbritannien will er den iranischen Außenminister Abbas Araghtschi am Freitag zu einem Gespräch in Genf treffen, wie die Deutsche Presse-Agentur aus Diplomatenkreisen in Berlin erfuhr.
Mit seinem französischen Kollegen Jean-Noël Barrot, dem britischen Außenminister David Lammy sowie der EU-Außenbeauftragten Kaja Kallas habe er Araghtschi zuletzt ein Verhandlungsangebot gemacht, sagte Wadephul bei einem Treffen mit dem jordanischen Chefdiplomaten Aiman al-Safadi in Berlin. Man sei weiterhin bereit, über eine Lösung zu verhandeln. Dazu müsse sich der Iran aber dringend bewegen und „vertrauensbildende und nachprüfbare Maßnahmen ergreifen, etwa indem die Führung in Teheran glaubhaft macht, dass sie keine Atomwaffen anstrebt“. Wadephuls Botschaft: „Es ist nie zu spät, an den Verhandlungstisch zu kommen, wenn man in ehrlicher Absicht kommt.“ (dpa)
USA beschränken Zugang zu größtem Militärstützpunkt in Nahost
Die US-Botschaft in Katar beschränkt aus Sicherheitsgründen für ihr Personal den Zugang zum größen amerikanischen Militärstützpunkt im Nahen Osten. Es handelt sich dabei um die Al Udeid Air Base in der Wüste bei Doha. Die Botschaft ruft ihre Mitarbeiter und US-Staatsangehörige in Katar angesichts anhaltender regionaler Feindseligkeiten zu erhöhter Wachsamkeit auf. (rtr)
Israelischer Angriff auf Forschungsreaktor
Israel hat nach iranischen Angaben ein Gebiet in der Nähe des Schwerwasser-Forschungsreaktors in Chondab angegriffen, der Teil des iranischen Atomprogramms ist. Die Anlage sei vor dem Angriff evakuiert worden und es bestehe kein Strahlungsrisiko, meldet die Nachrichtenagentur Insa unter Berufung auf offizielle Angaben. Der Forschungsreaktor war teilweise fertiggestellt und hieß zuvor Arak. Der Iran hatte der Atomaufsichtsbehörde der Vereinten Nationen mitgeteilt, dass die Anlage im kommenden Jahr in Betrieb gehen solle. (rtr)
Festnahme von 18 „feindlichen Agenten“ im Iran
Israel und der Iran setzen ihre wechselseitigen Angriffe fort. In Teheran ist die Luftabwehr aktiv. Nach Angaben der halb-amtlichen Nachrichtenagentur SNN wurden am Rand der iranischen Hauptstadt Drohnen abgefangen. Berichten zufolge wurden 18 „feindliche Agenten“ festgenommen, denen vorgeworfen wird, in der Stadt Maschhad im Nordosten des Landes Drohnen für Israel gebaut zu haben. Das israelische Militär berichtet von Sirenen im Norden Israels und im Jordantal. Zwei Drohnen seien abgefangen worden, die im Iran gestartet seien, heißt es. (rtr)
Insider: USA bereiten sich auf möglichen Angriff vor
Die USA bereiten sich einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge auf einen möglichen Angriff auf den Iran in den kommenden Tagen vor. Unter Berufung auf Insider heißt es, die Situation entwickle sich weiter und könnte sich noch verändern. Einige der Insider verweisen dem Bericht nach auf mögliche Pläne für einen Angriff am Wochenende. Am Mittwoch war US-Präsident Donald Trump Fragen von Reportern ausgewichen, ob ein Angriff der US-Armee auf den Iran geplant sei: „Niemand weiß, was ich tun werde.“ (rtr)
Trump hat Iran-Plan abgesegnet – aber keinen Angriffsbefehl
US-Präsident Donald Trump hat einem Medienbericht zufolge Angriffspläne gegen den Iran bewilligt, den Befehl zur Umsetzung jedoch bislang nicht erteilt. Wie das Wall Street Journal unter Berufung auf drei mit den Überlegungen vertraute Personen berichtet, habe Trump dies am Dienstagabend hochrangigen Beratern gesagt. Er wolle abwarten, ob die Regierung in Teheran zur Aufgabe ihres Atomprogramms bereit sei. Stellungnahmen der US-Regierung und des Iran liegen zunächst nicht vor. (rtr)
UN-Bericht über Hinrichtungen im Iran
Im Iran sind vergangenes Jahr nach Angaben der Vereinten Nationen mindestens 975 Menschen hingerichtet worden. Das sei die höchste Zahl seit 2015, sagte die stellvertretende UN-Menschenrechtskommissarin Nada Al-Nashif bei der Vorstellung eines Berichts über die Lage im Iran. Etwas mehr als die Hälfte der Todesurteile wurde demnach wegen Drogendelikten vollstreckt, 43 Prozent wegen Mordes, 3 Prozent wegen Sicherheitsvergehen und 2 Prozent wegen Sexualstraftaten. Mindestens vier Hinrichtungen fanden laut dem Bericht in der Öffentlichkeit statt.
Erst in der vergangenen Woche war im Iran ein Mann im Zusammenhang mit den Massenprotesten vom Herbst 2022 hingerichtet worden, die unter dem Motto „Frau, Leben, Freiheit“ standen. Gemäß Rechtsprechung in der Islamischen Republik wurde er wegen „Kriegsführung gegen Gott“ zum Tode verurteilt.
Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Amnesty International lag der Iran im vergangenen Jahr bei der Zahl der Hinrichtungen weltweit an zweiter Stelle hinter China. Die meisten Länder haben die Todesstrafe mittlerweile abgeschafft. (dpa)
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