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Neue Forsa-WahlumfrageNur die Jugend kann uns retten

Der Jugend wird nachgesagt, sie sei rechts. Das stimmt so nicht ganz. Die jungen Linken mobilisieren sich – zum Glück.

Macht die Linke zunehmend sexy: Heidi Reichinnek umringt von jungen Fans Foto: Paul-Philipp Braun/imago

A lso doch, junge Wäh­le­r:in­nen besinnen sich auf das einzig Richtige und wollen wieder links wählen. Das prophezeit zumindest eine Forsa-Umfrage, in der 1.008 Wahlberechtigte zwischen 18 und 29 Jahren befragt wurden. Das Ergebnis: Linke und Grüne sind mit jeweils 19 Prozent Spitzenreiter. Wenn nun die SPD nicht nur bei 7 Prozent herumdümpeln würde, gäbe es fast eine Chance auf Rot-Grün-Rot – zumindest bei den Jungen.

Falls die Umfrage Wirklichkeit wird, wäre die Veränderung im Wahlverhalten junger Menschen enorm: Bei der Europawahl 2024 kamen die drei Parteien links der Mitte bei den 16–24 Jährigen zusammen noch auf historisch schlechte 26 Prozent.

Ist der Rechtstrend unter jungen Wäh­le­r:in­nen also gestoppt? So genau kann man das nicht sagen. Auf der einen Seite wollen laut der aktuellen Umfrage immer noch 17 Prozent der Befragten die AfD wählen. Auf der anderen Seite wird aber gerade eine linke Jugend mobilisiert. Das macht Mut! Irgendwo da draußen gibt es noch junge Gleichgesinnte, die etwas gegen den Rechtsruck haben.

Für viele junge Menschen sind es konkrete Themen, die wahlentscheidend sind. Finde ich ein bezahlbares WG-Zimmer, wenn ich in eine neue Stadt ziehe? Reicht das Bafög? Diese Themen gehen im aktuellen Wahlkampf unter. Einzig die Linkspartei wird bei dem Thema Mieten sichtbar. Schön, dass wenigstens junge Wäh­le­r:in­nen rational für ihre Interessen abstimmen wollen, wenn es schon der Rest der Bevölkerung nicht tut.

Bei der Linkspartei herrscht euphorische Stimmung. Der neue Mitgliederrekord geht vor allem auf das Konto von jungen Menschen, die in die Partei eintreten. Durchschnittlich 28 Jahre sind sie alt und überwiegend weiblich. Aufbruchstimmung geht eben immer noch am besten, wenn sie von jungen Kräften vorangetrieben wird.

Insbesondere mit einer Person wie Heidi Reichinnek an der Spitze, die den richtigen Ton trifft, im Parlament und in den sozialen Medien. In jungen Ohren klingt ihr Wahlkampf um einiges erfrischender als Olaf Scholz’ technokratische Sprache und ist überzeugender als die oberlehrerhafte Attitüde von Friedrich Merz.

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Aber Vorsicht: Wenn es nun heißt, die Jungen wollen links wählen, dann sind es wohl vor allem junge Frauen. Junge Männer tendieren nach rechts und das schon lange. In den Sozialwissenschaften spricht man deswegen auch von einem Gender Gap im Wahlverhalten. Der AfD-Populismus und das Schüren von Ängsten verfangen bei jungen Männern besonders gut. Zur ganzen Wahrheit gehört aber auch: Wir Jungen werden nicht wahlentscheidend sein. Das sind immer noch die Alten. Aber wir werden ja auch irgendwann mal alt.

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3 Kommentare

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  • Also, junge Frauen wählen mehr links, junge Männer eher rechts. Aber das ist sowieso nicht wahlentscheidend, bis sie irgendwann mal alt sind.



    Wen rettet die Jugend jetzt denn damit???

  • Woher kommen den die jungen Menschen und sind die gefragten in der Überzahl? Ich bezweifle stark das die Mehrheit der Jugend nicht rechts sein soll

  • „Nur die Jugend kann uns retten.“

    Deshalb fordere ich, das Wahlalter auf 10 bis 12 Jahre zu senken. Es ist nicht fair, dass eine Wählerschaft, die mehrheitlich aus Senioren und sogenannten „Letztwählern“ besteht, über eine Zukunft entscheidet, die sie selbst kaum noch erleben wird. Diese Zukunft wird für die heutige Jugend mit hoher Wahrscheinlichkeit schlechter aussehen als für Kinder, die beispielsweise in den 1950er Jahren aufgewachsen sind.

    Die heutige junge Generation ist eine Minderheit in einer alternden Gesellschaft, in der die geburtenstarken Jahrgänge zunehmend in den Ruhestand gehen und dennoch politisch dominieren.

    Warum also nicht wenigstens ein bisschen Macht an die Jugend abgeben?



    Wenn es bereits Kinder gibt, die auf Universitäten zugelassen werden und dort erfolgreich studieren, sollte ihnen auch die Möglichkeit eingeräumt werden, politisch mitzubestimmen.



    Die Stimme derjenigen, die diese Zukunft gestalten und ausbaden müssen, sollte endlich Gehör finden.