: Außenministerium: Merz-Soldat der leisen Töne
Mit Johann „Joe“ Wadephul besetzt die CDU seit knapp 60 Jahren erstmals wieder das Außenministerium. Damit liegt die Außenpolitik, die in wesentlichen Teilen im Kanzleramt gemacht wird, gänzlich bei der CDU. Der „fast schon traditionelle Antagonismus“ zwischen Außen- und Kanzleramt werde so beendet, sagte Wadephul jüngst. Streitigkeiten wie zuletzt zwischen Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) und SPD-Kanzler Olaf Scholz dürften also ausbleiben, aber auch das Spiel mit verteilten Rollen, wie es die beiden durchaus auch praktizierten. Wadephul gilt als Merz-Getreuer. Der Auftritt von US-Vizepräsident J. D. Vance auf der Münchner Sicherheitskonferenz schockierte Merz und Wadephul, zwei überzeugte Transatlantiker, zutiefst. Wadephul gilt als unbedingter Unterstützer der Ukraine, im Wahlkampf forderte er die Wiedereinführung der Wehrpflicht. Als jüngst der designierte Fraktionschef Jens Spahn sich für einen normalisierten Umgang mit der AfD im Bundestag aussprach, stellte sich Wadephul hinter Spahn.
Joe Wadephul, 62, kommt aus Schleswig-Holstein, ist promovierter Jurist und Oberstleutnant der Reserve, zuletzt war er als stellvertretender Fraktionschef der Union für Außen- und Verteidigungspolitik zuständig. In der mitunter lautstarken Riege der Unionspolitiker ist er eher ein Typ der leiseren Töne; manche nennen ihn blass.
Für Furore sorgte Wadephul im Februar, als er auf einen Fakeanruf von zwei prorussischen Komikern reinfiel. Die gaben sich als Mitarbeiter von Selenskyi aus und Wadephul plauderte mit ihnen 20 Minuten über den Taurus-Marschflugkörper und den Wahlkampf.
Sabine am Orde
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