Abhörskandal in Großbritannien: „Sun“ entschuldigt sich bei Prinz Harry
Die News Group von Rupert Murdoch räumt erstmals ein Fehlverhalten der „Sun“ ein. Sie entschuldigt sich auch für den Umgang mit Diana.
Es war das erste Mal, dass der Konzern ein Fehlverhalten bei seiner Zeitung Sun einräumte. Zu einem Prozess gegen die Gruppe, der eigentlich diese Woche beginnen sollte, kam es damit nicht.
Der 40-jährige Harry und ein weiterer Kläger, ein ehemaliger Abgeordneter, waren die letzten von mehr als 1.300, die sich noch nicht außergerichtlich mit dem Medienkonzern geeinigt hatten. Zu diesen gehörte auch Schauspieler Hugh Grant. Die Vorwürfe umfassten Abhöraktionen von 1994 bis 2016.
Noch im Dezember hatte Prinz Harry gesagt, er wolle es auf einen Prozess ankommen lassen, um die Verantwortlichen für die Abhöraktionen zur Rechenschaft zu ziehen. Selbst bei einem Sieg vor Gericht hätte er allerdings potenziell astronomische Gerichtskosten selbst bezahlen müssen.
„Überwachung und Missbrauch privater Informationen“
Murdochs News Group, die neben der Sun auch die in Verruf geratene und eingestellte Zeitung News of the World betrieben hatte, räumte in der Erklärung „Überwachung und Missbrauch privater Informationen durch Journalisten und Privatdetektive“ ein – Anschuldigungen, die der Konzern vor dem Prozess noch energisch zurückgewiesen hatte.
Die Erklärung ging sogar über die Vorwürfe der Klage hinaus. Die News Group erklärte, sie habe auch in das Leben von Harrys Mutter, der verstorbenen Prinzessin Diana, eingegriffen. „Wir erkennen den Kummer an, den wir dem Herzog zugefügt haben, und entschuldigen uns dafür“, hieß es in der Erklärung. Man habe sich bereit erklärt, ihm eine beträchtliche Entschädigung zu zahlen.
Der Prozess hätte eigentlich am Dienstagmorgen beginnen sollen, doch wegen der Gespräche über eine Einigung verzögerte sich der Auftakt. Es war eine von drei Klagen, in denen Harry britische Boulevardzeitungen beschuldigte, seine Privatsphäre durch das Abhören von Telefonnachrichten oder den Einsatz von Privatdetektiven verletzt zu haben.
Seine Klage gegen den Herausgeber des Daily Mirror endete mit einem Sieg vor Gericht. Das dritte Verfahren gegen den Herausgeber der Daily Mail soll im kommenden Jahr beginnen. Ob es nach der Einigung mit der News Group dabei bleibt, ist unklar.
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