: Werders Frauen ohne Überraschung
Im Nordderby der Frauen-Bundesliga unterliegt Werder Bremen dem VFL Wolfsburg 1:3. Die Bremerinnen gehen dennoch zufrieden in die Winterpause
Von Ralf Lorenzen
Schnee wünscht sich Livia Peng zwar erst zu Weihnachten beim Heimaturlaub in den Schweizer Bergen – frostiges Winterwetter erwartete die Torfrau von Werder Bremen aber schon beim Jahresabschluss im Heimspiel gegen den VFL Wolfsburg auf Platz 11 neben dem Weserstadion. Da der Ball die meiste Zeit zwischen den Strafräumen zirkulierte, hatte die Schweizer Nationaltorhüterin wie ihr Gegenüber Merle Frohms viel damit zu tun, sich mit Übungen und Sprints warmzuhalten.
Dieses Nordderby leitete bereits die Rückrunde der Bundesliga-Saison ein. Im Hinspiel hatte Werder den früher übermächtigen Wolfsburgerinnen mit einem 3:3 überraschend einen Punkt abgeknöpft. In der Folge konnten die Bremerinnen ihre in der Vorsaison erreichte Position im Mittelfeld der Liga stabilisieren und dabei den Rückstand auf das obere Tabellendrittel verringern.
Die Wolfsburgerinnen brauchten zu Beginn der Saison etwas Zeit, um die Abgänge von Nationalspielerin Lena Oberdorf, Torschützenkönigin Ewa Pajor sowie Kapitänin Dominique Janssen zu kompensieren. Inzwischen sind sie mit Eintracht Frankfurt, Titelverteidiger Bayern München und Bayer Leverkusen wieder Teil der Spitzengruppe. In der Champions League löste das Team von Tommy Stroot am Mittwochabend gegen die AS Rom souverän das Ticket für das Viertelfinale.
Entsprechend selbstbewusst gingen die Wolfsburgerinnen in das Spiel. Mit dem ersten ernsthaften Angriff erzielten sie nach sechs Minuten die Führung. Peng konnte einen 14-Meterschuss von Rebecka Blomquist nur vor die Füße vor Pajor-Nachfolgerin Lineth Beerensteyn abwehren, die keine Mühe hatte, den Ball zu verwerten.
Während die meisten Zuschauer wohl noch damit rechneten, das Spiel würde früh den befürchten Verlauf nehmen, erzielte Lara Schmidt mit einem leicht abgefälschten Schuss aus gut 20 Metern den Ausgleich. Etwas zu berauscht von diesem Erfolgserlebnis vernachlässigten die Bremerinnen dann kurz die Absicherung nach hinten. Nationalspielerin Lena Lattwein schickte mit einem langen Ball hinter die Kette Beerensteyn auf den Weg zur erneuten Führung. Da waren gerade einmal neun Minuten vergangen.
Nach einer kurzen Druckphase der Bremerinnen verflachte die Partie dann allerdings. Werder gelang es bis auf zwei gefährliche Aktionen, die Wolfsburgerinnen vom eigenen Tor entfernt zu halten, ohne selbst Gefahr auszustrahlen. Erst in der vierminütigen Nachspielzeit der ersten Hälfte wurde es bei mehreren abgeblockten Schussversuchen der Wolfsburgerinnen noch einmal turbulent.
Nötig wurde die Nachspielzeit durch zwei Verletzungsunterbrechungen. Werder-Spielerin Reena Wichmann humpelte früh mit dick bandagiertem Knie vom Platz. Auf der Gegenseite konnte Alexandra Popp nach einem Tritt in die Wade trotz starker Schmerzen weitermachen. Die Ex-Torjägerin der Nationalmannschaft taucht in ihrer neuen Rolle im defensiven Mittelfeld zwar nur noch selten vor dem gegnerischen Tor auf, zeigte aber mit körperlicher Präsenz und spielerischen Lösungen immer wieder, wie wertvoll sie noch ist.
Auch in der zweiten Hälfte gelang es den Bremerinnen, das Spiel gegen das Wolfsburger Starensemble ausgeglichen zu gestalten, der erneute Ausgleich lag aber nicht wirklich in der Luft. Spielerische Fortschritte im Aufbau sind bei den Bremerinnen unverkennbar; gegen absolute Spitzenteams fehlt allerdings immer noch die Durchschlagskraft im Angriff.
Werder machte den Wolfsburgerinnen viel Mühe, scheiterte aber an deren individueller Klasse. „Wenn wir einen richtig guten Tag gehabt hätten, wäre mehr drin gewesen“, sagte Werders Trainer Thomas Horsch anschließend, wirkte insgesamt aber nicht unzufrieden. „Ich gehe mit einem Grinsen aus diesem Jahr, wir haben eine super Hinrunde gespielt“, sagte er.
Je nach Ausgang der Spiele am Sonntag und Montag wird Werder als Sechster oder Siebter überwintern, die Wolfsburgerinnen zwischen Platz zwei und vier. Livia Peng kann nun wie ihre Kolleginnen in den Weihnachtsurlaub aufbrechen; die Wolfsburgerinnen treten am Dienstag noch zum letzten Gruppenspiel der Champions League bei Olympique Lyon an.
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