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Mehr Militärausgaben der Nato-StaatenWadephul stellt sich hinter Trumps Plan

Die USA fordern, dass Nato-Staaten fünf Prozent ihrer Wirtschaftsleistung in die Verteidigung investieren. Der deutsche Außenminister bezieht Stellung.

Trumps Pläne für die Nato: Johann Wadephul (CDU) zeigt Zustimmung beim informellen Treffen der Nato-Außenminister Foto: Sebastian Christoph Gollnow/dpa

Antalya dpa | Außenminister Johann Wadephul hat sich öffentlich hinter die Forderung von US-Präsident Donald Trump nach einer massiven Erhöhung der Verteidigungsausgaben der Nato-Staaten auf jeweils fünf Prozent ihrer Wirtschaftsleistung gestellt. Man folge Trumps Einschätzung, dass dies notwendig sei, sagte der CDU-Politiker bei einem Nato-Außenministertreffen in der Türkei nach einem Gespräch mit US-Außenminister Marco Rubio.

Wadephul machte allerdings deutlich, dass vereinbart werden könnte, dass klassische Verteidigungsausgaben in Höhe von 3,5 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) ausreichend seien, sofern gleichzeitig auch noch 1,5 Prozent der Wirtschaftsleistung für militärisch nutzbare Infrastruktur ausgegeben würden. Ein solches Vorgehen hatte zuletzt Nato-Generalsekretär Mark Rutte vorgeschlagen.

Derzeit sieht das Nato-Ziel für die Verteidigungsausgaben lediglich jährliche Ausgaben in Höhe von mindestens zwei Prozent des BIP vor. Nach jüngsten Angaben des neuen Kanzlers Friedrich Merz (CDU) würde jeder Prozentpunkt mehr für Deutschland derzeit ungefähr 45 Milliarden Euro mehr an Verteidigungsausgaben bedeuten. Die Bundesrepublik lag zuletzt bei einer Quote von etwas mehr als zwei Prozent der Wirtschaftsleistung. Bei fünf Prozent wären nach Rechnung von Merz derzeit Verteidigungsausgaben in Höhe von 225 Milliarden Euro pro Jahr notwendig.

Nato fürchtet Debakel

Trump will, dass das Fünf-Prozent-Ziel im Juni beim nächsten Nato-Gipfel in Den Haag beschlossen wird. Bündnisintern wurde zuletzt damit gedroht, dass er ansonsten möglicherweise gar nicht anreisen könnte. Für die Nato wäre dies ein Debakel, da ihre Abschreckung noch immer maßgeblich auf den militärischen Fähigkeiten der atomaren Supermacht USA beruht.

Als ein möglicher Kompromiss wurde deswegen nun das Konzept entwickelt, das eine deutlich stärkere Anrechnung von Ausgaben für militärisch nutzbare Infrastruktur möglich machen soll. Dies würde vor allem denjenigen Staaten helfen, die klassische Verteidigungsausgaben in Höhe von fünf Prozent für nicht erreichbar oder erwünscht erachten. Zu ihnen gehören insbesondere Länder, die wie Italien, Spanien, Belgien und Luxemburg bis zuletzt nicht einmal das Zwei-Prozent-Ziel erfüllten.

USA: Geht nicht nur um Raketen

Der US-amerikanische Nato-Botschafter Matthew Whitaker hatte sich zuletzt offen für die von Rutte vorgeschlagene Lösung gezeigt. Er sagte vor dem Ministertreffen in der Türkei, es sei ganz klar, dass es um mehr als nur Raketen, Panzer und Haubitzen, sondern auch um Dinge wie militärische Mobilität, notwendige Infrastruktur und Cybersicherheit gehe.

Als mögliche Frist für die Erfüllung eines neuen Ziels für die Verteidigungsausgaben gilt das Jahr 2032. So hatte US-Außenminister Rubio bereits im April bei einem Nato-Treffen in Brüssel gesagt, niemand erwarte, dass man fünf Prozent in einem Jahr oder zwei erreichen könne. Auch für die USA wäre das Erreichen des neuen Ziels ein finanzieller Kraftakt.

Trump hatte bereits in seiner ersten Amtszeit immer wieder die aus seiner Sicht unzureichenden Verteidigungsausgaben der europäischen Alliierten kritisiert und diesen vorgeworfen, sich zu sehr auf den Schutz der USA zu verlassen. Mehrfach drohte er dabei sogar mit einem Nato-Austritt der USA.

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8 Kommentare

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  • Als Robert Habeck diese 3,5 % ins Gespräch gebracht hat, ist er von der CXU massiv kritisiert worden, diese schlagen jetzt selbst sogar 5 % vor.



    Kann man sich nicht ausdenken.

  • Man(n) könnte ja eine eigene Meinung haben ...



    Aber bei Wadephul habe ich da so meine Zweifel. Außenpolitik verkommt bei dem zum Hände schütteln ...

  • Wisst ihr noch, wie "wir" den Kalten Krieg gewonnen haben? Genau, wir haben den Ostblock im Aufrüstungswettstreit bankrottgerüstet.

    Daran sollten wir denken wenn unser alter Feind im Kreml wieder neue Superduperhyperwaffen vorstellt. Und unser neuer nicht-mehr-Freund im Weißen Haus plötzlich 150% mehr Militärausgaben fordert.

  • 225 Milliarden Euro pro Jahr. Die sind doch nicht mehr ganz sauber.

  • Ich bin für 145%

  • Nur mal so um mit echten Zahlen zu rechnen und nicht die verharmlosenden %vom BIP

    aktuell sind das 51.95 Mrd Euro ohne "Sondervermögen"



    374,9 Milliarden Euro Steuereinnahmen Bund sind das ~13,8%



    4.310 Milliarden Euro BIP -> 1.2% vom BIP (weniger weil wahrscheinlich noch andere Sachen dazugerechnet werden, 1.8% oder so offiziell?)



    5% vom BIP sind 215,5 Milliarden Euro Bundeswehetat



    das sind 57% von den Steuereinnahmen vom Bund.



    Da reden wir dann von Kriegswirtschaft.

  • 225 Mrd sind 58,6% des Bundehaushaltes 2024 (384 Mrd). Alles ganz normal.

  • Selbst die USA geben keine 5% aus und wollen ihren Verteidigungsetat sogar kürzen, insbesondere bei den Systemen die man im Zweifelsfall für eine Verteidigung Europas bräuchte.