+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Feuerpause hält keine drei Tage
Trotz der einseitig von Moskau ausgerufenen Waffenruhe melden ukrainische Behörden nächtliche Luftangriffe. Russland feiert derweil seinen „Tag des Sieges“.

Ukraine meldet Drohnenangriffe
Russland hat während der selbst verkündeten Feuerpause nach ukrainischen Angaben acht Ortschaften in der Ukraine angegriffen. Es habe nahe der Frontlinie 220 Attacken gegeben, schreibt der Gouverneur der Region Saporischschja, Iwan Fedorow, auf dem Kurznachrichtendienst Telegram. Die Dörfer in seiner Region seien in den vergangenen 24 Stunden mit 150 Drohnen und 70 Artilleriegeschossen angegriffen worden.
Auch die örtlichen Behörden in Cherson und Dnipro meldeten am Freitag zwei Verletzte.
Kreml-Chef Wladimir Putin hatte angesichts der Gedenkfeiern zum Weltkriegsende am Freitag in Moskau einseitig eine dreitägige Waffenruhe angeordnet, die um Mitternacht in der Nacht zum Donnerstag in Kraft trat. Die Ukraine stimmte der Feuerpause nicht zu und fordert eine 30-tägige Feuerpause.
Kyjiw warf der russischen Armee am Donnerstag zahlreiche Verstöße gegen die Waffenruhe vor. Die russische Armee erklärte, sich an die Waffenruhe zu halten, sie reagiere jedoch auf „Verstöße“ gegen die Waffenruhe durch die Ukraine.
Auch in der Ukraine wird am Freitag an das Weltkriegsende erinnert, dazu kommen die EU-Außenminister im westukrainischen Lwiw zusammen. (afp/rtr)
Moskau erinnert an 9. Mai 1945
Russland erinnert mit Staatsgästen und großer Militärparade an den Sieg über Nazi-Deutschland im Zweiten Weltkrieg vor 80 Jahren Präsident Wladimir Putin rechnet nach Kremlangaben mit mehr als 30 ausländischen Staats- und Regierungschefs. Dazu zählt das chinesische Staatsoberhaupt Xi Jinping. Wegen des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine findet das Gedenken weitgehend ohne Vertreter westlicher Länder statt.
Aus der EU hat sich der slowakische Ministerpräsident Robert Fico angekündigt. Das nationalsozialistische Deutschland hatte am 8. Mai 1945 gegenüber den Alliierten kapituliert. Auf Betreiben des sowjetischen Diktators Josef Stalin wurde die Zeremonie in den Morgenstunden des 9. Mai in Berlin wiederholt. Unter Putin wird der „Tag des Sieges“ immer aufwendiger gefeiert und dient propagandistisch der Bestätigung seiner Herrschaft und des russischen Großmachtanspruchs. (dpa)
Slowakische Ukraine-Unterstützer protestieren gegen Premier Fico
In Bratislava und mehreren anderen Städten der Slowakei werden am Freitagabend Tausende Unterstützer der Ukraine zu Protesten gegen den linksnationalen Ministerpräsidenten Robert Fico erwartet. Sie werfen Fico einen prorussischen Kurs vor, weil er als einziger EU-Regierungschef am Weltkriegsgedenken in Moskau am selben Tag teilnimmt. Aufgerufen zu den Kundgebungen hat die Bürgerinitiative „Mier Ukrajine“ (Friede der Ukraine), die sich für eine stärkere militärische Unterstützung der Ukraine engagiert und Spenden für Munitionskäufe sammelt. Fico ist am Donnerstagabend trotz Kritik von Opposition und EU-Politikern nach Moskau abgereist. Die Kundgebungen bilden den Abschluss einer schon im Dezember begonnenen Serie von Massenprotesten gegen Fico. (dpa)
Großbritannien sanktioniert russische Schattenflotte
Großbritannien wird eigenen Angaben zufolge bis zu 100 Öltanker der sogenannten russischen Schattenflotte mit Sanktionen belegen. Die Sanktionen würden das größte Maßnahmenpaket Großbritanniens gegen die Schattenflotte darstellen, erklärte das Büro von Premierminister Keir Starmer am Freitag. Mit der Maßnahme soll der Druck auf Moskau im Krieg mit der Ukraine erhöht werden.
Die Schiffe haben seit Anfang vergangenen Jahres Fracht im Wert von über 24 Milliarden Dollar transportiert, wobei einige Schiffe unter Verdacht stehen, an der Beschädigung kritischer Infrastrukturen beteiligt gewesen zu sein, so Großbritannien. Starmer wird die Maßnahmen auf einem Gipfeltreffen der Sicherheitsallianz Joint Expeditionary Force (JEF) in Oslo ankündigen. Die 2014 gegründete Gruppe von zehn nordeuropäischen Staaten, darunter Dänemark, die Niederlande, Finnland und Schweden, wurde unter britischer Führung ins Leben gerufen und dient als Ergänzung zur breiteren Zusammenarbeit im Rahmen des NATO-Militärbündnisses. (dpa)
Selenskyj telefoniert mit Trump
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj erörterte am Donnerstagabend in einem Telefonat mit US-Präsident Donald Trump die aktuelle Lage, auch an den Fronten der Ukraine. Dabei sei betont worden, dass weiter um einen Frieden gerungen werden müsse. „Ich habe ihn (Trump) informiert, dass die Ukraine zu einer 30-tägigen Feuerpause bereit sei, sogar ab heute“, schrieb Selenskyj auf der Plattform X. Er bekräftigte, dass die Ukraine zu Gesprächen „in jedem Format“ bereit sei. „Aber dafür muss Russland die Ernsthaftigkeit seiner Absichten zu einem Kriegsende unter Beweis stellen, beginnend mit einer vollen, bedingungslosen Feuerpause.“
Trump stellte sich in einem Post auf seinem Online-Sprachrohr Truth Social hinter die Forderung aus Kiew nach einer 30-tägigen Waffenruhe. Außerdem drohte er erneut mit Sanktionen. „Wird der Waffenstillstand nicht eingehalten, werden die USA und ihre Partner weitere Sanktionen verhängen“, schrieb der Republikaner vermutlich in erster Linie Russland gerichtet.
Auch Großbritannien erhöht den Druck auf Putin, seinen Angriffskrieg in der Ukraine zu beenden – mit einem Sanktionspaket gegen die sogenannte russische Schattenflotte. Die britische Regierung werde bis zu 100 Öltanker sanktionieren, die ein Kernstück von Putins Schattenflotte bildeten und seit Anfang 2024 Fracht im Wert von mehr als 24 Milliarden Dollar (21 Mrd Euro) befördert hätten, teilte die britische Regierung in der Nacht mit. Premierminister Keir Starmer werde die Maßnahmen heute bei einem Treffen der nordeuropäischen Joint Expeditionary Force (JEF) in der norwegischen Hauptstadt Oslo ankündigen. (dpa)
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