Umweltbewegung feiert Entscheidung: Kraftwerk Tiefstack doch ohne Holz
Im Kraftwerk Tiefstack wird künftig Gas verfeuert. Ursprünglich sollte die Steinkohle erst durch Buschholz aus Namibia, später durch Pellets ersetzt werden.
Im Zuge des Kohleausstiegs wollen die HEnW die Steinkohlefeuerung an dem Standort im Hamburger Osten „durch modulare Erzeugerparks ersetzen“, wie es aus dem Unternehmen heißt. Einerseits wird zusätzliche Abwärme aus der Müllverbrennungsanlage Borsigstrasse angezapft, was bereits seit einem halben Jahr geschieht. Andererseits soll noch in dieser Heizperiode Abwärme aus dem Werk des Kupferherstellers Aurubis ausgekoppelt werden.
Des Weiteren sollte eine Biomassefeuerung Strom und Wärme liefern. Anfänglich hatte die Hamburger Umwelt- und Energiebehörde dafür Buschholz aus Namibia vorgesehen. Doch nach massiver Kritik aus Umweltverbänden, die in den Plänen „neokoloniale Muster“ erkannten, lenkte die Umweltbehörde im Mai 2021 ein.
Stattdessen sollten Holzpellets eingesetzt werden. Von einem Bedarf zwischen 200.000 und 400.000 Tonnen sprachen nun Umweltverbände. Zwar sollten Nachhaltigkeitskriterien berücksichtigt werden, doch Nabu, Deutsche Umwelthilfe und andere Verbände erklärten, die Kriterien würden den Einsatz von Holzpellets „aus Kahlschlägen in den USA oder dem Baltikum nicht ausschließen“.
So kam es zu der weiteren Änderung. Man verzichte auf „die geplante bivalente Feuerung mit wahlweise Biomasse oder Erdgas zugunsten einer Umstellung auf eine reine Erdgasfeuerung“, erklärte das Unternehmen jetzt – was freilich den Erdgasbedarf erhöht. Während es aus der Grünen-Fraktion Hamburg heißt, die „engagierte Zivilgesellschaft“ habe „dieses wichtige Thema vorangebracht“, begründen die HEnW ihren Schritt mit „aktuellen Entwicklungen auf den Energiemärkten und in der Regulierung“.
Nicht nur Erdgas soll nach der Abkehr vom Holz eingesetzt werden, sondern auch eine Flusswasser-Wärmepumpe. Eine solche war ohnehin geplant, nun soll ihre Leistung auf 60 Megawatt verdoppelt werden. Damit wird ein Teil der Wärme künftig aus dem Wasser in der Billwerder Bucht kommen. Nur stromseitig geht die Rechnung nicht auf: Während der Biomassekessel neben der Wärme auch Strom erzeugt hätte, wird die Wärmepumpe künftig ein großer Stromverbraucher sein.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Leak zu Zwei-Klassen-Struktur beim BSW
Sahras Knechte
Wahlkampf in Deutschland
Rotzlöffeldichte auf Rekordniveau
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
USA entwerfen UN-Resolution zum Krieg in der Ukraine ohne jede Kritik an Russland
+++ Die USA unter Trump +++
Trump entlässt den Generalstabschef der US-Streitkräfte
Regierungsbildung nach Österreich-Wahl
ÖVP, SPÖ und Neos wollen es jetzt miteinander versuchen
Klimaneutral bis 2045?
Grünes Wachstum ist wie Abnehmenwollen durch mehr Essen