+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: Netanjahu schließt Waffenruhe trotz Geiselfreilassung aus
Die Hamas hat angekündigt, einen US-amerikanischen Israeli freizulassen. Deutschland und Israel feiern 60 Jahre diplomatische Beziehungen.

Angekündigte Freilassung von Hamas-Geisel
Die islamistische Hamas will nach eigenen Angaben einen israelisch-amerikanischen Doppelstaatler aus ihrer Gewalt freilassen. Sie habe in den vergangenen Tagen mit den USA in Kontakt gestanden und die Freilassung des entführten Soldaten sei Teil der Bemühungen der Islamisten, ein Gaza-Abkommen zu erreichen, teilte die Terrororganisation mit.
Die Freilassung werde innerhalb von 48 Stunden erfolgen, sagte Suhail al-Hindi, ein ranghohes Mitglied der Hamas, der Deutschen Presse-Agentur am Sonntagabend. US-Präsident Donald Trump wird in den kommenden Tagen in der Region erwartet. Laut der „Times of Israel“ haben die Vermittlerstaaten die Hamas dazu gedrängt, den Soldaten freizulassen, um Trump ihr Wohlwollen zu zeigen.
Die Familie des Mannes namens Edan Alexander erklärte, sie sei über die Ankündigung der Hamas informiert worden. Das Büro des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu teilte mit, die USA habe Israels Führung die Absicht der Hamas mitgeteilt, den Mann ohne jegliche Bedingungen freizulassen – als Geste gegenüber den US-Amerikanern. Die Vereinigten Staaten hätten Israel zudem darüber informiert, dass dieser Schritt voraussichtlich zu Verhandlungen über ein Abkommen führen werde, das Israel schon in der Vergangenheit akzeptiert habe.
Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu hat eine Waffenruhe im Gegenzug für die angekündigte Freilassung einer US-israelischen Hamas-Geisel ausgeschlossen. Es werde weder eine Feuerpause noch einen Austausch der Geisel gegen in Israel inhaftierte Palästinenser geben, erklärte Netanjahu am Montag. Die Verhandlungen über eine Vereinbarung zur Freilassung aller noch im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln würden „unter Beschuss“ stattfinden, betonte er. Israel bereite sich weiterhin auf eine „Intensivierung der Kämpfe“ vor. (afp/dpa)
Israelische Armee fordert Evakuierung von Hafenstädten im Jemen
Die israelische Armee hat die Bewohner von drei Hafenstädten im Jemen zur Evakuierung aufgefordert. Betroffen seien Ras Issa, Hodeida und Salif, schrieb Armeesprecher Avichay Adraee am Sonntagabend im Onlinedienst X. Die Häfen würden von der pro-iranischen Huthi-Miliz genutzt, begründete er die Warnung. Die Miliz hatte erst am Freitag erneut den internationalen Flughafen von Tel Aviv mit einer Rakete angegriffen.
Die Huthis kontrollieren neben der Hauptstadt Sanaa einen Großteil des Jemen. Sie gehören neben der Hisbollah im Libanon und der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas im Gazastreifen zu der vom Iran angeführten und gegen Israel und die USA gerichteten „Achse des Widerstands“. Deren erklärtes Ziel ist Israels Vernichtung. Seit dem Beginn des Gaza-Kriegs haben die Huthis immer wieder Raketen und Drohnen auf Israel abgefeuert – nach eigener Darstellung „aus Solidarität“ mit den Palästinensern. (afp)
Feier zum 60. Jahrestag der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Israel und Deutschland
Deutschland und Israel begehen am Montag den 60. Jahrestag der Aufnahme diplomatischer Beziehungen. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier empfängt aus diesem Anlass am Vormittag den israelischen Präsidenten Isaac Herzog zu einem Besuch in Berlin (09.30 Uhr). Am Dienstag werden beide Präsidenten dann nach Israel reisen. Ein solcher Doppelbesuch ist nach Angaben aus dem Bundespräsidialamt ein Novum. Er soll die enge Freundschaft symbolisieren, die seit der Aufnahme der diplomatischen Beziehungen am 12. Mai 1965 zwischen Deutschland und Israel erwachsen ist.
Am Montag ist zunächst ein Gespräch der Präsidenten Steinmeier und Herzog geplant, dem sich eine gemeinsame Pressekonferenz anschließt. Am Nachmittag soll Herzog auch den neuen Bundeskanzler Friedrich Merz treffen. Beide Präsidenten wollen zudem an einem deutsch-israelischen Jugendkongress teilnehmen. Dass zwischen Deutschland und Israel nach den Schrecken des Holocaust ein enges Verhältnis gewachsen ist, komme einem „Wunder“ gleich, hieß es aus Steinmeiers Umfeld. Im politischen Verhältnis gibt es aktuell aber große Differenzen – insbesondere, was die Politik gegenüber den Palästinensern betrifft. (afp)
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