: Schreckliche Tat führt zu Debatte über Femizide
Ein Ehemann soll seine Frau in der fahrenden Straßenbahn angezündet haben. Er war der Polizei bekannt
Nach einem mutmaßlichen versuchten Femizid diskutieren Politiker*innen über mehr Schutz für Frauen. Am Sonntagmorgen soll ein Mann seine Ehefrau in Gera in einer fahrenden Straßenbahn mit einer brennbaren Flüssigkeit überschüttet und angezündet haben. Geistesgegenwärtig betätigten Mitfahrende laut Polizei den Notfallknopf und stoppten so die Bahn. Der Tramfahrer eilte der Frau zu Hilfe und löschte die Flammen auf ihrem Körper. Per Hubschrauber wurde die lebensgefährlich verletzte 46-Jährige in ein Krankenhaus gebracht.
„Das ist kein alltägliches Geschehen“, betont die Polizeisprecherin Katja Ridder am Tag nach der Tat. Das Opfer sei weiter im Krankenhaus, zu ihrem Gesundheitszustand könnten noch keine weiteren Auskünfte gegeben werden, so die Polizei. Der tatverdächtige Ehemann war nach der Attacke zunächst flüchtig und stellte sich am Montagvormittag dann selbst. Die Polizei nahm ihn vorläufig fest und ermittelt nun wegen versuchten Mordes. Zu den genauen Hintergründen der Tat gibt es noch keine Angaben. Aber vor einigen Wochen ist es laut Polizei bereits zu einem Polizeieinsatz bei der Familie gekommen.
Geras Oberbürgermeister Kurt Dannenberg (CDU) machte die Tat noch am Sonntag als Symptom eines grundlegenden Problems aus: „Gewalt gegen Frauen hat viele Gesichter – die heutige Tat ist eine der niederträchtigsten.“ Thüringens Innenminister Georg Maier (SPD) schrieb auf X: „Wir müssen mehr tun, Frauen zu schützen.“
Auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser forderte nach der Attacke mehr Schutz für Frauen gegen Gewalt und ein schärferes Vorgehen gegen Täter. „Das grauenhafte Verbrechen in Gera ist mutmaßlich ein versuchter Femizid. Diese grauenhafte Tat ist kein Einzelfall, statistisch gibt es fast jeden Tag einen Femizid in Deutschland“, sagte die SPD-Politikerin. (dpa, taz)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen