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Vereinte Nationen unter SparzwangMemo visiert Abbau von 6.900 Arbeitsplätzen an

Um ganze 20 Prozent soll der Haushalt der UN gekürzt werden. Die Finanzkrise ist auch auf die USA zurückzuführen, die ihre Zahlungen teilweise stoppte.

Bald oberster Sparer: Antonio Guterres Foto: Pierre Albouy/reuters

Washington rtr | Die Vereinten Nationen erwägen den Abbau von 6.900 Arbeitsplätzen und wollen ihren Haushalt im Volumen von 3,7 Milliarden Dollar um 20 Prozent kürzen. Das geht aus einem internen Memorandum hervor, das Reuters vorliegt. In dem Papier werden die UN-Mitarbeiter aufgefordert, bis zum 13. Juni detaillierte Vorschläge für Kürzungen zu machen.

Die Finanzkrise bei den Vereinten Nationen ist zum Teil auf die USA zurückzuführen, die ihre Zahlungen teilweise gestoppt hat. Die USA kamen bislang für fast ein Viertel des jährlichen Budgets der Weltorganisation auf. US-Präsident Donald Trump hat die UN mehrfach wegen ihres Kurses kritisiert und Mittel gekürzt.

Der Verfasser des Memos, UN-Kontrolleur Chandramouli Ramanathan, nannte keine Gründe für den Zahlungsausfall der USA. Er wies darauf hin, dass die Kürzungen Teil einer Überprüfung sind. „Es ist ein ehrgeiziges Unterfangen, um sicherzustellen, dass die Vereinten Nationen ihren Zweck erfüllen, um den Multilateralismus des 21. Jahrhunderts zu unterstützen, menschliches Leid zu verringern und ein besseres Leben und eine bessere Zukunft für alle zu schaffen“, erklärte er. Die Kürzungen würden am 1. Januar 2026 in Kraft treten.

UN-Generalsekretär Antonio Guterres erwägt nach eigenen Worten unter anderem die Verkleinerung oder Zusammenlegung einzelner UN-Abteilungen oder die Verlegung von UN-Standorten in preiswertere Städte. „Täuschen Sie sich nicht: Unbequeme und schwierige Entscheidungen liegen vor uns. Es mag einfacher und sogar verlockend sein, sie zu ignorieren oder die Sache auf die lange Bank zu schieben. Aber dieser Weg ist eine Sackgasse“, hatte er gewarnt.

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2 Kommentare

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  • Die UN droht also eigentlich in andere Länder, nicht nur andere Städte umzuziehen um den politischen US Einfluss zu verringern.

    Es gibt eine Visualisierung der Kategorien des UN Haushalts hier: dgvn.de/finanzierung-der-un/un-haushalt

    "Die derzeit geltende Beitragsskala für die Jahre 2025 bis 2027 wurde im Dezember 2024 von der UN-Generalversammlung verabschiedet. Die vier größten UN-Beitragszahler der - USA (22 Prozent), China (20 Prozent), Japan (6,93 Prozent) und Deutschland (5,69 Prozent) – tragen zusammen rund 55 Prozent zum gesamten Haushalt der Vereinten Nationen bei."

    Es gibt aber auch den freiwilligen Haushalt! Dieser ist höher und wird oft nach politischer Ausrichtung der Staaten finanziert.

    Deutschland hat überproportional zu anderen Staaten das WFP finanziert.

  • Die (Finanz-)Krise der UN böte die Chance für einen Neuanfang, wenn sich die Staaten aus der zweiten Reihe mit anderen nachgeordneten Ländern solidarisieren und ein int’l Gegengewicht zu den (ehemaligen) Supermächte aufstellen würden. Die UN war als int’l Stimme immer schon beschädigt, weil sie (a) auf ein Konstrukt int’l Rechts beruht, dass die Großmächte und Industriestaaten nach ihren Vorstellungen formuliert hatten, (b) die Finanzierungsstrukturen ärmeren Staaten weniger und reicheren Staaten mehr Einfluss bietet und (c) die Atommächte im Sicherheitsrat Entscheidungen entweder blockieren oder sich darüber hinwegsetzen können.

    Das wird aber nicht geschehen, weil u.a. die Europäer sich ihren Einfluss im Windschatten der USA erhalten wollen. Ohne USA, dass zeigt der Krieg gegen die Ukraine, haben die Europäer nur wenig Einfluss und können bestenfalls AKP- und ein paar asiatische Staaten herumschubsen.