Erster Offshore-Windpark wird abgebaut: Alpha Ventus hat ausgedient
Die Rückbauplanung für Deutschlands ersten Meereswindpark nördlich von Borkum startet. Erst etwa 2045 kann hier wieder Strom aus Erneuerbaren entstehen.

„Um einen strukturierten Rückbauprozess zu organisieren, müssen die Planungen drei bis fünf Jahre zuvor beginnen“, erklärte ein Sprecher des Konsortiums auf Anfrage. Um die Verschrottung kostengünstig zu gestalten, müsse akribisch geplant werden, weil jeder benötigte Tag – etwa durch den Einsatz von Spezialschiffen – sehr teuer ist. Ein Alternativszenario zum kompletten Rückbau ist der Erhalt einzelner Anlagen für die Produktion von Wasserstoff. Darüber wollen die Betreiberfirmen im Laufe dieses Jahres entscheiden.
Der Park besteht als zwölf Anlagen je fünf Megawatt Nennleistung, davon stammen sechs von der Herstellerfirma Repower (später Senvion), weitere sechs von Adwen (ehemals Multibrid). Auch zwei verschiedene Arten von Fundamenten wurden zu Testzwecken gebaut.
Bis Ende 2024 bekam der Park auf Basis des Erneuerbare-Energien-Gesetzes eine Vergütung von 15,4 Cent je Kilowattstunde. Inzwischen ist die hohe Vergütung ausgelaufen, nun liegt der Satz nur noch bei 3,9 Cent. Diese gesetzlich garantierte Einspeisevergütung nehme man aber gar nicht mehr in Anspruch, heißt es bei den Betreibern, denn die Erlöse an der Strombörse sind aktuell attraktiver.
Leistung hat sich inzwischen mehr als verdoppelt
Seit Jahresbeginn lag der Marktwert einer Kilowattstunde Offshore-Windstrom im Monatsmittel jeweils zwischen 7,3 und 11,7 Cent. Diese Zahlen veröffentlichen die Übertragungsnetzbetreiber stets im Nachgang. Wie zügig der Rückbau des Parks jetzt angegangen wird, hängt auch von der weiteren Entwicklung der Strompreise im Großhandel ab. Die Genehmigung zur Nutzung der Seefläche ist bis 2035 befristet.
Das Betreiberkonsortium habe aus der bestehenden Genehmigung „nicht das Recht, die Fläche nach Rückbau weiterhin zu nutzen“, teilte das zuständige Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie auf Anfrage mit. Bisher sei allerdings „noch keine konkrete Nachnutzung festgelegt“.
Nach ersten Überlegungen soll die relativ kleine Fläche von Alpha Ventus „mit weiteren kleineren Flächen in räumlicher Nähe arrondiert“ und erneut zur Nutzung der Windkraft ausgeschrieben werden. Mit einer neuerlichen Inbetriebnahme von Windrädern auf dem Areal wäre dann ab Mitte der 2040er Jahren zu rechnen.
Die technische Entwicklung der Offshore-Windkraft zeigt sich auch am Anstieg der Maschinenleistung: Alpha Ventus wurde noch aus Fünf-Megawatt-Anlagen aufgebaut, im Jahr 2024 lag die mittlere Leistung der Neuanlagen in den deutschen Seegebieten bereits knapp über zehn Megawatt. Und für die kommenden Jahre sind sogar Anlagen mit 15 bis zu 18,5 Megawatt Nennleistung geplant.
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