Zollaufschlag von 25 Prozent: Trumps Rechnung geht zunächst auf
Nach der Zollankündigung von US-Präsident Donald Trump wollen deutsche Autobauer ihre Produktion in die Vereinigten Staaten verlagern.

Die Ankündigung des US-Präsidenten, ab kommenden Donnerstag auf Autos und leichte Nutzfahrzeugen aus dem Ausland einen Zollaufschlag von 25 Prozent zu erheben, hat in der Branche vielleicht in der Höhe, aber an sich niemand mehr geschockt. Zu oft hatte Trump über die europäischen „Schmarotzer“ und andere Handelspartner gelästert, die mit ihren unfairen Handelspraktiken „unsere Arbeitsplätze, unseren Wohlstand wegnehmen“. Bisher lag der Zollsatz für in die USA importierte Fahrzeuge bei 2,5 Prozent. Dagegen erhebt die EU 10 Prozent Zoll auf US-Fahrzeuge.
Trump ist besessen von der Idee, mit den Strafzöllen Jobs zurückholen zu können. Sein Handelsberater Peter Navarro prangerte „ausländische Handelsbetrüger“ an, die die USA in einen „Niedriglohn-Montagebetrieb für ausländische Teile“ verwandelt hätten. Und wettert gegen „Globalisten“, Anhänger des freien Welthandels. Trump stört sich an den strengen hiesigen Emissions- und Sicherheitsstandards und an der in Europa erhobenen Mehrwertsteuer. Dabei betrifft das alle Hersteller. Fast schon unter ging im ganzen Zolltrubel am Freitag die Nachricht, dass die USA ihre Zahlungen an die Welthandelsorganisation WTO ausgesetzt haben.
BMW rechnet mit Milliardenverlust
Hauptziel von Trumps Tiraden: Deutschland und sein mit 780.000 Arbeitsplätzen größter Industriezweig, die Autobranche. Die Deutschen sind größter US-Importeur, 2024 kauften die Amerikaner deutsche BMWs, Mercedes und Audis im Wert von knapp 23 Milliarden Euro – fast die Hälfte des Werts aller Autoimporte aus der EU. Wenn die Verkaufspreise aufgrund von Zöllen steigen, können Anbieter kurzfristig nur mit einer Maßnahme weiter verkaufen: Preise senken.
Allein BMW rechnet damit, dass der Zollstreit mit den USA etwa eine Milliarde Euro Gewinn kosten dürfte. Also reagieren die Hersteller pragmatisch und verlagern die Produktion in die Staaten. Auch VW denkt bereits über den Ausbau seines Werks im Bundesstaat Tennessee nach. Und über eine stärkere Auslastung seiner geplanten Pick-up-Fabrikation in South Carolina.
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Kurzfristig geht Trumps Rechnung also offenbar auf. Insgesamt halten ÖkonomInnen und PolitikerInnen seinen Kurs jedoch für fatal. Zölle erzeugen Gegenzölle oder andere Maßnahmen – und sind also hochriskant. Sie heizen die Inflation an und treffen damit die NormalbürgerInnen am härtesten. Und: Auch US-Firmen sind betroffen: Elon Musk, Regierungsberater und Tesla-Chef, sprach bereits von „nicht trivialen Auswirkungen“ der Zölle auf im Ausland eingekaufte Teile für seine E-Autos. Auch die Börsen leiden. Allein wegen Trumps Ankündigungen trudeln die Aktienkurse weltweit seit Monaten, die US-Notenbank Fed hat ihre Wachstumsprognose für 2025 nach unten korrigiert.
EU bereitet sich auf Handelsdrama vor
Auch in Japan, wo jeder zehnte Arbeitsplatz von der Autoindustrie abhängt, findet Regierungschef Shigeru Ishiba Trumps Kurs „schwer zu verstehen“. Japan kündigte Gegenmaßnahmen an. Genau wie Kanada und Brasilien. China warnte, es gebe „in einem Handelskrieg keine Gewinner“.
Und Europa? Kommissionschefin Ursula von der Leyen erklärte, sie bedaure die US-Entscheidung „zutiefst“. Handelsexperten der EU haben bereits eine Liste mit US-Waren vorbereitet, die mit Gegenzöllen belegt werden können. Allerdings dürften diese nicht alle sofort in Kraft treten.
Die EU bereitet sich auf ein langgezogenes Handelsdrama mit vielen Finten und Fallen vor. Bereits angekündigt ist, dass Mitte April US-Produkte wie Jeans, Whiskey, Motorräder und Erdnussbutter mit Zöllen belegt werden, als Reaktion auf US-Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte. Trump will auf jeden Fall weiter eskalieren: Für den 2. April hat er einen amerikanischen „Freiheitstag“ angekündigt – ein Paket mit neuen Zöllen, wohl auf pharmazeutische Produkte.
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