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Hungern für einen besseren Knast

Der inhaftierte Linke Andreas Krebs kämpft mit einem Hungerstreik gegen die Zustände in der JVA Tegel

Von Peter Nowak

Der inhaftierte Linksradikale Andreas Krebs ist erneut in Hungerstreik getreten. Seit dem 14. April nimmt der Häftling der Justizvollzugsanstalt (JVA) Tegel keine Nahrung mehr zu sich. In einer Erklärung an die Anstaltsleitung begründet er seinen Hungerstreik mit Schikanen, denen er im Gefängnis ausgesetzt sei. So moniert Krebs, dass seine Post zensiert oder zu spät ausgehändigt werde. Zudem habe er keine Möglichkeit, sein Taschengeld aufzustocken. Nach einem leichten Schlaganfall im November 2024 habe er keine ausreichende medizinische Versorgung erhalten. In der Erklärung wendet sich Krebs zudem gegen die verbreitete Korruption in der JVA Tegel.

In einen der taz vorliegenden Brief an seine Un­ter­stüt­ze­r*in­nen setzt sich Krebs außerdem kritisch mit dem Verhalten einiger Mitgefangener auseinander: „Inhaftierte haben sich durch korrupte Bedienstete nicht nur Drogen und Handys, sondern auch kleine Abhörgeräte in die Anstalt schmuggeln lassen und diese in Büros platziert, um so Gespräche abzuhören.“

Es ist nicht das erste Mal, dass sich Krebs kritisch mit den Zuständen hinter Gittern auseinandersetzt. Im Dezember 2024 listete er als Vertrauensperson der Inhaftierten einer Abteilung der JVA in einen Brief an die Berliner Justizsenatorin und ihre Senatsverwaltung zahlreiche Missstände im Knast auf. Zu wenig Personal, mangelnde ärztliche Versorgung, ungenügendes Sportprogramm und defekte sanitäre Anlagen sind nur einige der Punkte auf der Mängelliste.

Schon 2022 und 2024 war Krebs aus Protest gegen die Zustände in der JVA in den Hungerstreik getreten. Er begreift sich als Sozialrebell und verbrachte über 20 Jahre wegen unterschiedlicher Delikte im Gefängnis. Vor seiner erneuten Inhaftierung lebte er in dem linken Berliner Hausprojekt Rigaer Straße 94. Auf zahlreichen linken Demonstrationen werden Grußworte von ihm verlesen.

Am vergangenen Samstag gab es eine Solidaritätskundgebung vor der JVA Tegel, auf der sich mit seinen Forderungen solidarisiert wurde. „Ich bitte um ein Gespräch mit dem Anstaltsleiter zur Klärung der Probleme und gegebenenfalls die Überprüfung einer Verlegung in eine anderen Justizvollzugsanstalt innerhalb Berlins oder falls möglich in die JVA Lübeck“, heißt es in seiner Hungerstreikerklärung. Die Pressestelle der Justizverwaltung wollte aus Gründen des Persönlichkeitsschutz keine Angaben zur Situation von Krebs machen.

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