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Trump schwingt erneut Zoll-HammerBrüssel schließt Eskalation im Zollstreit nicht mehr aus

US-Präsident Trump droht der EU mit Einfuhrabgaben von 50 Prozent, weil die Verhandlungen „nirgendwohin“ führen. In Brüssel liegen die Nerven blank.

US-Präsident Donald Trump droht der EU mit hohen Einfuhrzöllen. Kämen die tatsächlich, wäre der wirtschaftliche Schaden hoch Foto: Jacquelyn Martin/AP/dpa

Brüssel taz | Läuft der Zollstreit zwischen den USA und der Europäischen Union endgültig aus dem Ruder? In Brüssel wird eine Eskalation nicht mehr ausgeschlossen, nachdem US-Präsident Donald Trump am vergangenen Freitag überraschend mit neuen Einfuhrzöllen in Höhe von 50 Prozent gedroht hatte.

Die Aufschläge auf europäische Produkte könnten bereits am 1. Juni in Kraft treten – viel früher als erwartet. Eigentlich war die EU-Kommission von einer Schonfrist bis Mitte Juli ausgegangen. Handelskommissar Maros Sefcovic hatte sich noch am Freitagabend um Dialog bemüht – vergeblich.

Nun liegen die Nerven blank. Man werde sich von Drohungen nicht beeindrucken lassen, warnte Sefcovic. Der Handel zwischen Europa und den USA müsse von gegenseitigem Respekt geleitet werden. Die EU sei bereit, ihre Interessen zu verteidigen, fügte er hinzu.

Die EU-Kommission hat bereits ein ganzes Arsenal an möglichen Gegenmaßnahmen ausgearbeitet. Die Liste reicht von Abgaben auf Nüsse und Gemüse über Whiskey und kalifornischen Wein bis hin zu Zöllen für Produkte von US-Konzernen wie dem Flugzeugbauer Boeing und dem Autohersteller Ford. Insgesamt geht es um bis zu 95 Milliarden Euro.

Trump will offenbar nicht verhandeln

Damit würde der Schaden aber noch größer, warnt das Institut der deutschen Wirtschaft. Sollten die Trump-Zölle kommen und bis 2028 bleiben, würde das die deutsche Wirtschaft etwa 200 Milliarden Euro kosten. Bei Vergeltung drohe sogar ein Schaden von 250 Milliarden.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat deshalb bisher größte Zurückhaltung geübt. Sie hat sogar beschlossene Gegenmaßnahmen wegen der bereits eingeführten US-Sonderzölle auf Aluminium und Stahl ausgesetzt, um Verhandlungen zu erleichtern.

Doch Trump will offenbar gar nicht verhandeln. Er sei nicht auf der Suche nach einem Deal, erklärte der für unberechenbare Entscheidungen bekannte US-Präsident. Die laufenden Gespräche mit Brüssel führten „nirgendwohin“, behauptete er – dabei ist die EU zu teuren Zugeständnissen bereit. Von der Leyen will etwa noch mehr Flüssiggas in den USA kaufen, womöglich auch mehr Waffen.

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4 Kommentare

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  • "Trump will offenbar gar nicht verhandeln. Er sei nicht auf der Suche nach einem Deal"



    genau, und damit es etwas zu verhandeln gibt, im raubtierkapitalistischen Sinne, muß jeder Seite ihre Waffen auf den Tisch legen, nur so wird man sich einig, wer die größere Waffe hat und wie viel davon zurückgezogen wird.



    Darüber zu reden, was man tun könnte und wann Trump zufrieden ist, ist vielleicht wie die EU verhandeln will, aber nicht wie Trump tickt. Trumps Ziel ist nicht ein Kompromiss, sondern den Handelsbilanzüberschuß der EU besonders von D abzubauen, dazu braucht es hohe Zölle.



    Die EU will aber den Handelsbilanzüberschuß gar nicht als Problem wahrnehmen, deshalb stochert sie auch im Nebel, was Trump denn eigentlich will und verklärt Trump als erratisch. Die Position der EU, man müsse es Trump nur ordentlich erklären, dann wird er schon verstehen, ergibt nur Sinn, wenn man auf dem Auge der Handelsbilanz blind ist.



    Ob das Handelsbilanzdefizit der USA ein Problem ist oder nicht, dazu kann man stehen wie man will, aber man muß diesen Punkt anerkennen und darauf reagieren, sonst ist der Konflikt nicht zu handhaben

  • Der chinesischen Strategie folgen (hat gewirkt) und Buy From EU intensivieren (ist nicht ohne Wirkung auf Musk geblieben)

  • Dass Gegenmaßnahmen für uns noch teurer werden, glaube ich nicht. Und wenn, dann ist es mir wert. Wir lassen uns doch von Trump nicht vorführen.

  • Wir sollten einfach EU weit keine Office Produkte mehr von Microsoft kaufen, es gibt ja auch Alternativen wie LibrOffice, die eigendlih genauso gut sind wie Micosoft Produkte. Und da das Ganze auch noch kostenlos ist würden alle noch einiges sparen.